Manchmal
ist es ja doch gut, wenn ein Filmabspann lange dauert. Die Zeit reicht immerhin
zum Trocknen der feuchten Augen oder sogar der Tränen. Obzwar es bei diesem
Film ein eher versöhnliches Ende gab, hätte man bei der letzten Sequenz das Fallen
einer Nadel hören können. Und glaubt mir, ich war dieses Mal nicht allein im
Saal.
Was
die Zuschauer in den zwei Stunden geboten bekommen, ist eine hochemotionale
Geschichte von Krieg, Liebe und Fußball. Vor allem Fußball. Marcus H. Rosenmüllers Filmepos ist ein
Hohelied auf diese Sportart. Das ist aber beileibe nicht der Fußball, wie wir
ihn heute als Profigeschäft mit unzähligen Millionären vor und hinter den Kulissen
kennen, sondern das reine Spiel mit dem runden Leder, wie es noch in der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts gespielt, ja, gelebt wurde. Und das ganz
besonders im Mutterland des Fußballs: England.
Dorthin
hat der Krieg auch Bernd Trautmann, genannt
Bert, verschlagen. Als seine
deutschen Kammeraden aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden, ist Trautmann geblieben und hat eine
beeindruckende Torwartkarriere bei Manchester City hingelegt.
Marcus H.
Rosenmüller sagte
in einem Interview mit dem DONAUKURIER zu dem Thema seines Films: „Ich konnte
gar nicht glauben, welch großartigen Filmstoff, der weit über eine
Sportlergeschichte geht, ich da in den Händen hielt.“ Wahrlich. Das ist bei
weitem mehr als eine Sportlerbiographie, was der Regisseur hier auf die
Leinwand gebracht hat. Es gibt in dem Film viele dramatische Szenen mit zum
Teil existenziellem Tiefgang. Es geht um Leben und Tod, um Schuld und Sühne, um
Liebe und Gesellschaftszwänge, und die versöhnende Macht des Fußballs.
Und
dann ist da noch die traumatische Aufarbeitung des Krieges. Das sind eigentlich
die großen Chancen für Charakterschauspieler. David Kross (*1990) gehört zu dieser Art Schauspieler, die ohne
große Gestik die tiefenpsychologischen Vorgänge im Innern eines Menschen
sichtbar machen können. Marcus H.
Rosenmüller konfrontiert uns mit einem Bernd
Trautmann (1923 – 2013), der so gar nicht in das Bild der heutigen
Fußballstars passen will. Wieviel bei diesen dramatischen Szenen Realität und
wieviel Fiktion ist, wird das Geheimnis des Regisseurs und der
Drehbuchschreiber bleiben. Aber vor allem sie sind es, die den Film von der
Schiene des rein biographischen Erzählens in die Sphären des Schicksalhaften
heben. Da mag dann die eine oder andere Träne schon erlaubt sein. Man lebt halt
mit und ist in diesen Momenten in einer anderen Welt, nämlich die des Films.
Auch
die anderen Besetzungen des Streifens kann man als gelungen bezeichnen. Margaret, Trautmanns Frau, wird souverän von Freya Mavor dargestellt. Und Jack,
Margarets Vater und Coach des
Provinzclubs St Helens Town ASC, verkörpert den fußballverrückten Leidenden
am Feldrand, wie es ihn weltweit in millionenfachen Ausführungen gibt. Er wird in sympathischer
Form von John Henshaw gespielt.
Fußballliebhaber
sollten sich diesen Film nicht entgehen lassen, auch wenn es in den Medien
kritische Stimmen gibt, die den einen oder anderen realen Aspekt aus der
Biographie des Bremers Bernd Trautmann
in dem Film vermissen. Ich zumindest bin nicht ins Kino gegangen, um mir eine
geschichtlich und biographisch genau recherchierte Dokumentation anzusehen,
sondern einen auf (einigen) Tatsachen beruhenden Spielfilm. Und ich habe es
nicht bereut.
Anton Potche
Trautmann; D;
Regie: Markus H. Rosenmüller; Darsteller: David Kross, Freya Mavor, Gary Lewis, John Henshaw, Dervla Kirwan, Harry Melling, Mikey Collins
u.a.; Spieldauer: 120 Minuten
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