…, dann hat das etwas Keusches an
sich. Etwas Reines, abhold jedweden Strebens nach Perfektion und Ruhm
und nach eigenem Gestaltungsdrang. Die Tasten richtig treffen, das
ist das Ziel. Sie, werte Leser, haben es bestimmt erkannt: Ich
schreibe hier von einem Klavierkonzert, genauer, einem
Kinder-Klavierkonzert. Und schon habe ich mich widersprochen. Denn
mit fortschreitendem Alter der Kinder in den Jugendbereich hinein spürte
man dann doch so etwas wie Perfektion und sogar Gestaltungsdrang,
steht im Programm hinter Lunas Interpretation von I like
the Seasons doch tatsächlich der Vermerk „eigene Fassung“.
Hier stellt ein Klavierlehrer der
Musikschule Ingolstadt, Joachim Scheibl, seine Schüler dem
Publikum vor, genauer den Eltern, Geschwistern und Großeltern. Diese
Schule übt ihre segensreiche Tätigkeit seit 50 Jahren aus.
Blockflöte und Singen waren die ersten Angebote. Schon ein Jahr
später wurden die Instrumentenlehrgänge ausgeweitet, auch für Klavier.
Und weil dieses Instrument so vielfältig ist, bietet es sich an zu
einem umfassenden Konzert. Gemeint ist hier aber kein „ganzes“
Klavierkonzert, sondern viele Klavierstücke, gespielt von kaum dem
Kindergartenalter entwachsenen Kids bis zu Jugendlichen, die schon
das Abitur im Blickfeld haben.
Der Lehrer hat als einleitende Worte
seine Mädchen und Buben aufgemuntert: „Spielt drauf los. Ich
springe ein, wenn es mal hapert.“ Es war interessant, zu verfolgen,
wie sich die Sicherheit der Interpretationen mit dem Alter bei den 23
Interpretinnen und Interpreten mehr und mehr einstellte. Die Vielfalt
der meistens leicht nachsummbaren Ohrwürmer mündete aber dann zum
Schluss doch in einen Moment der Stille, der Konzentration auf
perlende Noten, die sich in akustisch abklingenden Akkorden ins
Nichts verabschiedeten. Ilan hat die Nocturne, Op. 9 Nr 1,
b-Moll von Frédérik Chopin so gespielt, dass man dabei
an den traditionsreichen Musikwettbewerb "Jugend musiziert" denken konnte.
Als letztes Stück, so eine Art
Rausschmeißer, spielten Hannah und Lina zweihändig
Big Bill‘s Boogie (J. Michael Nuyten). Ganz schön
fetzig, ja rockig. Eben der Jugend, die hier so unterhaltend
musiziert hat, entsprechend. Dem Auditorium hat das gesamte Konzert bestimmt vom
ersten Ton aus der Sonatine G-Dur, 1. Satz (Ludwig van
Beethoven) an, gespielt von Nele, bis zum letzten
Fortissimo-Akkord des Rausschmeißerduos gefallen.
Und das waren die Protagonisten
dieses schönen Konzerts: Nele Fischer, Jonathan Fenner,
Emma Schleicher, Valentina Baur, Sophia Zimmermann,
Adelia Bucur, Lena Stelz, Luna Oehmig, Asude
Özgen (mit einer starken Linken), Ceyda Özgen, Milan
Matasic, Feline Schwarz, Lea Gottschalk, Leonie
Potche (mutig und sehr gut für so spärliches Üben, weiß der
Opa) Lukas Mayer, Luis Escalona Müller, Magdalena
Dorbert, Greta Fenner, Hannah Potche, Mark
Garkuscha, Ilan Marsiglia und Lina Schneider. Wer
von ihnen am kommenden Sonntag, 5. Mai, wenn die städtische
Simon-Mayr-Sing und Musikschule ihren 50. Geburtstag feiert, um 17
Uhr auf der Bühne des Festsaals im Stadttheater dabei sein wird, hat
Klavierlehrer Joachim Scheibl nicht bekanntgegeben. Verdient
hätten sie es alle.
Anton Potche
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