Mittwoch, 8. Juni 2022

Endlich Konzerte ... maskenfrei

Ich hatte es mir vorgenommen und durchgehalten: kein Konzert, kein Theater, kein Film … mit Maske. Jetzt sind sie gefallen. Nach gut zwei Jahren. Zumindest vorübergehend. Und die Zeitungen in meiner Stadt machten es mir die letzten zwei Wochen nicht leicht: Vorstellungen und Konzerte, wo man hinschaute. Dann kam das Angebot, das alles erleichterte und die Qual der Wahl hinweggefegt hat: „Schülerkonzert – 28. Mai 2022 um 15:00 - Aula Berufsschule“. Ein Klaviernachmittag. Wenn von dem eigenen Nachwuchs zwei Interpretinnen dabei sind, gibt es für Oma und Opa kein Halten.

Klavierlehrer Joachim Scheibl von der Simon-Mayr- Sing- und Musikschule in Ingolstadt hatte zum Konzert geladen. Seine Zöglinge in Sachen Klavier sollten vor Publikum spielen. Kein Wettbewerb wie „Jugend musiziert“. Aber immerhin ein Konzert mit 15 Solistinnen und Solisten vom Anfänger bis zum geläufig spielenden Teenager.

Und ja, es ging schon mal gut los. Aurelia Mazzon heißt das kleine Mädchen im schwarzen Kleid, dem kein Lampenfieber anzumerken war. Und es legte los. Und wie! Mit zwei Sätzen aus Beethovens Sonatine F-Dur. Die kleinen Finger flogen über die Klaviatur, und man konnte nur staunen über die klar erkennbaren Frasierungen und dynamischen Gestaltungen. Na wenn das so weiter geht, dachte ich. Ging es natürlich nicht. Was dem Konzerterlebnis aber keinen Abbruch tat. Es war spannend und hoch interessant. Man konnte im Laufe der Aufführungen genau erkennen, welche Finger vom Talent gesteuert wurden, bei wem dieses Talent noch von der unverzichtbaren Probearbeit unterstützt wurde, wer nur dabei ist, um dem olympischen Geist „Dabei sein ist alles“ gerecht zu werden. Oder wer Für Elise (Beethoven) schon wie eine angehende Pianistin ohne Noten interpretiert - Erinda Avdiu gestaltete damit einen jedem Konzert innewohnenden Höhepunkt.

Joachim Scheibl & Tobias Mayer
Foto: Anton Potche
Ein gutes Konzert folgt natürlich auch einer gewissen Choreografie, und die steuert meistens auf eine Zugabe zu. Das ist dann oft genau das Stück, das dem Konzertbesucher am längsten in Erinnerung bleibt. Joachim Scheibl kennt sich mit solchen Situationen aus. Er ist nicht von ungefähr Chorleiter der Simon Gospel Singers und hat Erfahrung mit öffentlichen Auftritten. Zum Schluss dieses Klaviernachmittags spielte er vierhändig mit seinem Schüler Tobias Mayer den Slawischen Tanz, Op. 72, Nr. 2 von Antonín Dvorák. Es war schön, mit einem krabbelnden Ohrwurm den Heimweg anzutreten.

Ach ja, für die Solistinnen und Solisten gab es nach dem Konzert Süßigkeiten. Und die Eltern hatten es natürlich nicht versäumt, den jeweiligen Auftritt ihres/ihrer mehr oder weniger angehenden Musikers oder Musikerin auf dem Handy festzuhalten. Wie auch immer, es war ein sinnvoll gestalteter Samstagnachmittag. Und das alles unter den wohlwollenden Gemälde-Blicken des Ingolstädter Alt-OBs Peter Schnell

Anton Potche

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