Es gibt viele Gründe, warum man an einem zweiten
Weihnachtstag ins Kino geht. Einer könnte sein, den ganzen Weihnachtstrubel –
von dann bis dann zu dem, dann zu dem, dann noch kurz zu dem, die haben wir ja
vergessen, also … - absacken zu lassen, am liebsten einen Teil davon gleich zu
vergessen. Bei mir kam der Gedanke auf, als sich am ersten Weihnachtstag einige
der Jüngeren in der Familie über den neuen Star
Wars unterhielten. Dabei kam bei keinem der Diskutierenden, die den
Streifen schon gesehen hatten oder von Dritten in Szene gesetzt wurden,
Begeisterung auf. Aber bei mir machte sich spontan Kinolust breit. Mir war
natürlich klar, dass ich mit dem zur Diskussion stehenden Film nichts am Hut
habe. Computerfilme sind nicht mehr für mich gemacht. Ich liebe Handlungen,
aber keine Action. Und Menschen statt Roboter.
Eine bretonische Liebe (Regie: Carine Tradieu) habe ich mir dann angesehen. Das ist einer jener französischen Filme, die so viel Ruhe, trotz aller Spannung und Verwicklungen, ausstrahlen, dass einem 100 Minuten wie ein erholsamer Augenblick, ein viel zu kurzes Durchatmen vorkommen. Es wird in diesem Film nicht geschrien, sondern geredet, nicht gemordet, sondern geliebt. Letzteres mit Vorbehalt. Ja, auch das kann es im wirklichen Leben geben. Nämlich dann, wenn einer der Verliebten den Umständen entsprechend annehmen muss, dass die geliebte Person seine Schwester ist. Francois Damien und Cécile de France spielen so authentisch, dass man die ganze Zeit mit den von ihnen dargestellten Erwan und Anne zittert. Ihre Vergangenheit ist schließlich und endlich entscheidend für die Gattung dieses Films und für die Stimmung, in der man das Kino wieder verlässt. Ist der Streifen ein Drama oder eine gut ausgehende Gesellschafts- und Familiengeschichte? Was er auf keinen Fall ist, ist eine „schwungvolle Komödie“ oder „die große Komödien-Entdeckung aus Cannes“, wie man hie und da lesen konnte.
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