Wer kennt ihn nicht, den kleinen Helden Peter
Pan, aus dem Theaterstück und Roman von James Mathew
Barrie (1860 – 1937)? Seit 1902 treibt er zur Freude von
Millionen Kindern und auch so manchen Erwachsenen sein zauberhaftes
Unwesen. Es geht auch in dieser Geschichte um Gut und Böse. Und, ach
wie schön, das Gute siegt. Leider, leider ist es im wirklichen Leben
oft umgekehrt.
So war es auch beim wirklichen Peter Pan. Der soll im
Banater Berglanddorf Rusca Montană, das zusammen mit Rușchița eine
administrative Einheit bildet, im Jahre 1897 geboren worden
sein. Das schreibt die rumänische Journalistin Liana Păun
in einem Artikel in PressAlert (28. Juli 2018), in dem sie über
den weltberühmten Marmor aus Rușchița
berichtet.
Liana Păun
beschreibt in anteilnehmenden
Formulierungen den Lebensweg des wirklichen Peter
Pan: „Er arbeitete, noch Kind,
im Marmorsteinbruch von Rușchița. Nach dem
Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der junge Banater Schwabe in
die österreich-ungarische Armee rekrutiert, ins 30.
Infanterieregiment Honved.
Beim Weggehen hat er angeblich eine Haselnussstrauchpfeife
mitgenommen, im Quersack einen erblühten Ast, ein Geschenk von dem
Mädchen, das ihn liebte, eine Muschel von einem Freund aus dem Dorf,
der als Seemann in Venedig lebte, und ein Stück Rușchițaer Marmor,
das seine Mutter ihm gab als Erinnerung an die Heimat. Peter
Pan ist in den Kämpfen zwischen der
österreich-ungarischen und der italienischen Armee kurz vor
Kriegsende im September 1918 mit nur 21 Jahren gefallen.“
In anderen rumänischen Zeitungen, erfährt man
mehr über das familiäre Umfeld von Peter
Pan, dem wahrhaftigen. So berichtet die
Zeitung ADEVĂRUL vom 27. Februar 2016, dass der
junge Soldat aus dem Banater Bergland ein uneheliches Kind war. Seine
Mutter, Maria Pan,
war 18 Jahre alt, als sie den Jungen gebar. Sie hat ihn allein
großgezogen. Schon mit 14 Jahren arbeitete der Junge im Rușchițaer
Steinbruch. Liliana
soll das Mädchen geheißen haben, das Peter
im Dorf zurückließ, als er in den Krieg zog, und Ovidiu sein zum „vagabundierenden Seemann“ gewordener Freund aus
Kindertagen.
FotoQuelle: https://adevarul.ro/ |
Heute gibt es in Rusca
Montană, das damals in der österreich-ungarischen Zeit den Namen
Ruszka-Bánya trug,
eine Peter-Pan-Straße, einen
Monte-Grappa-Platz mit einem kleinen Peter-Pan-Obelisk und eine
Erinnerungstafel am Elternhaus von Peter
Pan (Foto).
Leider ist dieses Haus heute dem Verfall preisgegeben. Sogar die
Erinnerungstafel wurde von Italienern und nicht von Rumänen dort
angebracht, wie übrigens auch das Denkmal auf dem Dorfplatz, das vor allem Ferdinando
Celi zu
verdanken ist.
FotoQuelle:www.PressAlert.ro |
Das Weiterleben seines Namens verdankt der wahre Peter Pan
nämlich nicht dem Fabelwesen Peter Pan aus J. M. Barries
Roman und den zahlreichen nachfolgenden Theaterstücken und Filmen,
sondern dem italienischen Investigativjournalisten Ferdinando Celi
(†
2014), der Peter Pans Grab auf einem Heldenfriedhof und
seinen Namen auf dem berühmten Monte-Grappa-Mausoleum im Raum
Venetto fand (Foto). Er hat auch weitere Recherchen angestellt und ist auf
die kurze Lebensspur des Peter Pan aus dem Banater Bergland
gestoßen. Im Jahre 2008 hat er das Buch Soldato Péter Pan
veröffentlicht. Leider ging dessen Geschichte nicht so gut aus wie
die seines weltberühmten fiktiven Namensvetters aus dem
„Nimmerland“. Dass er ein Banater Schwabe war, würde ich aber eher bezweifeln, stand seine Wiege doch weder in der Banater
Heide noch in der Hecke sondern eben im Banater Bergland. Und dass es
dort nach wie vor Deutsche mit einer eigenen Geschichte gibt, ist
kein Geheimnis.
In der in Hunedoara erscheinenden
Halbjahreszeitschrift PERSPECTIVE ISTORICE, nr. 9/2014 kann man
nämlich lesen, dass es „in der Region Venetto […] viele Träger
des Namens Pan gibt. Im Jahre 1880 sind Menschen aus dieser Region
nach Siebenbürgen und ins Banat gezogen, angelockt von den
finanziellen Versprechungen und der in Aussicht gestellten Erlangung
von Grund und Boden. Österreich-Ungarn wollte das Banat mit
Fachleuten besiedeln, um so den Überhang der rumänischen
Bevölkerung zu minimieren. So hat es den Anschein, dass Peter Pan
durch seinen Einsatz an der Front in der Region Venetto nach Hause
zurückgekehrt ist, wo vielleicht schon seine Vorfahren gestorben
sind.“ Ein weiteres Beispiel, wie Peter Pan die Gemüter
berührt, ganz unabhängig von der historischen Genauigkeit der ihn
und sein Umfeld betreffenden Daten.
Anton Potche
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