Freitag, 31. August 2018

August 2018 - Giarmata in den Medien


Pokalniederlage in der ersten Runde
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 01.08.2018
CS Millenium Giarmata ist in der ersten Runde aus dem Rumänienpokal ausgeschieden. Die Fußballer aus Giarmata wurden von den in einer niedrigeren Klasse aktiven Mannen von Victoria Zăbrani mit 2:0 besiegt. Die Tore für die Zăbraner erzielten Florin Băd in der 6. und Iosif Gherghel in der 15. Minute.
CS Millenium Giarmata: NarițaSporin, Cochințu, Oltean, Buga (Min. 53, Ochea) – Rosenblum, FerțuM. Călin, Dorobanțu (Min. 54, Dincă), Popan (Min. 66, Gavrilă) – Beloescu.
+ + +  Das Spiel wurde wegen starkem Regen mit 35 Minuten Verspätung angepfiffen. + + +

Ausschreibung für einen neuen Polizeichef
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 01.08.2018
Die Gemeinde schreibt einen Wettbewerb für die Besetzung des vakanten Postens eines Leiters der örtlichen Polizeidienststelle aus. Die Einschreibungsfrist endet am 20. August 2018 um 16:00 Uhr. Einreichen kann man seine Bewerbungsunterlagen bei folgender Adresse: Primăria Comunei Giarmata, Compartimentul Stare civilă, resurse umane, str. Principală nr. 445; Tel.: 0256/369101, Fax: 0256/369102, E-mail: primaria.giarmata@yahoo.com. Nähere Informationen kann man auch bei Inspektor Elena Șuhan über die Telefonnummer 0752012788 erlangen. Die schriftliche Prüfung findet am 3. September 2018 um 10:00 im Rathaus statt und die Vorstellungsgespräche werden an einem späteren Zeitpunkt geführt.

Drei weitere vakante Stellen im Giarmataer Rathaus sind zu besetzen
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 02.08.2018
Gesucht werden für die Verwaltung im Rathaus ein Inspektor, Berufsgrad (grad profesional) II; ein Referent, Berufsstufe (treapta profesională) I und ein Referent, Berufsstufe II. Die schriftlichen Prüfungen des Wettbewerbs zur Besetzung dieser Stellen werden zwischen dem 28.und 31. August 2018 im Rathaus Giarmata abgehalten. Die Vorstellungsgespräche werden nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der schriftlichen Proben geführt. Die Bewerbungsunterlagen müssen bis zum 16. August um 16 Uhr eingereicht sein. Frau Inspektor Elena Șuhan kennt alle Einzelheiten. Sie ist über folgende Telefonnummer zu erreichen: 0735551320.
+ + + Vorsicht! Das ist eine andere Nummer als oben. + + +

Afrikanische Schweinepest
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 03.08.2018
Die Verwaltung hat eine umfangreiche Informationsschrift zur in Rumänien aufgetretenen afrikanischen Schweinepest veröffentlicht. Die erste der 29 Seiten des Dokuments enthält folgende Warnhinweise: „Achtung! – Die afrikanische Schweinepest ist die gefährlichste Krankheit bei Schweinen!!! – Der Virus gefährdet nicht die Gesundheit des Menschen! – Es gibt keinen Impfstoff für diesen Virus! – Der Virus ist sehr stark und das Verenden der Schweine liegt bei 100 Prozent! – Das befallene Schwein verendet sicher!“ Auf den folgenden Seiten wird über die Widerstandskraft des Virus berichtet, Ansteckungsgefahr, Verhaltensinformationen für Schweinehalter usw. Die privaten Züchter werden aufgerufen: „Widersetzen sie sich nicht der Tötung. Sie werden entschädigt.“
+ + + Mit diesen Seuchen ist nicht zu spielen. Hoffentlich nehmen die Menschen die Warnungen ernst. Das ist in einem Land wie Rumänien mit vielen Tieren in Hauswirtschaften gar nicht so selbstverständlich. + + +

Nur ein Tagesordnungspunkt
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 06.08.2018
Für den 9. August 2018 hat Bürgermeister Virgil Bunescu den Gemeinderat einberufen. Auf der „Disposition Nr. 209“ steht nur ein (1) Tagesordnungspunkt: „Beschlussvorlage zur Bugetkorrektur für den dritten Trimester.“
+ + + Ob’s dafür auch Sitzungsgeld gibt? + + +

