Montag, 8. Dezember 2025

Jahrmarkt vor 100 Jahren – 1/6

 
Das Kirchenleben in Jahrmarkt gehörte schon immer zu den anregendsten Gesellschaftsformen. Auch die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG berichtete im Jahre 1925 über das Geschehen in und um die Kirche in dieser Gemeinde.
So hieß es zum Beispiel in der BDZ, dass vom „29. Nov. bis 5. Dezember“ in Jahrmarkt sogenannte „Missionen“ abgehalten werden, und zwar von den „Wiener Redemptoristen=Patres Paul Tomicek und Dr. Franz Schnabl“. Feierlich beendet „werden die Missionen durch den apostolischen Administrator Augustin Pacha“. (Die Redemptoristen sind eine seit 1732 existierende römisch-katholische Ordensgemeinschaft, die sich um missionarische Seelsorge kümmern. Laut WIKIPEDIA waren im Jahre „2021 etwa 5000 Mitglieder in 82 Ländern weltweit tätig“.) 
Am Nikolaustag des Jahres 1925 wurde in Jahrmarkt geheiratet. In der Zeitung konnte man an diesem Tag lesen, dass „heute in Jahrmarkt die Eheschließung unseres geschätzten Volksgenossen Ingenieur Josef Beißer mit Frl. Elisabeth Waniss“ stattfindet. Die Trauung wird vom apostolischen Administrator Augustin Pacha vollzogen. (Im Ortssippenbuch der katholischen Pfarrgemeinde Jahrmarkt findet man zu diesem Ereignis folgenden Eintrag: B312 – Beißer Josef, geb. am 24.11.1887 in Gertianosch, hat am 05.12.1925 in Jahrmarkt Vaniss Magdalena, geb. am 16.12.1903, geheiratet. Weil der Nikolaustag 1925 ein Sonntag war, kann man davon ausgehen, dass der Hochzeitstag im Ortssippenbuch stimmt, hat man doch nach meinem Wissen in Jahrmarkt immer samstags geheiratet.)
Anton Potche

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Seppi und Peppi unterhalten sich über die letzte Stadtratssitzung

Seppi und Peppi sitzen im Ingolstädter Mohrenkopf, trinken Kaffee und reden über Gott und Welt … und die Sitzung im Stadtrat. 

- Warst du in der Sitzung?
- Ja.
- Und wie war’s?
- Gut, aber es riecht.
- Es riecht?
- Ja.
- Sind die Toiletten kaputt?
- Nein, dann würde es ja stinken. Aber es riecht nur.
- Nach?
- Nach Würstchen.
- Würstchen?
- Ja, ja ... Wiener … Mit Brezen.
- Und die riechen?
- Ja, die Wiener. Die Brezen nicht.
- Und wieso kann man die Wiener riechen? Werden die im Sitzungssaal warm gehalten?
- Nein, aber draußen im Vorraum.
- Ist die Tür nicht dicht zwischen Sitzungsraum und Vorraum?
- Doch, doch, aber …
- Aber?
- Immer wieder steht ein hungriger Stadtrat auf, verlässt den Sitzungsraum durch die Tür zum Vorraum und kommt mit Wiener & Brezen zurück.
- Und verzehrt sie?
- Ja, genussvoll im Sitzungssaal.
- Und das riecht?
- Ja, die Würstchen … vor ihrem Verzehr.
- Und dazu passt …
- Ja klar, ein Bier. Aber das gibt es bei der Veranstaltung nicht.
- Was trinken unsere Stadträte?
- Wasser, Limo und Kaffee.
- Machen wir jetzt aber nicht.
- Nein. Wo denkst du hin?
- Gut. Barmann, zwei Cherry-Brandys bitte.

Unweit vom Mohrenkopf gibt es zu dieser Zeit auch Glühwein. Auf dem Weihnachtsmarkt.

