Donnerstag, 10. April 2025

Überraschung beim Besuch der Konzertgeneralprobe

Man kann sich fragen, ob eine Konzertgeneralprobe gleichzusetzen ist mit einem Konzert? Die Antworten sind natürlich unterschiedlich und jeder Musikliebhaber wird damit seine eigene Erfahrung gemacht haben, falls ihn nicht schon eine Probe vom Besuch eines als öffentlich ausgeschriebenen Ereignisses abhält. In Ingolstadt pflegen die Georgier, also das Georgische Kammerorchester, seit vielen Jahren, ihre Hauptproben von einigen Konzerten (nicht allen) für Zuschauer zugänglich zu machen. Morgens um 10 Uhr für Rentner, hieß es vor Jahren – Eintrittspreis 6 Euro.

Ich habe vor Jahren ab und zu einige dieser Generalproben besucht. Es war für mich schon immer sehr spannend, zu sehen, wie Musik entsteht – live auf der Bühne – und nicht in einem Studio. Vorneweg ist das eine hochinteressante Erfahrung. Da wird gearbeitet im wahrsten Sinne des Wortes. Um das, was am Abend um 20 Uhr einem interessierten Konzertpublikum – oft mit ausgefeiltem Musikgeschmack und auch Kenntnissen dieser Kultursparte – ein je besseres Konzert zu präsentieren. Corona war wie so oft schuld auch daran, dass ich diese Gewohnheit der Besuche von Hauptproben der Georgier verlor.

Heute Morgen habe ich mich endlich zusammengerissen. Jetzt gehst in die Generalprobe. Das kann bei diesem Programm nicht verkehrt sein: Jacques IbertHommage á Mozart, Robert SchumannViolinkonzert d-Moll, Erich Wolfgang KorngoldTänzchen im alten Stil, Ludwig van Beethoven2. Sinfonie D-Dur op. 36; Benjamin Schmid – Violine, Ariel Zuckermann, Leitung. Ich habe meiner Finanzministerin, also meiner Frau, 10 Euro als Eintrittsgeld verlangt - weil ich noch ein paar Münzen in der Brieftasche hatte. Einen 10er-Schein hatte sie nicht und gab mir einen 20er, den ich dankbar nahm, da mir schon ein Kaffee nach der Generalprobe vorschwebte. Im Stadttheater fand ich mich dann in einer Schlange am Eintrittspult wieder. Die zweite Frau vor mir hatte ihre Brieftasche in der Hand und bat um eine Karte. Die junge Frau hinter dem Pult sagte: 22 Euro. Die Frau war erst mal sprachlos. Dann warf sie einen Blick in ihre Brieftasche und sagte mit leiser Stimme: „Nein, danke, dann nicht“, drehte sich um und ging von dannen. Uff! Ich war in diesem Moment meinem Schatzmeister sehr dankbar.

Zur Generalprobe nur so viel: Es war ein Erlebnis. Ein sehr gut gelauntes GKO (mit geliehenem Bläsersatz) und ebenso ein Dirigent Ariel Zuckermann und ein Solist Benjamin Schmid boten sehr interessante Einblicke in (wie ich es empfand) gute Konzertarbeit.

Zuhause angekommen, sah ich Herrn Ariel Zuckermann wieder. In der Stadtratssitzung (Livestream) plädierte er für die Umbenennung des Georgischen Kammerorchesters ohne definitiv einen neuen Namen zu nennen. Im Gespräch ist Kammerphilharmonie Ingolstadt. Die Mehrheit des Stadtrats hat zugestimmt. Heute Abend wird aber noch das GKO im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters konzertieren. Erst ab der Saison 2025 – 2026 soll Ariel Zuckermann den Taktstock für die Kammerphilharmonie Ingolstadt schwingen. Oder doch nicht? Heute Morgen hat der israelische Dirigent auch Schumann und Beethoven ohne Taktstock dirigiert.

Anton Potche

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