Montag, 12. Juni 2023

Rumänen in Ingolstadt

Ingolstadt hat 142.370 Einwohner (Stand 31.12.2022). Davon sind ca. 23,7 Prozent Ausländer. Laut INGOLSTADT INFORMIERT, herausgegeben vom Presseamt der Donaustadt, lebten zum Ende des vergangenen Jahres „rund 33.700 Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit in Ingolstadt – die meisten mit unbefristetem Aufenthalt“.

In einer Grafik werden die „15 häufigsten Staatsangehörigkeiten in Ingolstadt am 31.12.2022“ visualisiert. (Gemeint sind fremde Staatsangehörigkeiten.) Darin kann man erkennen, dass Türken mit 4.803 Personen diese Auflistung anführen. An zweiter Stelle liegen Personen mit rumänischer Staatsangehörigkeit. Im Ingolstädter Einwohner-Melderegister sind 2.973 Menschen mit rumänischer Staatsbürgerschaft vermerkt.

Ingolstadt
Foto: Anton Potche
Die Internationalisierung der Stadt an der Donau ist nicht nur in der Fußgängerzone, den Kaufhäusern und auf Kulturveranstaltungen verschiedener ethnisch geprägter Vereine zu sehen, sie wirkt sich auch im Wanderungssaldo der Ingolstädter Bürger aus. Die Statistik zeigt, dass dieser Saldo „bei der deutschen Bevölkerung in Ingolstadt negativ ist“. Seit dem Jahre 2009 haben mehr Deutsche die Stadt verlassen, als neu hinzugekommen sind. „Bei ausländischen Staatsangehörigen ist das umgekehrt“, kann man in dem Informationsblatt des Rathauses lesen. Im vergangenen Jahr sind aus dem Ausland 4.100 Menschen zugewandert. Das ist ein Spitzenwert für die Zeit nach 1950. „Lediglich in den Jahren 1989 und 1990 kamen annähernd so viele Personen aus dem Ausland, damals hauptsächlich Spätaussiedler aus Rumänien und der ehemaligen UdSSR.“ Nur waren das damals kaum Rumänen und Russen, sondern vielmehr Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen und Russlanddeutsche.

Schaut man sich in der Bevölkerungsstatistik der Stadt die zahlenmäßige Entwicklung der Bewohner aus Rumänien an, so kann man seit 2002 eine konstante Steigerung feststellen. Die Anzahl der aus diesem seit 2007 zur EU gehörenden Land zugezogenen Bürger ist von 515 auf 2815 im Jahre 2020 kontinuierlich gestiegen. 

Diese Zahlen sprechen eigentlich eine eindeutige Sprache über die Verhältnisse in Rumänien. Der Exodus besonders der jungen, leistungsstarken Generation geht weiter. Er hat eigentlich schon nach dem Fall des kommunistischen Regimes an Weihnachten 1989 begonnen und ist bis heute nicht zum Stillstand gekommen. Es gibt in Rumänien kaum noch einen Lebensbereich, in dem nicht über Arbeitskräftemangel geklagt wird. Das beginnt in der Schule und endet in der Seniorenbetreuung und Altenpflege. So gesehen, darf oder muss man sich schon die Frage stellen, ob das Abwerben von Pflegekräften in diesem Land aus deutscher Sicht auch eine moralische Komponente enthält. Eine schlüssige Antwort darauf könnte vielleicht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder geben. Der war nämlich im Februar kurz in Rumänien und meinte laut BR abseits des offiziellen Besuchsprogramms: Wir suchen gezielt nach Fachkräften.“ Achim Wendlers Artikel (11.02.2023) zu diesem Schnelltrip des bayerischen Ministerpräsidenten trug den Titel „Söder in Südosteuropa: Auf der Suche nach Personal - Ministerpräsident Markus Söder will Arbeitskräfte aus Rumänien und Albanien nach Bayern locken." 

Anton Potche

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