Boomende Wirtschaft in Giarmata
aus RenaștereaBănățeană.ro, Timişoara / Temeswar, 06.08.2018
Die Gemeinde Giarmata arbeitet an einem Zonenentwicklungsplan (PUZ – plan urbanistic de zonă). Man will so erreichen, dass ansiedlungswillige Investoren leichter an die benötigten Bauflächen kommen. Giarmata ist ein sehr begehrter Standort. Das hat dazu geführt, dass der Personalbedarf längst das  Arbeitnehmerpotential der Gemeinde überschritten hat und viele Arbeitnehmer aus umliegenden Ortschaften und sogar aus der Kreishauptstadt Temeswar hierher zur Arbeit pendeln.

Archaische und moderne Kommunikationsmittel
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 07.08.2018
Ein Bürger aus der Banater Gemeinde Sânandrei / Sanktandreas hat sich mit einem Zettelanschlag an einem Strommast am Bahnhof seiner Gemeinde mit einer originell verfassten und ebenso veröffentlichten Bitte an den Kreisratsvorsitzenden des Kreises Temesch Călin Dobra gewandt. Die Internetsite banatulazi.ro hat ein Foto der Botschaft, die schnell in den sozialen Medien ihre Runde machte, veröffentlicht. Daraufhin hat der Kreisratsvorsitzende ausführlich auf Facebook geantwortet und unter anderem zu zivilisiertem Umgang miteinander aufgerufen: „Gestern zirkulierte im Internet eine der originellsten Bittgesuche an die Administration des Kreises Timiș / Temesch. Ich hätte es sehr geschätzt, wenn der Autor ein einziges Wort ausgetauscht hätte, denn ich bin absolut gegen den Gebrauch von Beleidigungen und besonders obszönen Formulierungen.“ 
Fotoquelle: TION.ro
Weiter geht Călin Dobra auf das Thema des Problems ein und verspricht die nötigen Reparaturarbeiten auch am Bahnübergang in Sânandrei anzuschieben. Die Arbeiten könnten schon im Oktober dieses Jahres fertig sein, schreibt der Politiker auf Facebook. Die Antwort des Antragstellers blieb nicht aus und war an gleicher Stelle zu sehen.
+ + + Ach ja. Das obszöne Wort? Das taucht gepunktet im ersten Anschlag auf: „F....-i“ und bedeutet soviel wie „Futu-i (mama mă-sii)“. Ein in der rumänischen Alltagssprache sehr häufig benutztes geflügeltes Wort. Es gibt auch noch andere sinngleiche Varianten und hat etwas mit Inzest zu tun. Im Fluchen waren die Rumänen schon immer Meister. + + +

Zwei freie Tage
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 10.08.2018
Die Angestellten des Rathauses in Giarmata haben am 16. und 17. August arbeitsfrei. Es handelt sich aber nicht um ein Geschenk, denn die freien Tage müssen an den Samstagen 25. August und 1. September wieder eingearbeitet werden.
+ + + Gründe für diese Maßnahme werden im Schreiben des Rathauses nicht angegeben. + + +

Vertagt
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 10.08.2018
Vertagt werden die für den 28. August vorgesehenen Einstellungsverfahren für die Positionen: Inspektor, Berufsgrad (grad profesional) II; Referent, Berufsstufe (treapta profesională) I und Referent, Berufsstufe II. Unterschrieben ist die Anulierung von Bürgermeister Virgil Bunescu und der Sekretärin Jr. Sorina-Ana Gherman.
+ + + Die mit „suspendarea procedurii de organizare” angekündigte Verordnung kann sowohl eine Vertagung als auch eine Anulierung sein. Was von beiden gemeint ist, kann man dem Text nicht entnehmen. Es könnte sich auch um eine festgestellte Regelwidrigkeit in der Organisation des Wettbewerbs handeln. In einem zweiten, am selben Tag veröffentlichten Dokument heißt es schon deutlicher: „Die Wiederaufnahme des Verfahrens (procedură) wird wie gesetzlich vorgesehen bekanntgegeben.“ + + +

Zweite Gemeinderatssitzung
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 22.08.2018
Für den 23. August ist eine Gemeinderatssitzung mit fünf Tagesordnungspunkten anberaumt. Es geht vorwiegend um Eigentumsprobleme.
+ + + Vor 1989 durften Gemeinderäte am 23. August noch feiern, heute müssen sie arbeiten. Wo ist nur die gute alte Zeit geblieben? + + +

