Er gibt auf. Falsch. Er gibt den
Taktstock weiter. Auch falsch. Denn er wird ohne Musik nicht leben
können. Und einen Taktstock hat er nie geschwungen. Er hat selbst
gespielt, mitgespielt mit seinem Blasorchester. Tenorhorn, Posaune
und Marchingbone. Und immer vor seinem Orchester, dem besten der
Welt, stehend. Zeichen gebend. Mit präziser aber nicht überbetonter
Gestik. Das und noch viel mehr ist Ernst Hutter, seit 25
Jahren musikalischer Leiter des Blasmusikorchesters Die
Egerländer Musikanten – Das Original.
Heuer ist Ernst Hutter mit
seinem Orchester zum letzten Mal auf Tournee. Diese Abschiedstour
steht unter dem Motto Mein Finale. Vom 27. Dezember 2024 bis
zum 31. August 2025 wird Ernst Hutter noch achtundvierzig Mal
vor (vorne von rechts) drei Tenorhörnern, einem Schlagzeug, vier
Klarinetten und dahinter (v. r.) vier Flügelhörnern, einer
Trompete, zwei Tuben und drei Posaunen stehen, Zeichen geben und vor
allem mitspielen. Denn was hier hinter ihm sitzt und musiziert, ist alles, was man sich unter musikalischer Sanftheit und Wucht nur
vorstellen kann. Und es ist vor allem ein nicht enden wollender
Melodienreigen.
Nach ihrem Tourneeauftakt in der
Nürnberger Meistersingerhalle vor ausverkauftem Haus spielten Die
Egerländer Musikanten – Das Original einen Tag später im
leider nicht voll besetzten Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters.
Es war auch diesmal Gänsehaut pur: diese Crescendi und Decrescendi,
sich wellenförmig über einen, zwei Takte auf- und abbauend, und das
immer wieder. Dazu noch fabelhafte Unisono-Passagen. Das ist
konzertante Blasmusik höchster Güte. „Blasmusik auf Spitzenlevel
live“ nennt der DONAUKURIER-Chronist Lorenz Erl das soeben Erlebte.
Einen Tag später sitzt der ab
sofort legendäre Ernst Hutter zur Mittagszeit im Studio von
BR Heimat und lässt sich vom ebenso legendären Schorsch Ried
ausfragen. Eine Stunde lang unterhielten sich die zwei
Blasmusikexperten im wahrsten Sinne des Wortes über das Schönste,
was es für sie und nicht nur sie im Universum der Töne, Harmonien
und Melodien gibt. (Natürlich bereichert mit viel Musik.) Und es
dauerte gar nicht lange, da „menschelte“ es bei Hutter.
Dabei spürte man die Ehrlichkeit seiner Worte und es wurde
vielleicht dem einen oder anderen Radiozuhörer bewusst, dass er
selber ganz unbewusst Teil einer musikhistorischen Entwicklung war,
als Fan natürlich, und der nie genug von dieser Kapelle mit ihren nur
zwei musikalischen Leitern in ihrer langen Existenz (69 Jahre) haben konnte.
Originalton Ernst Hutter: „Es gibt ja nicht nur dieses
Datum, 25 Jahre seit ich die Leitung der Egerländer Musikanten
hatte, sondern auch die 14 Jahre davor mit Ernst Mosch.
An die denke ich natürlich immer zurück, auch in diesen Tagen. […]
Ich bin damals mit 27 Jahren zu Ernst Mosch gekommen. Er war
damals 60 Jahre alt, dann durfte ich die nächsten 14 Jahre mit ihm
tolle Konzerte erleben, hab aber auch erlebt, wie Ernst Mosch
gebrechlich wurde, alt wurde. Schon interessant, wenn man diese
menschlichen Dinge einmal sich so durch den Kopf gehen lässt. Und
dann durfte, musste, sollte ich mit 43 Jahren seine Arbeit
weiterführen. Und jetzt nach 25 Jahren mach ich meinen Abschied.“
Der Meister Ernst Hutter nimmt Abschied FotoQuelle: die-egerlaender.de |
Der designierte Nachfolger als
musikalischer Leiter der Egerländer Musikanten – Das
Original ist der 1985 geborene Alexander Wurz. Auch er
spielt Tenorhorn und Posaune und soll am 7. November 2025, zum 100.
Geburtstag des Gründers Ernst Mosch, die Nachfolge Ernst
Hutters antreten. Möge es ihm so ergehen wie seinen zwei
Vorgängern!
Anton Potche
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen