Kürzlich habe ich in einer Zeitung
gelesen, dass Saint-Exupérys Märchen Der kleine Prinz
von manchen als Kitsch verdammt wird, „während es vielen Trost
spendet“. Nachvollziehbar. Das ist das Schicksal jedes
literarischen Textes. Und auch des Genres, in das man ihn weiter
verarbeitet, also Theater oder Oper oder Film … Das geht nicht nur
den Klassikern der Gattung Märchen, etwa Grimm, Andersen
u.v.a., so, sondern auch den zeitgenössischen Märchen. Wie etwa
Der Schwarm. Ja, was Frank Schätzing mit seinem
Schwarm zuwege gebracht hat, ist ein Märchen. Nicht
mehr und nicht weniger. Und als solches ist es der Meinung, also den
Meinungen, der Leserschaft ausgesetzt. Einige finden das Märchen
schön, andere nicht. Schätzing selbst ist angeblich mit der
Weiterverarbeitung, der filmischen Fassung, seines Romans, also
Märchens Der Schwarm nicht besonders glücklich.
Liest man im Feuilleton, so findet
man mehr an dem Film geäußerte abwertende Kritik als positive
Reaktionen. Simon Hauck wird in der März-Ausgabe des MÜNCHNER
FEUILLETON im wahrsten Sinne des Wortes ausfällig, ja, beleidigend
im Gossenstil. Er spricht von „tränendrüsengeschwängertem
Blödsinn“. Er wünscht sich viel mehr „Tiefseewürmer, Krabben
und Wale, die außer Kontrolle geraten und die Menschen in den
Untergang stürzen wollen“. Die reüssieren nämlich in
„Schätzings spannungsgeladener Oko-SciFi-Dystopie“. Sollen sie
doch. Es mag ja auch Kinder geben, die sich noch mehr Wölfe in
Rotkäppchens Wald wünschen. Alles hängt von ihrer Fantasie ab.
Screenshot: Anton Potche |
Und das feenhafte Ende? So enden nun
mal gelungene Märchen. Man darf trotz allen Grauens danach noch
einschlafen … und bei aller Kritik nie aus den Augen verlieren,
dass eine Roman-, Film-, Theater-, Oper-, Konzert-, etc.- besprechung
immer nur die Meinung eines Einzelnen ist … und subjektiv bleibt
nach allen Regeln der Kunstkritik.
Dazu gesellt sich noch das
Erkenntnispotential, das im Plot eines Märchens enthalten sein kann.
Der Gewässerökologe Jens Krause formuliert das in der WELT
AM SONNTAG (5. März 2023) so. „Im Bestseller ‚Der Schwarm‘ von
Frank Schätzing, aktuell als ZDF-Serie verfilmt, sind es die Yrr,
die als fiktive Meeresorganismen zur globalen Bedrohung werden. In
der Realität ist es der Mob, der wie beim Sturm auf das Kapitol in
Washington gefährlich wird.“
Mir hat dieser Film gefallen. Ich
kann es nur wiederholen. Die Öffentlich Rechtlichen Fernsehanstalten
sollten sich nicht scheuen, solche Projekte auch in Zukunft
anzupacken, auch wenn Herr Hauck von einer „armseligen
Europudding-Koproduktion (ZDF, RAI, ORF, France Télévisions, SRF)
schreibt.
Anton Potche
Der Schwarm
(Fernsehserie) - Idee: Frank
Doelger, Regie: Barbara Eder, Philipp Stölzl, Luke Watson, Drehbuch:
Steven Lally, Marissa Lestrade, Chris Lunt, Michaela A. Walker, Frank
Doelger, Frank Schätzing, Musik: Dascha Dauenhauer, Darsteller:
Leonie Benesch, Cécile de France, Alexander Karim, Joshua Odjick,
Barbara Sukowa u. v. a.
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