Start in die Saison mit einer Niederlage
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 25.08.2018
 Fußball - C4 (Liga III – Serie IV) – 1. Spieltag
FC Hubedoara - CS Millenium Giarmata  2:0 (1:0)
Torschützen: Adrian Marcu (Min. 15) und Iulian Sepsi (Min. 72)
Aufstellung CS Millenium: TrifonRosenblum, Cochinţu, Olteanu (Min. 46, Popan), Sporin (Min. 84, Damian), Stupu, Ferţu (Min. 84, Florin Călin), Ochea, Marius Călin, Gînju (Min. 46, Gavrilă), Beloescu.
Tabellenplatz: 15 CS Millenium Giarmata  0
Trainer Răzvan Leucă war unzufrieden wegen den vielen vergebenen Chancen. Gleich nach dem Führungstor der Hausherren drosch Bogdan Ferțu vom Millenium den Ball an die Latte.
+ + + Ein Saisonauftakt mit dem Linken ist für die Fußballer aus Giarmata aber nichts Neues. 16 Mannschaften sind in dieser Gruppe angemeldet. Wie viele wohl bis zum Schluss durchhalten werden? + + +

Mit der zweiten fährt man besser
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 25.08.2018
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 2. Spieltag
Millenium II Giarmata – Unirea Banloc  6:1
Cornești - Unirea Cerneteaz   ?:?
Tabelle: 1  Millenium II Giarmata  6
              6 Unirea Cerneteaz  3

Nur ein Kandidat will Polizeichef in Giarmata werden
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 27.08.2018
Die Meldefrist der Ausschreibung für den Posten des Polizeichefs in Giarmata ist abgelaufen. Nur ein Kandidat hat sich gemeldet oder gültige Bewerbungsunterlagen eingereicht. (Genau ist das in der Veröffentlichung des Rathauses nicht zu erkennen.) Die schriftliche Prüfung für den Kandidaten Păpaș Gheorghe Călin findet am 3. September statt.
+ + + Viel Erfolg!  + + +

Interview mit Pr. Dr. Sorin Vasiu
aus FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; August 2018
Pr. Dr. Sorin Vasiu
Fotoquelle: FOAIAdeGIARMATA
Es ist schon gute Tradition, dass Journalisten in den Sommermonaten Interviews mit Personen des öffentlichen Lebens führen. Nicht nur in Deutschland, auch in Rumänien. Gheorghe Miron hat sich mit dem Priester der orthodoxen Kirche in Giarmata, Dr. Sorin Vasiu, unterhalten und das Gespräch in FOAIAdeGIARMATA veröffentlicht. Auch die Staatskirche Rumäniens hat so ihre Probleme, was den Aussagen des Geistlichen zu entnehmen ist: „Die jungen Menschen müssen begreifen, dass die Isolation in der virtuellen Welt nicht fördernd für ihren fragilen Geist ist, und wenn sie zur Kirche kommen, müssen wir ihnen die Augen öffnen, ihnen erklären, dass sie den realen Dialog mit anderen Menschen und inklusive mit Gott brauchen. [...] Die Jungend ist schwerer zu bewegen, zur Kirche zu kommen, aber es ist nicht unmöglich. [...] Was der zeitgenösische Mensch nicht versteht, ist die Tatsache, dass das Gebet seine Verbindung zu Gott bedeutet und seine Möglichkeit ist, mit Gott zu kommunizieren.“
+ + + Und so weiter und so fort. + + +

Montag, 20. August 2018

Mei Gasse

- Gedicht im Johrmarker Dialekt -

Dorchs Lothringe
is merr ins Dorf ningfahr.
Die Neigass,
is kerzegrad,
Die Altgass
e bißje krumm seit eh un je.
Im Grawe
war’s Lager vum Prinz-Eugen-Heer.
Uf’m Gashiwl
steht norr e Reih Heiser.
In der Happgass
schlaat’s Herz vun der Gemeinde.
Die Hinnereih
is lang un eng.
In der Karlsgass
war ’s Dorf am Enn.
In de Kleegärter
ware die eerschte Rumänre dehoom.
Die Zigeinergass
leijt glei an der Bohn.
In der Hannigass
hot mer die Grille gheert zirpe.
Die Siweschwowegass
is vun der Happgass de Zipfel.

