Montag, 14. Juli 2025
Montag, 7. Juli 2025
Seppi und Peppi machen sich Gedanken über Donald und Elon
Seppi und Peppi schauen ziemlich ratlos in die Welt – aus dem Ingolstädter Mohrenkopf.
- Ich denke schon, die zwei spinnen.
- Wo?
- Im Kopf. Wo denn sonst?
- So ernst sehe ich das nicht. Jetzt
haben sie eben drei Parteien: Republikaner, Demokraten und
Amerikaner.
- Sind sie doch alle.
- Na hoffentlich nicht. Jetzt haben
sie halt amerikanische Amerikaner. So wie wir in den 1980ern deutsche
Republikaner hatten.
- In Amerika?
- Nein. Natürlich nicht. In
Deutschland, hier bei uns, sogar in Ingolstadt.
- Und wo sind die jetzt?
- Weg.
- Die deutschen Republikaner.
- Ja, die deutschen Republikaner.
- Meinst du …?
- Ich meine nichts. Aber ich kann
mir vorstellen, dass der Elon nicht ganz dicht ist.
- Und der Donald? Der hat doch die
Republikaner.
- Klar, die amerikanischen
Republikaner.
- Und damit ist er glücklich?
- So wie es ausschaut schon. Darum
muss er aber nicht unbedingt ganz dicht sein.
- Und die streiten jetzt, der Elon
mit dem Donald?
- Ja, so liest man es in den
Zeitungen.
- Und raufen?
- Weiß ich nicht. Lies lieber
selber die Zeitungen. Und jetzt bestell einen Whisky.
- Einen amerikanischen?
- Ist mir egal. Er kann auch
schottisch sein.
- Bedienung!
Heute ist nicht so heiß. Da kann
man wirklich auf hohem Intelligenzniveau über Elon und Donald
philosophieren. Ach tut das gut. Auch wenn man selber nicht deren
Intelligenzgrad erreicht. Oder? Immerhin … Seppi und Peppi?
Montag, 30. Juni 2025
Juni 2025 – Giarmata in den Medien
Luzian
Geier würdigt Julia Schiff mit einer Buchrezension
aus
ADZ.ro – BANATER ZEITUNG; Timișoara / Temeswar; 02.06.2025
Die
aus Detta / Deta stammende
und in München lebende Schriftstellerin Julia
Schiff
wurde im März dieses Jahres 85 Jahre alt. Der aus Jahrmarkt
stammende und in Augsburg lebende Journalist und Heimatkundler Luzian
Geier würdigt
die Schriftstellerin mittels einer Rezension des Romans Nirgendwo
Europa,
der vor zwei Jahren im POP Verlag Ludwigsburg erschienen ist. „Aus
der Dettaer Erlebnisgeneration gibt es keine bessere Zeitzeugin als
die Schriftstellerin und verdienstvolle Übersetzerin Julia
Schiff“,
schreibt Luzian
Geier.
+
+ + Alles Gute zum 85. Geburtstag! + + +
Ende
mit Niederlage
aus
SportTim.ro, Timişoara /
Temeswar; 07.06.2025
Fußball
– D-Liga – Timiș / Temesch - 30. Spieltag
CSC
Millenium Giarmata – CSM
Lugoj
1:4
(0:1)
Torschützen:
Für
Giarmata war[en] Sebastian
Stoica
(Min.
66) erfolgreich,
für die Lugojer
Ioan
Mihoc (Min.
41), Adrian
Rus
(Min.
49),
Beniamin
Dobra
(Min.
58) und
Alexandru
Petresc
(Min.
78).
Aufstellung
CSC
Millenium
Giarmata:
Mario
Matei
– Sofronea,
Oneţ,
Vida,
Popeci
– Pefoura,
Popovici,
Tiberiu
Matei,
Stoica
– Burkan,
Onosă.
Eingewechselt
wurden: Kormany, Balint, Semco, Glujdea.
Trainer:
Daniel
Moraru
Tabellenplatz: 9 CSC
Millenium Giarmata 37
+
+ + Das war der letzte Spieltag der Saison 2024 / 2025. 16
Mannschaften waren beteiligt. Ab Herbst sollen es 18 sein. CSC
Millenium
Giarmata
hat von 29 ausgetragenen Spielen 10 gewonnen, siebenmal unentschieden
gespielt und 12 verloren. Das hat ein Torverhältnis von 49:62
ergeben. Die
Lugojer
haben die Serie gewonnen und spielen in der Relegation für die Liga
III gegen CSM
Târgu
Jiu
Hin- und Rückspiel. +
+ +
See
bei Cerneteaz
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 10.06.2025
Die
Firma SC
GIARMATA MINERALE S.R.L beabsichtigt
am Lauf des Baches Măgheruș, ca. 2,1 km Nordwest des zu Giarmata
gehörenden Dorfes Cerneteaz, einen Baggersee anzulegen.
Markierungen
auf der Autobahn
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 10.06.2025
Auf
der Westautobahn A1 werden zwischen Giarmata und Remetea Mare neue
Fahrbahnmarkierungen vorgenommen.
Elektronischer
Katalog
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 13.06.2025
50
Schulen im Kreis Timiș
/ Temesch
benutzen elektronische Kataloge. Auch die Schule in Giarmata. Alle
Schulen in Rumänien dürfen dieses System zum Eintragen von Noten
nutzen. Unter einer Bedingung: Die Beschaffung der entsprechenden
Geräte darf nicht von den Eltern der Schüler finanziert werden,
sondern von der Schule oder aus anderen Geldquellen.
Verkehrsunfall
zwischen Giarmata un Dumbrăvița
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 14.06.2025
Ein
Motorrad und ein Auto sind zusammengeprallt. Die 27-jährige
Motorradfahrerin und der 26 Jahre alte Kfz-Fahrer wurden einem
Alkoholtest unterzogen, beide Proben waren negativ. Die Frau wurde
mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.
Schluss
auch für die Liga V
aus
SportTim.ro, Timişoara /
Temeswar; 15.06.2025
Fußball
- Liga V Timiș – Serie II – 30. Spieltag
AS Unirea
Cerneteaz
- AS
Avântul Jamu Mare 4-2
(1:1)
Torschützen:
Răzvan
Plopeanu,
Daian
Jivan,
Răzvan
Popovici
und
Bogdan
Andriucă
bzw.
Denis
Pincovai
und
Cristian
Tjiriti.
Tabellenplatz: 5 AS Unirea
Cerneteaz 55
Und
das ist die Bilanz der beendeten Saison:
Von
29
ausgetragenen
Spielen haben die Cerneteazer 17 gewonnen, vier unentschieden
gespielt und acht verloren. Das Torverhältnis ist das zweitbeste der
Liga-Serie: 114:56.
+
+ + Besser
waren nur die Sackelhausener von CSC
Săcălaz.
Die haben auch die Serie II in
der Liga 5 - eigentlich die Kreismeisterschaft des Kreises Timiș /
Temesch - gewonnen
und
werden nächste Saison in der D-Liga spielen, also auch gegen CSC
Millenium
Giarmata.
Altkleidersammlung
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 25.06.2025
Die
in
Partnerschaft arbeitenden Firmen RETIM und ADID organisieren für die
Zone 1 um Timișoara
eine Altkleider-
und Textiliensammlung. Die Aktion ist kostenlos. Für Giarmata wurde
folgender Termin festgelegt: 10. September, 11:00 bis 18:00 Uhr, im
Gemeindezentrum.
Gäste
in der Gemeinderatssitzung
aus
PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata
/ Jahrmarkt, 26.06.2025
-
Giarmata
pflegt seit vielen Jahren eine Zusammenarbeit mit dem Verein
Asociația
Colinele
Recaș.
Dieser Verein ist aktiv sowohl
im
Bereich
sozial benachteiligter Kinder als auch für Problemfälle bei
Erwachsenen angedacht. Herr
Tiuch
hat
einige Projekte des Vereins erläutert. Vor allem ging es um die
Errichtung zweier Zentren für sozial Schwache: Centrul Respiro
Giarmata (für Erwachsene) und Centrul Respiro Cerneteaz (für Kinder
– besonders aus der ortsansässigen Romagemeinschft). Die
Geschichte soll über 2.100.000 Euro kosten. Man hofft natürlich
auch auf einen Beitrag der Gemeinde Giarmata.
-
Die drei Gebäude der ehemaligen IAS im Gemeindezentrum waren bisher
je in einem eigenen Grundbuch eingetragen. Und siehe da, schon gab es
dubiose Ansprüche auf diese Gebäude, die die Gemeinde eigentlich
demolieren will. Jetzt wurden alle drei Gebäude in ein einziges
Grundbuch eingetragen und
man kann laut
Bürgermeister Mihălceanu
„problemlos
mit
den Arbeiten beginnen.“
-
Es gibt in einer Gemeinderatssitzung natürlich auch mal aufheiternde
Momente. Ein Beispiel aus dieser Sitzung vom 26. Juni: Herr Bunescu,
Exbürgermeister und nicht mehr der Jüngste im Kreise der Giarmataer
Gemeinderäte, hatte sich an diesem heißen Junitag per ZOOM
zuschalten lassen. Die Sitzung leitete eine junge,
hübsche Dame. Bei solchen Online-Präsenzen gibt es oft irritierende
Situationen wie etwa Bild- oder Tonstörungen. Bei einer Abstimmung
kam es dann zu folgender Situation.
SITZUNGSLEITERIN: Herr
Bunescu?
(Bunescus
unsicheres Handzeichen und ein unklarer Ton führten zu folgender
Reaktion.)
SITZUNGSLEITERIN: Sie überraschen uns.
BUNESCU:
Bei diesem Alter kann ich Ihnen keine Überraschung mehr machen.
(Allgemeine
Erheiterung.)
+
+ + Radio Timișoara
meldete in
den Mittagsnachrichten des 26. Juni 2025 Temperaturen von gefühlt
42°
C. + + +
Montag, 23. Juni 2025
Jahrmarkt vor 100 Jahren – 1
Jahrmärkte gab es schon viel länger
als vor 100 Jahren. Auch „der“ vom Singular und einer (rein
grammatisch gesehen) neutralen Artikel-Genus-Symbiose geprägte
Jahrmarkt ist schon älter. So gesehen hat auch „das“ Jahrmarkt
ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Franz Junginger, der Autor
des Ortssippenbuches der katholischen Pfarrgemeinde Jahrmarkt /
Banat und ihrer Pfarrfilialen 1730 – 2007,
stellt sein Vorwort in diesem Buch (drei Bände à 728,
792 und 735 Seiten) unter die
Frage: Was sagen uns die Jahrmarkter Kirchenbücher? Vor
allem überliefern sie uns Namen und Zahlen, Daten über das Werden,
Heiraten und Sterben aus zurückliegenden Jahrhunderten. Man kann
sich so manches zusammenreimen, ohne
aber viele
Details aus dem Leben, dem Alltag der Bewohner von Jahrmarkt zu
erfahren. Dazu muss man sich schon auf eine eventuell existierende
Ortsmonographie verlassen können. Der Jahrmarkter Heimatkundler und
Journalist Luzian Geier
schreibt in einem weiteren Vorwort des Jahrmarkter Ortssippenbuches
„über eine frühe
ethnographisch-topographische Ortsbeschreibung“ aus den Jahren
1864, die von mehreren Personen „aufgrund
eines für damalige Zeiten wissenschaftlich angelegten Fragebogens“
verfasst und von
„Kaspar
Ruttner, Richter, Johann
Müller, Kassier, Peter
Bauer, Geschworener, und
dem damaligen Notar“ auch
signiert wurde.
Vom Alltag ihrer Vorfahren
können
interessierte Jahrmarkter aus zwei weiteren wertvollen Broschüren,
Temesgyarmat – Ein Beitrag zur Geschichte der
Entstehung und Entwicklung dieser Gemeinde
(Innsbruck, 1913) von Pfarrer Franz
Demele und Temesgyarmat
während der Kriegszeit 1914 – 1918
(Temesvar, 1919) ebenfalls von Pfarrer Franz
Demele, einiges
erfahren.