Sonntag, 30. November 2025

November 2025 – Giarmata in den Medien

Kein Strom
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 03.11.2025
In der Woche 3.- 9. November wird in Temeswar und im Kreis Timiș / Temesch die Stromzufuhr zwecks Instandhaltungsarbeiten unterbrochen. In Giarmata wird das am Mittwoch (5. Nov.) von 9:00 bis 17:00 Uhr der Fall sein. Die Firma Rețele Electrice Banat teilt mit, dass die Strada Industriilor betroffen sein wird. Auch am 7. November gibt es teilweise Unterbrechungen in der Ortschaft. Und am 11.11 2025 ist die ehemaliga IAS Piersici (weit außerhalb der Ortschaft) von einem Stromstopp betroffen.
+ + + Das ist wirklich kein Anfang der närrischen Zeit. + + +

Viele Tore
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 04.11.2025
Fußball - Promoţie Timiș - Seria III Municipal 1 Timişoara - 9. Spieltag
CSC Millenium 2 Giarmata - Timișul Șag  8:4
Timișul Urseni - Unirea Cerneteaz  0:3
Tabellenplatz:  2  Unirea Cerneteaz  19
6  Millenium 2 Giarmata  12
+ + + Acht und vier Tore machen zusammen zwölf Tore. + + +

Sieg in Großsanktnikolaus
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 08.11.2025
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 12. Spieltag
Unirea Sânnicolau Mare - CSC Millenium Giarmata  1:3 (1:1)
Tabellenplatz:  12  CS Millenium Giarmata  13
+ + + Nur drei Punkte vom letzten, AS Berini, entfernt! + + +

Ein Wiedersehen mit Czernowitz
aus ADZ.ro; București / Bukarest; 10.11.2025
Katharina Kilzer, Journalistin und Reisende in Sachen Literatur, war vor einem Monat trotz möglicher Angriffe von Putins Häschern in der geschichtsträchtigen Stadt der Bukowina, Czernowitz. Und sie hat zu diesem Ereignis einen ausführlichen Text geschrieben, der in der ALLGEMEINEN DEUTSCHEN ZEITUNG für RUMÄNIEN erschienen ist. Schon im fettgedruckten Einleitungsabsatz deutet die Autorin auf eine emotionale Bindung zu der Hauptstadt der Oblast (Verwaltungseinheit) Tscherniwzi im Südwesten der seit fast vier Jahren vom Krieg gebeutelten Ukraine hin: „Meine Verbindung zur Stadt entstand durch die Geschichte einer Czernowitzerin, der meine Großmutter bei ihrer Flucht während des Zweiten Weltkriegs für zwei Jahre eine Unterkunft in unseremHaus im Banat geboten hat.“ Das war aber nicht der einzige Grund dieser Reise in die ferne Bukowina. Man stößt bei der Lektüre dieses sehr lehrreichen und sprachlich gediegenen Essays auch im Absatz Vorträge noch auf folgenden Satz: „Zur deutschen Vergangenheit von Czernowitz als 'Stadt der Bücher' mit ihren zahlreichen Persönlichkeiten hatte ich mir Gregor von Rezzori ausgewählt und analysierte das ins Rumänische übersetzte autobiografische Buch 'Mir auf der Spur' ('Zăpezile de altădată, Humanitas 2012).“
+ + + Die Zeit des Lesens ist doch eh angebrochen. Also wäre dieses Lesestück unserer Jahrmarkter Landsmännin, die übrigens in Jassy / Iași Germanistik studiert hat - wenn mich nicht alles täuscht -, ein guter Zeitvertreib. Der folgende Link führt durchs „Labyrinth der Geschichte“: https://adz.news/artikel/artikel/czernowitz-im-labyrinth-der-geschichte + + +

Auf reparierter Straße in den Kreis Arad
aus deBANAT.ro; Timişoara / Temeswar; 19.11.2025
Der Kreisrat Timiș / Temesch hat die Arbeiten zur Sanierung der Kreisstraße DJ 691 zwischen Giarmata (auffahrt zur A1) und der Grenze zum Landkreis Arad an eine Baufirma übergeben. Auf der Strecke werden auch zwei Waagen montiert, um zu schwere Lastkraftwagen aus dem Verkehr zu ziehen. Anderthalb Jahre sollen die Arbeiten dauern. Der Vizepräsident des Kreises Timiș, Alexandru Iovescu, hat der Zeitung ein Statement gegeben: „Die ausführende Firma wird auch zwei Brücken auf der 30 km langen Strecke reparieren, die Straßenbeleuchtung modernisieren, wird mehrere Bushaltestellen und Parkplätze in Pișchia, Fibiș, Mașloc und Alioș einrichten.

