Montag, 9. August 2021

Auch die Rumänen waren dabei

Die Olympischen Spiele 2020 sind vorbei. Sie haben lange gedauert. Länger als je zuvor. Heute schreiben wir schon den 9. August - doch nicht 2020, sondern 2021. Warum das so war, werden die Geschichtsbücher festhalten. 11.090 Sportler aus 208 Ländern waren in Japan dabei. Sie haben Wettkämpfe in 339 Sportarten ausgetragen. Sportler und natürlich auch Sportlerinnen (es geht gendergerecht auch umgekehrt, also Sportlerinnen und natürlich auch Sportler) aus 93 Nationen haben Medaillen gewonnen: Gold, Silber und Bronze.

Auf Rang 9 des Medaillenspiegels findet man Deutschland mit 10 Gold-, 11 Silber- und 16 Bronzemedaillen. Als Deutscher mit Migrationshintergrund habe ich mich natürlich (wie wahrscheinlich Millionen andere Menschen in Deutschland auch) für die Resultate der Sportler (siehe Gendererklärung oben) aus mindestens einem anderen Land interessiert: Rumänien.

Die Olympischen Spiele kennen zwei geschichtliche Perioden: die Olympischen Spiele der Antike (776 v. Ch. bis 393. n. Ch.) und die Olympischen Spiele der Neuzeit ab 1896. Bei der zweiten Olympiade, 1900 in Paris, waren schon rumänische Sportler dabei. Sie kehrten aber noch ohne Medaillen zurück. Die folgenden vier Olympiaden fanden ohne Rumänen statt. 1924 wurden die Olympischen Sommerspiele wieder in Paris abgehalten und diesmal mit rumänischer Beteiligung. Es gab sogar die erste Medaille: Bronze. Der Einstieg ins olympische Geschäft blieb aber mühsam. Erst bei den Spielen in Helsinki, das war 1952, erkämpften sich rumänische Sportler gleich vier Medaillen: je einmal Gold und Silber und zweimal Bronze. Ab dann ging es aufwärts. 1984 in Los Angeles gewannen die Rumänen sage und schreibe 53 Medaillen und belegten in der Nationenwertung den zweiten Platz hinter der USA und der BRD. (Die Sowjetunion und ihre Vasallen hatten die Spiele boykottiert. Aber Ceaușescu pochte auf seine und seines Landes Souveränität. Was im Sport gut ankam, erwies sich im rumänischen Alltag leider allzu oft als politisches Abschottungsmittel gegen die Kritik des Westens an der Innenpolitik des Diktators.) Im Jahre 2000 in Sydney konnte die rumänische Delegation noch einmal mit 26 Medaillen glänzen. Danach ging es stetig bergab.

Heuer teilen sich die Rumänen in Tokio mit Venezuela den 46. Platz. Ihre Bilanz: eine Gold- und drei Silbermedaillen. Sie sind also dort angekommen, wo sie 1952 schon mal waren, oder anders gesagt, sie haben ihr Ergebnis von 2016 in Rio de Janeiro beibehalten – jeweils zahlenmäßig.

Was auffällt, ist, dass die Rumänen sich weiterhin auf dem Wasser sehr gut fühlen. Ihre Medaillen sagen es aus: Simona Radiș und Ancuța Bodnar
Rumänische Goldfrauen
Foto: USA TODAY Network / ddp USA
FotoQuelle: hotnews.ro

(Rudern) – Gold im Doppelzweier, Frauen; Mihăiță Țigănescu, Mugurel Semciuc, Ștefan Berariu und Cosmin Pascari (Rudern) – Silber im Vierer ohne Steuermann, Männer; Marius Cozmiuc und Ciprian Tudosă (Rudern) – Silber im Zweier ohne Steuermann, Männer. Auf dem Trockenen erkämpfte sich mit dem Degen Ana Maria Popescu eine Silbermedaille im Fechten.

Wie auch immer: Dabeisein ist alles! Und heuer ist Gut-nach-Hause-kommen noch mehr als alles. Die nächsten Spiele kommen bestimmt; mit oder ohne Corona, mit oder ohne Zuschauer in den Stadien und Hallen wird sich zeigen. Und wer Glück hat, wird es erleben.

Anton Potche

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