Als originellstes Dokument
zur deutschen Geschichte von Jahrmarkt kann man wohl die
Quellenedition (1996) Die deutsche Besiedlung der
Banater Großgemeinde Jahrmarkt – Jarmatha – in den Banater Akten
des Hofkammerarchivs Wien
von Franz Urban
betrachten. Vorwiegend
zeitgenössische Beiträge
(Belletristik, Erinnerungen)
zum Leben der Deutschen in
Jahrmarkt, heute Giarmata, eine Großgemeinde nordwestlich von
Temeswar, haben auch andere ehemalige Bürger dieser Ortschaft in
Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Spontan fallen mir ein
Franz Frombach,
Marianne Ebner,
Peter Oberle,
Josef Goschy,
Peter Grosz,
Johann Probst,
Katharina Kilzer,
Mathias Kaiser, Mathias
Loris u. a.. Die in
Deutschland aktive Heimatortsgemeinschaft (HOG)
hat auch schon
mehrere Bücher (Anthologien)
veröffentlicht, in denen
Menschen aus Jahrmarkt von ihrem Leben in der „alten Heimat”, wie
sie ihr in der „Banater Hecke” zurückgelassenes Dorf nennen,
erzählen. Das alles zusammen ergibt
den
gebündelten Fokus
vieler
Blicke von innen.
Um
den Fokus eines oder eines
Bündels von Blicken
von außen zu erhaschen, muss man versuchen,
herauszufinden, ob überhaupt jemand sein Augenmerk auf dieses Dorf
geworfen hat. Die besten, wenn auch nicht immer zuverlässigsten
Quellen für ein solches Vorhaben, waren und sind heute noch die
Medien. Vor hundert Jahren waren das auch im Banat Zeitungen und
Kalender. Durch die
Digitalisierung und Veröffentlichung solcher geschichtsträchtiger
Datenträger können wir auch heute Einblicke in das Leben unserer
Vorderen in Jahrmarkt gewinnen. Was
hat sich 1925 dort unten, wo auch wir später noch eine Zeit gelebt
haben, zugetragen. Was war den auswärtigen Blicken überhaupt eine
Berichterstattung wert? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden
habe ich zwei damals in Temeswar erscheinende Zeitungen
(digitalisiert) durchgeblättert (durchgeskrollt): die TEMESVARER
ZEITUNG
(erschien vom 15. Januar
1852 bis zum 24. April 1949)
und die BANATER DEUTSCHE
ZEITUNG (15. Mai 1925
– 15. März 1941).
In der BANATER DEUTSCHE ZEITUNG
(BDZ) erschienen im Jahr 1925, also vor 100 Jahren, 26 Beiträge mit
Hinweisen auf die Ortschaft Jahrmarkt im rumänischen Banat. In der
TEMESVARER ZEITUNG (TZ) waren es hingegen nur zwei. Am 27. Mai wurde
auf Seite 4 dieser Tageszeitung eine Neue Bezirkseinteilung des
Komitates veröffentlicht, worin es heißt, dass „dem
Rekaser Bezirk noch die Gemeinden Jahrmarkt, Ghisoda, Mosnitza und
Bruckenau“ angehören; „die drei ersten bleiben beim
Zentralbezirk, die Gemeinde Bruckenau aber beim Vingaer weg.“ Dass
diese auch aus „topographischer“ Sicht vorgenommene Änderung
selbst in der Hauptstadt Bukarest gutgeheißen werden mussten, zeigt
die folgende Information im Artikel: „Präfekt Dr. Iulius Coste
richtete aus Bukarest an den Subpräfekten Cornel Bejan ein
Telegramm, laut welchem der Präfekt wahrscheinlich erst morgen
Mittag aus der Hauptstadt hier eintrifft und sogleich die letzte
Ueberprüfung der projektierten neuen Bezirkseinteilung vornimmt, um
dann das ganze Material dem Innenministerium zu unterbreiten.“
Schon vor 100 Jahren galt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Genau drei Monate später, am 27.