Hub Technologic pentru Inovare și Testare – Smart City“
aus deBANAT.ro; Timişoara / Temeswar; 20.11.2025
Giarmata hat das Gelände zum Bau eines „Technologie-Hubs (Netzwerkknoten) für Inovation und Testen – Smart City“ zur Bebauung freigegeben. Das Gelände liegt an der Landstraße DJ 691 gleich hinter der Auffahrt zur Westautobahn (A1) in Richtung Pișchia. Das Giarmataer Rathaus hat zu dem administrativen Vorgang eine Pressemitteilung herausgegeben, worin unter anderem festgehalten wird, dass „dieses Projekt konkrete Vorteile für die Bürgerschaft hat: neue Arbeitsplätze, zusätzliche Einnahmen für den lokalen Haushalt, ein dynamischeres Wirtschaftsmedium und die Chance, innovative Unternehmen anzuwerben, die eine langfristige Entwicklung gewährleisten.“
+ + + Hoffentlich legen die sich ins Kreuz, denn auch die Start-up-Ära geht mal zu Ende. + + +

Niederlage, aber doch nicht so hoch
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 22.11.2025
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 12. Spieltag
AS Petroman CS Unirea Cerneteaz 6:0
Tabelle: 7 Unirea Cerneteaz 21
+ + + Im sicheren Mittelfeld vor der Winterpause. + + +

Kein Strom in der KW 48

aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 24.11.2025
In Giarmata betrifft es am Montag, den 24. November, von 9:00 bis 17:00 Uhr die Straßen Morii, Pobeda und Victoriei.

Fast am Ende der Tabelle
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 24.11.2025
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 14. Spieltag
SC FC Ripensia SA - CSC Millenium Giarmata 6:1 (3:1)
Torschützen: David Dascălu (Min. 3 und 14), Andrei Ursu (Min. 45), Răzvan Moldovan (Min. 71), Sergiu Marișescu (Min. 80) und Tiberiu Mircea (min. 88) für die Gastgeber sowie Bogdan Moroşan in der 27. Minute.
Aufstellung CSC Millenium Giarmata: Ciprian BadeaAndrei Popeci, Mihai Vida, Alex Miheț, Adrian Iordan, Alex Popovici, Gabriel Gînju, Radu Semco, Sinișa Sporin, Alexandru Mesaroș, Bogdan Moroșan.
TrainerDaniel Moraru
Reservespieler:Spielzeit bekamen noch Denis Angheli, Zambharie Pefoura, Robert Tudosie. Auf der Bank saßen weiter Alexandru Vlascici und Fabian Glujdea.
Tabellenplatz:  15  CS Millenium Giarmata  13
+ + + Millenium scheint Weihnachten im Keller zu feiern. + + +

