Es wird wohl niemand anzweifeln, dass die im rumänischen
Banat liegende Großstadt Timişoara,
zu Deutsch Temeswar, heute noch unter otomanischer Verwaltung stehen würde,
hätte ein edler habsburgischer Ritter mit französischem Ahnenpass sein
durstendes Heer nicht in einer Talsenke im kleinen serbischen Dorf Gyarmath,
heute Giarmata und bis 1980 überwiegend von Deutschen bewohnt, die es Jahrmarkt
nannten, in letzter Sekunde vor dem kollektiven Verdursten gerettet. Auch wie
er das bewergstelligte, dürfte allgemein bekannt sein, also muss man die
Geschichte nicht neu aufrollen.
Das alles geschah
vor genau 300 Jahren. Und der edle Ritter wurde längst Namensgeber eines
Marsches. Jeder einigermaßen gebildete Mensch kennt den Prinz Eugen Marsch. Ja, deren gibt es sogar zwei: Einen hat der Österreicher
Josef Strauss (1827 – 1870) als sein
Opus 186 komponiert und der andere stammt von dem Böhmerländer Andreas Leonhardt (1800 – 1866). Auch
der Ort des sagenumwobenen Prinz-Eugen-Brunnens wurde bereits mit einem Marsch
bedacht, den sein Komponist Peter Loris
(1876 - 1952) mit Gruß aus Jahrmarkt
betitelt hat.
Damit aus dem
serbischen Dorf Gyarmath das deutsche Dorf Jahrmarkt werden konnte, bedurfte es
aber eines imensen Kollonisationswerkes, das damals von einem gewissen Claudius
Florimund Graf Mercy (1666 - 1734) organisatorisch verantwortet wurde. Der
Mann war kaiserlicher Feldmarschall sowie General und Präsident der Banater
Landesadministration. Trotz seiner Verdienste um die südosteuropäische Region
Banat musste er fern dieses Landstriches auf einem Schlachtfeld, von denen es
damals weiß Gott genug in Europa gab, sein Leben lassen. Und einen Marsch bekam
er auch keinen - bis jetzt.
Der Graf Mercy Marsch ist auf der aktuellen
CD der Egerländer Musikanten zu hören. Sein Komponist ist kein
Geringerer als Nick Loris, kein
Nachkomme von Peter Loris, aber doch
aus dem gleichen Dorf Jahrmarkt stammend. Somit hat auch Claudius
Florimund Graf Mercy eine musikalische Würdigung bekommen.
Dass dieser
Marsch jetzt die bestmögliche musikalische Interpretation erfahren hat und
weiterhin bei Konzerten erfahren wird, entspricht voll der Größe des von Graf
Mercy in die Wege geleiteten
Zivilisationswerkes in Südosteuropa. Schon für diesen Marsch lohnt es sich, die
CD Das große Jubiläums-Album zu
erwerben (12,99 €). (Für Feinschmecker der böhmischen Blasmusik gibt es aber
noch weitere dreizehn musikalische Leckerbissen zu genießen.)
Auf der Bühne sollte
der Graf Mercy Marsch unbedingt auch
am 16. Oktober beim Konzert der Egerländer
Musikanten in Ingolstadt, mit Ernst Hutter als Chef und Nick
Loris als Sänger, zur Aufführung kommen. Denn vor Ort gibt es tatsächlich Mercys,
die dieses Ständchen verdient hätten. In der altehrwürdigen Moritzkirche, gar
nicht weit vom Theaterfestsaal, wo die Egerländer
konzertieren werden, entfernt, kann man nämlich noch heute zwei Grabplatten
sehen, die der Welt seit Jahrhunderten vom Tode der Vorfahren Graf Mercys
kund tun: Peter Ernst Graf von Mercy (1641 – 1686), Claudius
Florimunds Vater, war Feldmarschallleutnant und ist im Kampf gegen die
Osmanen bei Ofen durch zwei Schwerthiebe tödlich verletzt worden, und über Franz
Freiherr von Mercy (1597 – 1645), den Großvater, kann man heute noch im
Sterberegister der Moritzkirche den lateinische Eintrag mit folgendem Inhalt
lesen: „4. September 1645. In
unserer Moritz-Pfarrkirche wurde mit einer feierlichen Leichenprozession der
hochberühmte und edle Herr Franz Freiherr von Mercy, Herr zu Mandre und
Collenberg, Generalfeldmarschall und Statthalter von Ingolstadt bestattet, der
am 3. August in der Schlacht als ruhmvoller Offizier gefallen ist.“
Ja, da bin ich mir
ganz sicher: Die beiden Herren blauen Blutes in der Ingolstädter Moritzkirche
werden sich über einen musikalischen Gruß aus dem fernen Banat freuen.
Anton Potche
Niemand ist stolzer auf diesen schönen Marsch,als wir, die MERCYDORFER
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