Der
Begrüßungsapplaus setzt ein. Die Musiker steigen herab, durchschreiten das
Kirchenschiff und gruppieren sich um das eigenwillige Cello mit seiner
vorgegebenen Stimmung. Das Konzert kann beginnen. Antonio Vivaldi (1678 – 1741): Concerto
B-Dur für Violine, Violoncello, Streicher und Basso continuo RV 547 steht
auf dem Programm. Nur …
Hier stehen Profis mit Leib und Seele unter dem weltberühmten Deckenfresko von Cosmos Damian Asam. Und die wissen, dass von den exotischen, fantastischen und nicht zuletzt der Bibel entsprungenen Figuren über ihnen auch schon mal ein Augenverdrehen zu erwarten ist, wenn das, was hier emporklingt, nicht einwandfreie Tonkunst ist. Also wird noch einmal eingestimmt. Und dieses Procedere wird dann weiter vor jedem Satz wiederholt. Nur …
Das stört niemand in der wie so oft sehr gut gefüllten Kirche. Denn ob Allegro, Andante oder Allegro molto, dieses Vivaldi-Konzert überzeugt. Die Mühe des Einstimmens lohnt sich. Das gilt auch für die acht folgenden Lieder aus Laudate pueri G-Dur für Sopran, Flöte, Streicher und Basso continuo RV 601. Auch diese liturgische Musik stammt aus der Feder Vivaldis und begeistert das in absoluter Reglosigkeit verharrende Publikum. Wie dahinschwebend dieses Sit nomen Domini, welch eine Gänsehaut produzierendes Ohrwurmthema in A solis ortu, wie perfekt diese Abstimmung der Flöten- mit der Sopranklangfarbe und, und, und. Nur …
Fotos: Anton Potche |
Hätte
der Musiker an der Violone (das ist heute der Kontrabass) nicht bei
Konzertbeginn auf das Ungemach mit der Stimmung der Instrumente hingewiesen,
hätte das auch niemand bis zum letzten Ton erkannt. So verlassen die Zuhörer
den kirchlichen Konzertsaal mit dem Bewusstsein, einem musikalisch in allen Fassetten
hochklassigen und auch spannenden Konzert beigewohnt zu haben. Und so mancher
wird sich, zu Hause angekommen, vielleicht noch einmal die Biografien der im
Programmheft dieser Konzertreihe veröffentlichten Vitas der Protagonisten dieser
hervorragenden Musikdarbietung zu Gemüte führen: Felix Stross (Barockvioloncello), Marina Momeny (Barockvioline), Veronika
Stross (Barockviola), Günter
Holzhausen (Violone), Kozue Sato
(Flauto Traverso), Tomomi Arakawa
(Cembalo) und die begeisternde Beate
Hariades (Sopran); die zweite Barockvioline wurde von einer Gastmusikerin
gespielt. Und sie, die interessierten Musikfreunde, werden sich nach der
Lektüre, erklären können, warum eine gediegenen Ausbildung, Talent und Einsatzfreude, aber auch viel
Nervenstärke zusammengehören, um ein solches Konzert zu gestalten.
So
geschehen in den Mittagsstunden des 21. Juli 2019.
Anton Potche
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