Rumänien – Niederlande 0:3
Sport ist eine
Kultursparte wie bildende Kunst, Literatur oder Musik. Es kommt immer
darauf an, was man aus der entsprechenden Kunstform macht. Manchmal
kann auch Sport Kunst sein, und ab und zu sogar Fußball. Die
Ingolstädter Tageszeitung DONAUKURIER hat sich eine Rubrik einfallen
lasse, die sie unter dem Titel EM-Serie „Länderspiel“
führt und damit 24 Steckbriefe der teilnehmenden Mannschaften,
besser gesagt ihrer Heimatländer, veröffentlicht.
Die Folge 9
dieser Kulturschau stellt Rumänien vor. Der diesen Beitrag
signierende Journalist Alexander Petri (andere Artikel der
Serie wurden von anderen Zeitungsschreibern verfasst) hat den etwas
rätselhaften Titel Dracula saugt Blut und manchmal Geld für
seine kurze Präsentation gewählt, die er anhand von neun
Stichworten anschaulich in Kurzform präsentiert – aber
schon etwas ausführlicher als hier dargestellt.
1.)
Schönes Klischee –
lässt auch Nichtkenner Rumäniens schnell an Transsylvanien
und Graf Dracula
denken.
2.)
Nationalgericht –
kann für Kenner dieses Landes nur Mititei sein. Aber mit Senf bitte.
3.)
Nationalgetränk –
Țuica.
Was
sonst? Deutsch geschrieben ist es Zuika, ein „beliebter
Pflaumenschnaps“.
4.)
Erstes Wort der Nationalhymne
– hat etwas mit Erwachen
zu tun, ist aber nicht unbedingt als Glaubensbekenntnis
(Auferstehung) gedacht.
5.)
Diese Deutschen hinterließen Eindruck
– gemeint sind die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben.
6.)
Das muss man gesehen haben
– kann es aber nur zwischen Juli und Oktober. Im Rest des Jahres
ist die Hochbergstraße über das Făgăraș-Gebirge
gesperrt.
7.)
Marktwert der Nationalmannschaft
– halb so groß wie der des Engländers Jude
Bellingham.
8.)
Berühmtester Nichtfußballer des Landes
– Ion
Țiriac.
9.)
Flagge – Blau, Gelb,
Rot.
Und
wer ist mit dem „Blut und manchmal Geld“ saugenden „Dracula“
gemeint. Des Rätsels Lösung steht unter einem Foto: „Graf Dracula
der Tenniswelt: Ion Țiriac
ist bekannt als
Unternehmer und Ex-Manager Boris Beckers. Der 85-Jährige ist laut
FORBES zweitreichster Rumäne.“
So
viel zur Kultur eines Landes, die im Groben von der Sportseite einer
Zeitung vermittelt wird. Immerhin kann so zumindest Neugierde oder
gar Interesse für ein Land, das man nicht kennt, erweckt
werden. Je
länger eine Mannschaft oder ein Sportler im Wettbewerb bleibt, je
interessanter wird sie oder er für die Zuschauer im Stadion oder vor
dem Fernseher. Und das ist
schon mal eine positive Charakteristik einer internationalen
Sportveranstaltung.
Die
rumänischen Fußballer haben immerhin bis zu ihrem vierten Spiel bei
der Fußball-Europameisterschaft die Blicke vieler Fußballfans auf
Land und Leute ihrer Heimat angelockt.
Im Achtelfinale dieser Veranstaltung trennte sich aber schon mit
kleinen Ausnahmen die Spreu vom Weizen. Die Rumänen haben nach 2000
heuer zum
zweiten Mal die Gruppenrunde überstanden. Gestern Abend war in der
Münchner Allianz-Arena aber Schluss. Sie hatten in ihrem vierten
Spiel gegen die Niederländer (oder Holländer, oder Oranje, oder
Elftal) nicht den Hauch einer Chance und verloren mit 0:3.
Der
Co Kommentator von ARD, Thomas
Hitzlsperger,
warnte schon vor dem Spiel: „Die Rumänen sollten sich nicht so
sehr von der Euphorie leiten lassen.“ Genau das machten dann aber
die temperamentvollen Kicker aus dem südosteuropäischen Land. Sie
rannten wild gegen die zu Beginn gedoppelten Abwehrreihen der
Niederländer an. Das lief so eine gute viertel Stunde. Dann
lösten sich die Niederländer aus ihrem Verteidigungssystem und
begannen das Tor der Rumänen zu bedrängen.
Unter
den Augen von Gheorghe
„Gică”
Hagi
(*1965)
und Mircea
Lucescu
(*1945)
in den Zuschauerrängen flog der Ball dann schon in der 20.
Minute in Florin
Nițăs
Tor. Cody
Gakpo,
einer der besten Niederländer, hat mit
einem satten Schuss aus der linken Strafraumseite getroffen. In der
36. Minute musste der Verteidiger Vasile
Mogoș,
bei CFR
Cluj
unter Vertrag, nach
einem heftigen Zusammenprall mit einem Niederländer ausgewechselt
werden. Für ihn kam Bogdan
Racovițan
- spielt in
Polen bei Raków
Czestochowa.
Am
Spiel änderte sich aber nichts. Immerhin ging es mit nur 1:0 in die
Pause.
In
der zweiten Hälfte hatte man Phasenweise das Gefühl, die Rumänen
würden mit einer zweiten Luft agieren. Als die aber immer spärlicher
wurde, wechselte der rumänische Trainer Edward
Iordănescu
in
der Hoffnung, doch
noch eine Verlängerung zu erzwingen. Diese Hoffnung machte aber
Donyell
Malen
gleich zweimal in der 83.
und 93.
Minute zunichte.
Die Niederländer scheinen einen Formanstieg zu verzeichnen. Ob der sich fürs Viertelfinale konserviert oder intensiviert, werden wir bald erfahren.
Mannschaften
Rumänien:
Florin
Niţă
- Andrei
Raţiu,
Radu
Drăguşin,
Andrei
Burcă,
Vasile
Mogoş
(Bogdan
Racoviţan,
38) - Marius
Marin
(Alexandru
Cicâldău,
72) - Dennis
Man,
Nicolae
Stanciu
(Darius
Olaru,
88), Răzvan
Marin,
Ianis
Hagi (Denis
Alibec,
72) - Denis
Drăguş (Valentin
Mihăilă,
72).
Niederlande:
Bart
Verbruggen
- Denzel
Dumfries,
Stefan
de Vrij,
Virgil
van Dijk,
Nathan
Ake
(Micky
van de Ven,
69) - Jerdy
Schouten
(Joey
Veerman,
69), Xavi
Simons,
Tijani
Reijnders
- Steven
Bergwijn
(Donyell
Malen,
46), Memphis
Depay
(Daley
Blind,
90+2), 11. Cody
Gakpo
(Wout
Weghorst,
84).
Die
deutschen Schiedsrichter Felix
Zwayer
sowie seine Assistenten Stefan
Lupp
und Marco
Achmüller
hatten mit dem durchwegs fairen Spiel keine Probleme.
Anton
Potche
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