Mehr Ausfälle als Einfälle
aus PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata / Jahrmarkt, 27.11.2025
- Die übermäßig zahlreichen Tonausfälle in dieser Gemeinderatssitzung sind vor allem der Technik und nicht den holpernden Sprechblasen der Giarmataer Gemeinderäte zuzuschreiben. Die Wortmeldungen waren wie immer rege und manchmal auch humorvoll. Nur die Technik schaltete immer wieder auf Stumm, so dass ich zwar im fernen Ingolstadt vor meinem Laptop saß, aber nicht besonders viel von den Diskussionen mitbekam.
- Etwas war von den wenigen Wortfetzen dann doch zusammensetzbar. So zum Beispiel:
- Im Organigramm des Bürgermeisters sind vier neue Stellen verzeichnet. (+ + + Das hat mich schon gewundert, wo doch in allen Verwaltungen des Landes von Stellenabbau die Rede ist. + + +) Aber Tonausfall.
- Aus dem Wohnungsbestand der Gemeinde wurden mehrere Immobilien veräußert - auch eine 33,4 m² große Wohnung. Die Käuferin ist Frau Rusu Lăcrămioara.
- Um einen Geldzuschuss für die Fußballer von Millenium Giarmata gab es eine rege Diskussion. Man will im Gemeinderat schon wissen, wofür die Gelder dort eingesetzt werden.
- Einstimmig wurden Gelder (ohne Angabe der Summe) für die katholische Kirche genehmigt. Repariert werden soll ein Zaun, die Kirche und der Friedhof. Der Gemeinderat Martin Iulian hat einen Antrag gestellt, um allen künstlichen Grabschmuck zu verbieten. Auf dem Oberen Friedhof hat er mit einigen freiwilligen Helfern schon begonnen, die herumliegenden Kränze zu entfernen. Sein Antrag wurde einstimmig genehmigt, nachdem er ihn damit begründete, dass in vielen Gemeinden und Dörfern des Kreises eine solche Friedhofsordnung seit Jahren besteht und funktioniert. 
- Bei der Gemeinde sind viele Anträge um Grundstücke zur Ansiedlung von Firmen eingegangen. Unter anderem hätte ein Verein gerne eine Fläche von 25 bis 30 ha in der „Darvaș” (so der Antrag), um dort einen Tierpark zu errichten. Der Verein hat zurzeit 187 Tiere von 48 Arten.
- Die letzte ordentliche Gemeinderatssitzung für dieses Jahr wird wahrscheinlich am 22. Dezember stattfinden – „mit Schweineschlacht“, witzelte Bürgermeister Mihălceanu.
- Er erinnerte auch daran, dass am 1. Dezember der Nationalfeiertag Rumäniens gefeiert wird.
+ + + Natürlich mit ausreichend „Mici und Bere“. Die Tourismusorte in den Bergen sind angeblich fast ausgebucht. + + +

Vier Weihnachtsmärkte in Timișoara / Temeswar
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 28.11.2025
Foto: tion.ro
Screenshot: Anton Delagiarmata
Am Sonntag, dem 30. November, werden in der Banater Landeshauptstadt vier Weihnachtsmärkte eröffnet und bleiben bis zum 7. Januar 2026 eröffnet – und zwar auf den Plätzen Piața Victoriei, Piața Libertății, Piața Sfântul Gheorghe und Piața Unirii. Zum musikalischen und künstlerischen Bespielen dieser Märkte werden viele Solisten, Orchester und Tanzgruppen auftreten. Aus Giarmata treten auf: Sânziene Bănățene (Donnerstag, 4.Dezember, 19:10 Uhr) – die jeweiligen Auftrittsorte werden nicht genannt.
+ + + Mögen die „Städtler“ eine schöne Adventszeit haben! + + +

Doch noch ein Lichtblick in die Adventszeit
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 29.11.2025
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 15. Spieltag
CSC Millenium Giarmata – Gloria Moșnița Nouă 4:3 (3:1)
Torschützen: Radu Semco (Min. 5), Alex Popovici (Min. 29), Bogdan Moroşan (Min. 45 plus 2) und Gabriel Gînju (Min. 75) für Millenium bzw. Roberto Artimon (Min. 25), Sebastian Andrei (Min. 70) und Vida (Eigentor Min 80).
Aufstellung CSC Millenium Giarmata: BadeaPopeci, Vida, Iordan, Angheli, Popovici, Sporin, Tudosie, Semco, Gînju, Moroşan.
Reservespieler: Liheţ, Glujdea und Grigoriu alle mit Spielzeit. Reservetorwart: Vlascici.
Trainer:Daniel Moraru gab zu Protokoll: „Ein sehr wichtiger Sieg für uns, wenn man unsere Situation in der Tabelle betrachtet. Ich beglückwünsche die Jungs für ihren Einsatz und den erworbenen Sieg.“
Tabellenplatz:   15  CS Millenium Giarmata  1
+ + + Das war der letzte Spieltag für heuer. Es kann doch nur besser werden, wenn man Vorletzter ist. Ein neues Jahr bringt neues  Glück. + + +