August konnte man eine ebenfalls sozial-politische Nachricht in der
TZ auf Seite 3 lesen. Der Artikel trägt den Titel Die Wahlen
für die Ackerbaukammer. – Die Liste der Opposition durchgedrungen
– Resultat bei der Temeswarer Sektion. Als
der Präses der Temeswarer Sektion, Bezirksrichter Agrariu,
die Wahlen in der Ackerbaukammer um 20 Uhr als abgeschlossen
erklärte, verkündete er auch, „daß zehn Gemeinden“, unter
ihnen auch Jahrmarkt, „wegen Zeitmangel nicht an die Reihe kommen
konnten, weshalb die Wähler dieser Gemeinden von der Abstimmung
enthoben wurden.“ Die Sektionen der Ackerbaukammer waren
anscheinend nicht mit den Bezirken des Komitats Temes-Torontal (nach
der Reform im Mai 1925) identisch. Daraus und aus einer nicht
eindeutigen Differenzierung zwischen den Begriffen „Bezirk“ und
„Sektion“ darf man schließen, dass bei dieser Wahl die
Jahrmarkter nicht zu „Rekas“ gehörten, sondern zum Bezirk /
Sektion „Temesvar und Zentralbezirk“. Nach der Auszählung, die
„bis halb 2 Uhr nachts“ dauerte, standen unter anderem auch
folgende Ergebnisse fest: Rekas – Kreuzliste 442, Pflugliste 861,
Annulliert 128; Temesvar und Zentralbezirk – Kreuzliste 728,
Pflugliste 1441, Annulliert 156. Wie auch immer, die Jahrmarkter
hatten keinen Beitrag zu diesem Ergebnis geleistet. Schade, handelte
es sich doch um eine landesweite Wahl und nicht wie vielleicht
vermutet um eine Regional- oder gar Vereinswahl. Zum Schluss heißt
es in dem Artikel: „Aus Bukarest wird telegraphiert: Die Wahlen in
die Ackerbaukammern sind – soweit bisher bekannt – im ganzen
Lande, abgesehen von einigen bedeutungslosen Zwischenfällen, ruhig
verlaufen.“
Anton Potche
Montag, 16. Juni 2025
Was heißt hier ... vergessen?
Ileana Vulpescu: De-amor,
de-amar, de-inimă albastră - roman; Editura
Tempus, 2005; ISBN 973-85140-6-1; 407 pagini, 25,-- lei.
Ein rumänischer
Roman in der 1.
Person. Die in Ich-Form geschriebenen Romane verleiten
natürlich schnell zur Annahme, dass hier viel Autobiografisches in
die Handlung eingeflossen ist, ja es sich sogar um eine camouflierte
Autobiografie handeln könnte. So erging es mir auch mit diesem Buch
von Ileana Vulpescu, mit dem umständlichen und schwer zu
übersetzenden Titel Von Liebe, von Leid, von blauem Herz.
Andere dem Deutschen mächtige Leser dieses Romans finden
wahrscheinlich schnell einen anderen Titel. Mich hat das Buch nach
den ersten zehn Seiten dazu veranlasst, zu schauen, wer diese
rumänische Schriftstellerin überhaupt ist.
Ileana Vulpescu (1932 –
2021) war eine in Sachen Sprachen vielseitig gebildete
Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie hat an der Philologiefakultät
der Universität Bukarest französische Literatur studiert und am
Linguistik-Institut der Rumänischen Akademie an zwei Standardwerken
der rumänischen Sprache gearbeitet: Dicționarul
limbii române (Wörterbuch
der rumänischen Sprache) und Dicționarul
explicativ al limbii române
(Erklärendes Wörterbuch der rumänischen Sprache).
Ich benutze besonders das zweite Sprachlexikon noch heute sehr gerne
– online natürlich.
Ileana Vulpescu hat Prosa und
Theater geschrieben. Ihr Sprachtalent hat sie in Übersetzungen aus
dem Englischen, Französischen und Spanischen ins Rumänische zur
Geltung gebracht. Obwohl sie als Literatin ziemlich spät gestartet
ist (1966), hat sie ein ansehnliches Œvre
hinterlassen: 15 Prosabände (meistens Romane), 26 Übersetzungen,
sechs Theaterstücke (Die Kunst der Konversation –
mit über 1000 Aufführungen) und viele andere Beiträge in
Zeitschriften und Anthologien.
