Mit
dieser Befürchtung, dass es da einem wirklich gelingen könnte, ihre PSD-Burg zu
erstürmen und ihr beträchtlichen Schaden zuzufügen, lebten die rumänischen
Sozialdemokraten schon seit dem Jahre 2014, als Klaus Werner Johannis (*1959), ein Siebenbürger Sachse, der nicht
mit der Ausreisewelle seiner Landsleute mitgerissen worden war, Präsident Rumäniens
wurde. Obwohl die PSD zusammen mit den Nationalliberalen (PNL) ihn fünf Jahre
vorher (2009) sogar als Prämier vorgeschlagen hatten, wurde das Verhältnis
zwischen den Altkommunisten, wie viele die PSD in Rumänien heute noch sehen,
und dem liberal gesinnten Johannis
(die Rumänen schreiben Iohannis) nie
richtig warm. Frostig wurde es aber
besonders nach der Machtergreifung in der PSD durch den jetzt im Gefängnis
sitzenden Liviu Dragnea. Das war
2015.
Johannes
ante portas. Das wiederum war in den letzten Jahren aber alles andere als ein
lustiges Papa-ante-portas-Durcheinander, sondern ein Kampf um die Macht im
Lande, in der sich die Widersacher nichts schenkten. Schon wegen
der Verbissenheit des „Deutschen“ war das stets eine ausweglose Situation. Der in seiner
Physis und seinen Prinzipien standfeste Johannis
war nie zu Konzessionen bereit und hat dort, wo die Verfassung es ihm
ermöglichte, versucht Fehler der Regierungen zu verhindern oder zu korrigieren.
Mit einer Ausnahme, als von 2015 bis 2017 ein Technokratenkabinett unter Dacian Cioloș regierte, hatte
Rumänien in der Amtszeit Klaus
Johannis’ vier PSD-Regierungen (allein oder mit Partner). Das bisher letzte
PSD-dominierte Kabinett mit Premierministerin Viorica Dăncilă wurde am vergangenen Montag, dem 4. November, durch
ein Misstrauensvotum im Parlament gestürzt. Die
Nationalliberalen haben die Regierungsverantwortung übernommen, regieren aber mit einer
politischen Minderheit im Zwei-Kammern-Parlament, in dem zurzeit acht
Gruppierungen vertreten sind. Der neue Regierungschef heißt Ludovic
Orban und ist weder verwandt noch verschwägert mit dem ungarischen
Regierungschef Viktor Orbán. (Ob sich durch diese Namensvetternschaft das stets
angespannte Verhältnis zwischen Rumänien und Ungarn verbessern wird, darf ruhig
angezweifelt werden.)
Johannis wird auf jeden Fall alles daransetzen, die aktuelle
Regierung zu unterstützen, zumindest bis zur nächsten Parlamentswahl im
kommenden Jahr. Er selber versucht sein Mandat durch die gestern abgehaltene
Präsidentschaftswahl um weitere fünf Jahre zu verlängern. 13 Bewerber
um das höchste politische Amt in Rumänien wollen ihm das Amt streitig machen.
Bei der letzten Wahl konnte Johannis
im zweiten Wahlgang 54,43 Prozent der abgegebenen Stimmen gewinnen.
Der diesjährige Wahlkampf hat gezeigt, dass von Anfang an Johannis in den Umfragen weit vorne
lag. Die Analysten und Journalisten in Rumänien fragten immer nur nach dem
eventuellen Herausforderer oder der Herausforderin Johannis' im zweiten Wahlgang. Auch die
bisherige Prämierministerin und PSD-Vorsitzende (nach dem Abgang Dragneas), Viorica Dăncilă, war im Rennen. Denn, dass es zu einer Stichwahl kommen würde, war allen klar. (2014
lag Johannis im ersten Wahlgang mit
30,37 Prozent noch klar hinter seinem stärksten Konkurenten Victor Ponta mit 40,44 %).
Wie so oft bei Wahlkämpfen und Wahlen, nicht nur in
Rumnien, gibt es auch hier Kurioses zu berichten. Der von der Partei Neamul
Românesc (Rumänisches Volk) nominierte Kandidat Ninel Peia
ist in der Nacht vom vergangenen Mittwoch auf Donnerstag aus einem Hotel in der
siebenbürgischen Stadt Klausenburg (Cluj) verschwunden. Aufgefunden wurde er
einen Tag später im Kloster Putna – betend. Also wenn alle gläubigen Orthodoxen
Rumäniens ihn für diesen Vertrauensbeweis in Gott gewählt hätten, wäre er jetzt
der neue Präsident Rumäniens.
Eine andere Schildbürgergeschichte: Bereits am Freitag
vor dem ersten Wahlgang haben 2000 Briefwahlwähler aus der rumänischen Diaspora
(Auslandsrumänen) ihre Wahlzettel für den zweiten Wahlgang ans Wahlbüro
geschickt. Entweder sind das alles Hellseher oder Rumänen, die ihre
Muttersprache schon vergessen haben. Oder ... die rumänische Amtssprache ist
nicht unbedingt verständlicher als die deutsche.
Klaus Johannis (als Bürgermeister von Sibiu/Hermannstadt) & seine Herausforderin Viorica Dăncilă
FotoMontage: Anton Potche
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Anton
Potche
P.S.: Laut hotnews.ro hat Klaus Johannis die Stichwahl zum Präsidentenamt mit 66,10 % zu 33,89 % der Stimmen gegen seine Herausforderin Viorica Dăncilă gewonnen. Somit beginnt für den Präsidenten Rumäniens seine zweite Amtszeit. Eine Legislaturperiode dauert 5 Jahre.
Ingolstadt, 25.11.2019
Anton Potche
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