Montag, 17. November 2025

Grund für eine etwas längere Einschlafphase

 
Der deutsch-amerikanische Schriftsteller Oskar Maria Graf (1894 – 1967) hat im Jahre 1947 in seinem Exil in New York City den Roman Unruhe um einen Friedfertigen geschrieben. Bei WIKIPEDIA kann man nachlesen, dass er „sich selbst als Provinzschriftsteller und mitunter als Bauerndichter bezeichnete“. Als Banater Schwabe fällt mir da spontan die Benennung Heimatdichter für Dialektschriftsteller aus der südosteuropäischen Region Banat, heute zu Rumänien gehörend, ein. Der kleine Unterschied liegt nur darin, dass die deutschen Banater Mundartautoren ein gebietsmäßig eng begrenztes Territorium mit einem kleinen Leserkreis als schöpferische Heimat betrachten konnten, während Oskar Maria Graf zu den zahlreichen deutschen Exilliteraten gezählt wird, auch wenn seine Werke zum Teil auf ländlichen Räumen (wie das der Banater Heimatschriftsteller) fußen.

Wie bodenständig solche Literatur sein kann, zeigt der Rückgriff heutiger Medien auf einige dieser literarischen Werke, obwohl Jahrzehnte seit ihrer Entstehung vergangen sind. Ein solches Beispiel hat das ZDF am 10. November dieses Jahres in seinem Abendprogramm ausgestrahlt. Sturm kommt auf heißt der aus Unruhe um einen Friedfertigen inspirierte Zweiteiler, der nur kurz von einem HEUTE JOURNAL unterbrochen wurde. Dass dieser Film mich von 20:15 Uhr bis 23:30 Uhr vor dem Bildschirm hielt, kann man ruhig als Qualitätsmerkmal betrachten. Ja, ich kann mir vorstellen, dass es auch anderen Filmliebhabern so ergangen ist. Und so mancher wird vielleicht an die Trilogie Heimat von Edgar Reitz oder an den Streifen Wiedersehen mit einem Fremden von Niki Stein oder Club der singenden Metzger von Uli Edel oder ... gedacht haben.

Schuster Julius Kraus (Josef Hader) 

ZDF Fabio Eppensteiner [M] 
Claussen+Putz Filmproduktion 
Screenshot: Anton Delagiarmata
Sturm kommt auf wird als deutsch-österreichische Koproduktion des Regisseurs Matti Geschonneck im Programm angekündigt. Als Hauptdarsteller fungiert Josef Hader. Und die Gattung wird nicht als Heimatfilm sondern als Historienfilm benannt. Natürlich ist es beides. Denn wir werden als Zuschauer sowohl von den Bildern der oberbayerischen Heimat, als auch von der politischen Entwicklung der Zwischenkriegszeit gefesselt. Die Hauptfigur des Dramas - ja, auch das ist der Film - ist der Schuster Julius Kraus (J. H.), ein zurückgezogen lebender Single, dessen Wurzeln im fernen Galizien liegen. Sein jüdischer Glaube bleibt unentdeckt bis im Dorf langsam, aber erbarmungslos die Nazis die Herrschaft übernehmen. Das wird ihm zum Verhängnis … und verschuldet vielleicht bei so manchem Zuschauer eine etwas längere Einschlafphase als an gewöhnlichen Fernsehabenden. 

Anton Potche


Sturm kommt auf (Film, 2 x 90 Minuten); Regie: Matti Geschonneck; Drehbuch: Hannah Hollinger; Musik: Boris Bojadzhiev; Besetzung: Josef Hader als Jiulius Kraus, Sigi Zimmerschied als Silvan Heingeiger sen., Frederic Linkemann als Silvan Heingeiger jun., Verena Altenberger als Elies Heingeiger, Sebastian Bezzel als Ludwig Allberger u. a.