Alles klar nach 10 Seiten: Dieser
Roman ist ein Roman und keine schön geschriebene Vita. Und er liest
sich auch fließend, obwohl die Sprache ziemlich archaisch
daherkommt, so als wären die Sätze in der Zwischenkriegszeit
entstanden und nicht erst kurz nach der Jahrtausendwende.
„E timpul timp și
este și un timp al fiecăruia. Ultimul are și început și
sfârșit.” („Die Zeit ist Zeit und ist auch die Zeit
jedes Einzelnen. Letztere hat auch Anfang und Ende.“) Wie wahr! Die von Seite zu Seite sympathischer werdende Hauptfigur dieses
Romans stellt sich so vor: „În actul de naștere
mă numesc Boboc Argentina. În cel de botez
– Adelina.” („Im
Geburtsschein heiße ich Boboc Argentina. Im Taufschein –
Adelina.“) Das war im Jahr 1932 in einem oltenischen Dorf. Sein
Name: Brăteasa. Und seine Einwohner teilweise
noch Analphabeten.
Was
folgt, ist die Lebensgeschichte einer Frau mit viel Liebe, aber
keiner festen Bindung, mit immer wiederkehrenden Gemütsschwankungen
ob der eigenen Unfruchtbarkeit, mit einer Berufslaufbahn in der
Medizin, und mit vielen Verwandten, die sie durchs Leben begleiten.
Das heißt, auch durch den Kommunismus und die ihm folgende
Transformation der rumänischen Gesellschaft.
Ich habe mich
regelrecht in dieses harmlose, ja, triviale Geschehen hineingelesen,
vertieft. Auch weil ich so vielen Wortarten begegnete, die mich
zurück in meine Jugendzeit führten. Als ich zum Beispiel
las: „Ochii care nu se
văd se uită.”
Was heißt hier ... vergessen? Plötzlich war alles wieder da. Wie
gerne würde ich wissen …
Ich habe das Buch dann weggelegt und
erst nach einem Monat wieder hervorgenommen, um es bis zum letzten
Satz zu lesen, der dort lautet: „Mă uit pe
fereastră la frunzele pe care toamna le eliberează din copaci și
la stolul de vrăbii din teiul rotat, în
rînd cu balconul. Ele în ce ‘Anotimp’
s-or afla? Timpul lor oare cînd o fi? Poate mereu, poate niciodată.”
(„Ich betrachte durchs Fenster die Blätter, die der Herbst aus
den Bäumen befreit, und die Sperlingschar aus der mit dem Balkon
aufgereihten Linde. In welcher 'Jahreszeit' werden sie sich wohl
befinden? Wann wird ihre Zeit sein? Vielleicht immer, vielleicht
nie.“)
Ein in Rumänien bekannter
Psychologe, Buchhändler und Blogger, Sever Gulea, beendete
eine im Jahre 2017 verfasste Rezension zu diesem Buch mit folgendem
Fazit: „Și acest volum [...]
oferă o experiență de lectură aparte pentru cititorul
contemporan: un popas într-o lume a scriiturii frumoase, care
reușește să te echilibreze, pe alocuri poate sentimentală, ușor
etnocentristă, dar cu siguranță rodul unui talent capabil să
recreeze o atmosferă și să amprenteze caractere durabile și
povești de viață ce pot atinge, prin sensibilitate și adâncime
psihologică, cititorii oricărei generații.“
(https://blog.libris.ro/2017/09/20/de-amor-de-amar-de-inima-albastra-ileana-vulpescu-recenzie/)
(„Auch dieses Buch [...] gewährt dem zeitgenössischen Leser
eine außergewöhnliche Erfahrung: Eine Rast in der Welt der schönen
Schrift, die dich ausgleichen kann, teilweise vielleicht sentimental,
leicht ethnozentrisch, aber sicher die Ernte eines Talents ist, fähig,
eine Atmosphäre wiedererstehen zu lassen und bleibende Charaktere zu prägen wie
auch Lebensgeschichten, die durch Sensibilität und Tiefenpsychologie
die Leser jedweder Generation berühren können.“) Wo
er Recht hat, hat er Recht.
Anton Potche
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