Ostern
von Theodor
Storm (1817 – 1888)
Es
war daheim auf unserm Meeresdeich,
ich
ließ den Blick am Horizonte gleiten,
zu
mir herüber scholl verheißungsreich
mit
vollem Klang das Osterglockenläuten.
Wie
brennend Silber funkelte das Meer,
die
Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel,
die
Möwen schossen blendend hin und her,
eintauchend
in die Flut der weißen Flügel.
Im
tiefen Kooge bis zum Deichesrand
war
sammetgrün die Wiese aufgegangen;
der
Frühling zog prophetisch über Land,
die
Lerchen jauchzen, und die Knospen sprangen.
Entfesselt
ist die urgewaltʼge Kraft,
die
Erde quillt, die jungen Säfte tropfen,
und
alles treibt, und alles webt und schafft,
des
Lebens vollste Pulse hör ich klopfen.
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