Montag, 10. November 2025

Jahrmarkt vor 100 Jahren – 1/5

 
Die Vorkommnisse in einem Dorf sind je vielfältiger, je größer die Ortschaft ist. Und Jahrmarkt gehörte schon vor hundert Jahren zu den großen Dörfern des Banats. Es gab damals Vorfälle, auf die man nicht unbedingt stolz sein konnte.

Am 4. Juli 1925 veröffentlichte die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG (BDZ) einen in Erzählungsform (mit Dialog) geschriebenen Leserbrief, der den Titel trug Das Nachtquartier auf der Steintreppe und mit H. Bbr. signiert war. Der Autor berichtet von einer abendlichen Begegnung auf den Treppen eines Temeswarer Klosters mit einer obdachlosen Frau im ungefähren Alter zwischen 40 – 45 Jahren. „Die Arme erzählte mir“, schreibt er, „daß sie aus Jahrmarkt sei und keinen Dienst habe. Sie schläft bei Quartiersfrauen.“ Zum Schluss des Artikels oder Leserbriefes macht der Verfasser einen sozialpolitischen Exkurs in die Verhältnisse jener Zeit. Er schreibt von „massenhaft nach Temesvar kommenden schwäbischen Dienstmädchen“, die ein „willkommenes Ausbeutungsobjekt so mancher gewissenlosen »Gnädigen«“ geworden sind. Diese Mädchen vom Dorf sind „billig, fleißig und rein.“ Bei fortgeschrittenem Alter „verproletarisieren sie in der großen Stadt Temesvar. [...] Was geschieht dann mit ihnen?“, fragt sich der Autor des Textes zum Schluss.

Am 4. November 1925 hätte eine Jahrmarkter Witwe gerne ihrer Kuh ein Obdach geboten. Wenn … ja wenn die nicht weggelaufen wäre. Frau Roth hat daher eine Suchanzeige in der Zeitung veröffentlicht: „Seit 28. Oktober l. J. hat sich auf der Jahrmarkter Weide eine 6 jährige Kuh verlaufen. Bei Auffindung derselben wolle man dies Witwe Roth, Jahrmarkt, mitteilen.“ 

Am 19. November hatte die gute Frau ihre Kuh noch immer nicht gefunden und ihre etwas nebulöse Anzeige vom 4. November deutlicher formuliert. Hier scheint die Reaktion der BDZ behilflich gewesen zu sein, denn die Vermisstennachricht erschien nicht als bezahlte Anzeige, sondern in einer Kurzmitteilungsrubrik. Und zwar so: „Rotweiße Kuh verloren. Wer etwas weiß, wolle dies freundlichst mitteilen an Witwe Johann Roth, Jahrmarkt, Nr. 464.“ Ob die Frau ihre Kuh gefunden hat, ist bis heute in keiner Geschichtspublikation über die Gemeinde rund um den Großen Brunnen vermerkt.

Liebesräusche hat es in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Genüge gegeben. Nicht nur im mondänen Berlin, sondern auch in Jahrmarkt. Zumindest waren sie gut für eine Kolportage. Die BDZ berichtete am 28. November 1925 von Frau Sofia Pancia, dass sie die „nahezu 60 Lenze zählende“ Witwe Nr. wegen Liebedienerei angeklagt habe. Frau Nr. habe sich „glühende Liebesdienste“ mit Schnaps von „jungen Männern“ erkauft. Wahrheit oder nur Verleumdung? Die Geschichte landete vor dem Temeswarer Bezirksgericht. Bezirksrichter Dr. Fiala sah Verleumdung im Spiel und bestrafte Sofia Pancia mit einer Zahlung von 1000 Lei. Die Zeugen hatten sich für die Unschuld von Nr. ausgesprochen.