Dorch all die Gasse
sin ich gelaaf,
sin ich mascheert,
sin ich mol gang.

In all dee Gasse
leijt dicker Staab.
Mei Fieß hun gspeert,
wie die Zeit vergeht.


[Uf der Schanz, 1987]
Berns Toni

Lesung uf YouTube

Montag, 13. August 2018

Ja, ich kenne jemand!


„Kennen Sie jemand, der ohne Bestechung ausgereist ist?“ Diese eher rhetorische und mit Sicherheit bewusst provozierende Frage stand kürzlich als Überschrift eines Artikels in der BANATER POST, München, 20. Mai 2018. Also lasse ich mich ebenso bewusst provozieren und antworte wahrheitsgetreu mit „Ja“. Und das Unglaubliche passierte so.

Wie ich es geschafft habe, ins gelobte Land zu kommen, habe ich in meinem Buch Kurzprosa aus der Hecke und dem Spind in einem Autobiographischen Rückblick mit dem Titel Das Geschäft erzählt. Mit mir waren meine Frau und der vierjährige Sohn ganz „legal“, also mit dem unvermeidlichen Schmiergeld, ausgewandert. Meine Eltern saßen auch auf gepackten Koffern und meine Schwester lebte schon länger mit ihrer Familie in Deutschland. In Jahrmarkt waren sechs erwachsene Menschen zurückgeblieben, und zwar die Eltern, der Bruder, zwei Großmütter und ein Großvater meiner Frau. … Das machte summa summarum, Stand 1985, nach Adam Riese sechs mal acht ist achtundvierzigtausend (48.000) DM. Für ein Deutschlandgreenhorn, der erst mit 16.000 DM Schulden in Nürnberg angekommen war, eine sportliche Herausforderung, könnte man sagen. 

Trotz aller gemachten Erfahrungen und zirkulierenden Gemeinplätze der Marke „Ohne Geld fährt niemand!“ wollte ich nicht glauben, dass es nicht auch ohne Geld geht. Aber wie, ohne sich den Kugeln der Grenzposten auszusetzen oder Gefahr zu laufen, in der unberechenbaren Donau zu ertrinken.

Geldgerüchte kursierten zuhauf. Auch über Zahlungsmöglichkeiten in Deutschland. In München solle ein Anwalt sitzen, der auch für gutes Geld einiges bewirken könne, hieß es. Aber wie an den guten Mann herankommen, um zumindest mal seine Preisvorstellung zu erfahren? Unten, also im Banat und natürlich auch in Jahrmarkt, war das Zahlen längst ein offenes Geheimnis. Das Problem war nur, an die Geldnehmer ranzukommen. Und ich bemerkte nach unserer Ausreise auch ziemlich bald, dass die Landsleute auch hier untereinander – sofern sie sich vertrauen konnten – recht offen über die Verkaufsmethoden sprachen. In diesem Geiste erzählte uns eines Sonntagnachmittags eine Jahrmarkter Landsmännin, dass ihre Verwandten „durch diesen geheimnisvollen Münchner Anwalt ausgewandert wären“, bei dem sie, meine Landsmännin, vorstellig geworden wären. Ich roch sofort Lunte und hackte nach. Dabei war mir gar nicht der Preis das Wichtigste, denn Geld hatte ich ja sowieso keins, sondern die Modalität, vor allem, was der gute Mann gemacht hat.

Und siehe da: Das roch gar nicht so stark nach Illegalität. (Nach meinem Gespür natürlich, denn ich hatte von deutscher Rechtsauffassung überhaupt keine Ahnung.) Der Anwalt hätte viele Briefe an verschiedene politische Persönlichkeiten in den USA und auch an internationale Organisationen geschrieben, darin die Situation der Ausreisewilligen aus Rumänien geschildert und um Unterstützung gebeten. Das diese Unterstützung nur als Intervention bei der rumänischen Regierung gedacht sein konnte, war mir völlig klar.

Und dann kam der Augenblick in unserem Gespräch, den ich noch heute vor meinem geistigen Auge habe, als wäre es gestern gewesen. Auf meine lapidare Bemerkung, es wäre bestimmt interessant gewesen, zu sehen, wie der Anwalt seine Schreiben aufgesetzt hatte, erzählte die Bekannte uns, meiner Frau und mir, die Briefe wären logischerweise so verfasst gewesen, als hätte sie sie als Bittgesuch geschrieben und waren natürlich auch von ihr unterschrieben. Sie hätte die Briefe zum Unterschreiben sogar zu Hause gehabt und dabei Kopien davon angefertigt.