Da schickten im Dezember 1925 Leute Geld nach Hause und ein 30 Jahre alter Postbeamte konnte seinem Drang nach leicht erworbenem Weihnachtsgeld nicht widerstehen. Aurel Marinescu hieß der Postbeamte, und die Summen, die er unterschlagen hat, lagen bei 226 Doller und 130.000 Lei. Dazu kamen noch „größere Geldbeträge aus den Geldbriefen des Friedrich Sehl (Jahrmarkt), der Anna Sandu (Feheregyhaza) und des Anton Martin (Blumenthal)“. Die Geschichte mit dem Krug und dem Brunnen kennen wir ja. So war es auch hier. Aurel Marinescu wurde bei seiner „diebischen Manipulation“ ertappt und landete für ein Jahr im Gefängnis. Ich aber war neugierig – nicht damals, sondern jetzt – wer mein Landsmann Friedrich Sehl war. Das Ortssippenbuch Jahrmarkt nennt bloß einen Mann mit diesem Namen, der mit zwei Frauen 14 Kinder gezeugt hat und im Juli 1926 im gesegneten Alter von 80 Jahren verstorben ist – in Jahrmarkt. Das sagt mir, dass sein „Geldbrief“ wohl kaum aus den Vereinigten Staaten vom Amerika gekommen war wie einige der vom betrügerischen Postmitarbeiter unterschlagenen Sendungen. Aber g‘wiss ist nichts.

Für die Weihnachtszeit war das eine ganz schlechte Nachricht. Am 15. Dezember 1925 veröffentlichte die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG einen ausführlichen Bericht über die Folgen der in Bessarabien ausgebrochenen Hungersnot. Dort lebten viele Deutsche, und das ließ die Banater Schwaben nicht unberührt. Dörfer wie Kneß, Warjasch, Lenauheim haben Abgesandte nach Bessarabien geschickt, um von der Armut bedrohte Bessarabiendeutschen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft im Banat anzubieten. Auch viele andere Ortschaften planten solche Hilfsmaßnahmen, unter ihnen auch Jahrmarkt. Ohne beidseitigen politischen und administrativen Einsatz ging das natürlich nicht. Wortwörtlich hieß das laut BDZ: „Diese Hilfsaktion leitet im Banate die Hauptstelle der Deutsch schwäbischen Volksgemeinschaft, während der Deutsche Volksrat in Tarutino unsere Entsendeten, die hauptsächlich die Gemeinden des Hungergebietes aufsuchen müssen, mit Rat und Tat unterstützt. […] Die Kneßer erzählen, daß die bessarabischen Schwaben trotz aller Not sich nur schwer zum Verlassen ihrer Heimat entschließen.“ Ja, ja, so ist das mit der Heimat!

Noch kurz vor Weihnachten wurden die Sitze der Bezirksgerichte und die zu ihnen gehörenden Gemeinden und Dörfer in der BDZ am 20. Dezember veröffentlicht. Die Beisitzer der Bezirksgerichte befanden sich in den Ortschaften Billed, Lugosch, Detta, Hatzfeld, Lippa, Rekasch, Großsanktnikolaus, Temesvar und Vinga. Jahrmarkt gehörte zum 2. Bezirksgericht der Stadt Temesvar. Dazu gehörten ferner „die in der Umgebung der Stadt liegenden Dörfer“. Zum ersten (1.) Bezirksgericht gehörte nur Temesvar.
Und weil dieses Jahr für Jahrmarkt irgendwie nicht mit einer guten Nachricht ausklingen wollte, sei noch erwähnt, dass die gleiche Nummer der BANATER DEUTSCHEN ZEITUNG unter der Rubrik Fern von der Heimat gestorbene Banater folgende Botschaft veröffentlichte: „Aus Chikago wird berichtet: Am Freitag, den 13. November, starb nach achtwöchentlichem schweren Leiden, das er sich durch einen Unfall zugezogen hat, der aus Jahrmarkt stammende Johann Loriß. Der Verstorbene stand im 47. Lebensjahre. Er wird von seiner Gattin und vier Kinder betrauert.“
Anton Potche