Mir lief es heiß und kalt zugleich den Rücken herunter. Ich hatte sofort eine Idee und scheute mich nicht zu fragen, ob ich diese Schriftstücke zur Einsicht haben könnte. Und siehe da, als gute Landsmännin und ehemalige Nachbarin gab sie uns nach ein paar Tagen das ganze Packet – es war wirklich ein Packet und kein Päckchen.

Es beinhaltete Briefe an die amerikanischen Politiker Barry Goldwater jun., George E. Brown jr., Clair W. Burgener, Sala Burton, Phillip Burton, Alfonse M. D’amato, Benjamin A. Gilman, John Glenn, William L. Armstrong, Robert Dole, Fred J. Eckert, Bill Frenzel, Mack Francis Mattingly, James R. Jones, Slade Gorton, Bill Archer, Rudy Boschwitz und Alan J. Dixon – alle diese Damen und Herren waren damals, 1985, Mitglieder des Kongresses oder des Senats -, aber auch Schreiben an verschiedene internationale Organisationen. Der Hacken an der Geschichte war bloß, dass diese Briefe – ziemlich umfangreich, fast zwei DIN-A4-Seiten – alle in englischer oder französischer Sprache verfasst waren … und ich die eine Sprache so gut beherrschte wie die andere, also gar nicht.

Aber auch diese Hürde sollte sich als überwindbar herausstellen, denn in München studierte damals mein Freund Ignatz Maschinenbau und seine Frau Renate Englisch und Medizin. Die haben sich auch sofort bereit erklärt, alle diese Briefe in den jeweiligen Sprachen an unsere Familiensituation anzupassen. Da staunte dann nach einiger Zeit ein Postbeamte in Ingolstadt nicht schlecht, als plötzlich ein Kunde vor ihm stand und so viele Briefe mit Einschreiben und Rückschein an Kongressmänner und Senatoren in den USA schickte. Einige dieser Briefsendungen, alle DIN A4, kamen ungeöffnet zurück, andere blieben unbeantwortet und einige wurden beantwortet, immer höflich und mit der Zusage, im Rahmen der Möglichkeiten an entsprechender Stelle zu intervenieren.

Ich gab mich mit dieser Aktion aber keineswegs zufrieden und schrieb weiter … diesmal auf Deutsch. Und zwar an Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Dr. Hans Stercken (MdB), Dr. Walter Althammer, MdB, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU  Bundestagsfraktion und Vorsitzender der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe sowie an Dr. Franz Josef Strauß, Bayerischer Ministerpräsident. Als mir auch das nicht ausreichend schien, schrieb ich weiter … auf Rumänisch. Und zwar an Nicolae Ceaușescu und an Elena Ceaușescu. Was in diesen Briefen stand, empfinde ich heute noch als die Spitze perverser Personenhuldigung. (Aber nicht mit Bedauern!) Nicht ganz so eckelhaft schleimig war mir ein Brief ans Passamt in Temeswar geraten. (Ich muss mich ja dafür nicht schämen, fungierte doch immer meine Frau als Verfasserin und Absenderin.)

Tja, und dann war da noch diese Geschichte mit dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und dem Musikblatt aus einem Notenheft der Schierlinger Bierzeltkapelle des Joe Watzke. Daraus ist dann die Erzählung E Musikblat-Brief forr de Außenminister entstanden. In der Realität hat sich nach diesem Ereignis ein reger Schriftverkehr zwischen uns und dem Auswärtigen Amt, dem Deutschen Roten Kreuz und der Deutschen Botschaft in Bukarest entwickelt.

Am 20. Dezember 1987 sind dann die Eltern meiner Frau, ihr Bruder und ihre zwei Großmütter – der Großvater hat es nicht mehr geschafft, er ist im August jenes Jahres verstorben – als „illegale Aussiedler“, also ohne Schmiergeld gezahlt zu haben, in Nürnberg angekommen. Was ich allerdings bis heute nicht weiß, ist, wessen Intervention bei den rumänischen Behörden die ausschlaggebende war. Was bleibt, ist auf jeden Fall die Erkenntnis, dass es auch ohne Schmiergeldzahlung beim Bogdan, Blumenmann & Co. möglich war auszuwandern.

Anton Potche