Rumänien
– Belgien 0:2
Die
rumänischen Medien haben sich nach dem Erfolg gegen die Ukraine in
ihren Berichterstattungen schlicht überboten. Jeder wollte den
interessantesten Artikel oder Radio- und TV-Beitrag produzieren. So
sieht Euphorie in der Medienwelt nun mal aus. Die in Temeswar
erscheinende GAZETA de VEST hat einen namhaften Fußballer der 1970er
& 1980er Generation interviewt: Marcel Răducanu,
eine Borussia-Dortmund-Legende, wie der Autor des Interviews
Matei Alexandru schreibt. Der Dribbelkünstler von CSA
Steaua Bukarest - 1972 bis
1981 (229 Spiele, 94 Tore), BVB 09
Borussia Dortmund –
1982 bis
1988 (163 Spiele, 31 Tore) und
FC Zürich
– 1980 bis
1990 (47 Spiele, 12 Tore) spielte 21 mal
für die rumänische Nationalmannschaft und erzielte drei Tore.
Das
Interview wurde zwar vor dem Spiel Rumänien – Ukraine
aufgenommen, einige Aussagen Răducanus
haben aber allgemeine
Gültigkeit. Der Fußball hat sich nach seiner Erkenntnis
„entwickelt, ist viel athletischer, viel Taktik. […] Heute musst
du auch als Sturmspitze in der Verteidigung mithelfen. Er hat sich
komplett geändert, ja, ich will nicht sagen, dass er schöner ist,
aber er ist viel schneller.“
Im
Spiel gegen die Ukraine hat besonders der rumänische Kapitän
Nicolae
Stanciu
(31) einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der rumänische
Fernsehsender DIGIsport hat von
der belgischen Internetplatform SPORZA eine
Charakterisierung Stancius
von Youri
Tielemans
(27) übernommen.
Die zwei waren Mannschaftskollegen bei RSC
Anderlecht
(Belgien) in der Spielzeit 2016/2017. Der belgische
Mittelfeldstratege spielt seit letztem Jahr bei Aston
Villa
in der Premier League und erinnert sich: „Er
ist ein sehr guter Spieler, technisch mit
einer
starken
Laufleistung. Stanciu
hat eine große Zuneigung
für sein Land, wie alle Rumänen. Als Kapitän muss er versuchen,
die Mannschaft anzuführen, was ihm gegen die Ukraine sehr gut
gelungen ist.“
Blieb
also abzuwarten, wie er seine Fähigkeiten gegen die Belgier in den
Dienst der Mannschaft stellen kann. Youri Tielemans war das
gestern Abend um 21 Uhr und 74 Sekunden egal. Er schoss im EM-Spiel
Belgien – Rumänien (Gruppe E) eine Minute und 14 Sekunden nach
Anpfiff seine Mannschaft im Rheinenergiestadion (bekannt als
Müngersdorfer Stadion) in Führung. Die Zuschauer im Kölner Stadion
erlebten ein „energiegeladenes“, von einem „mega Tempo“
(ZDF-Moderator) geprägtes Spiel.
Iordănescu
schickte mit einer Ausnahme, Valentin
Mihăilă anstelle von Florinel
Coman, dieselbe
Formation wie gegen die Ukrainer aufs
Spielfeld. Was folgte war erst mal das erwähnte Tor und danach ein
insistentes Anrennen der Belgier auf das gegnerische
Gehäuse, immer
wieder unterbrochen von rumänischen Gegenangriffen, die leider kein
Tor einbrachten. Die Belgier sind von der Physis her viel robuster,
als die geschmeidigen Jungs aus dem Lande der Karpaten. Von einer
Dracula-Bösheit war daher bei ihren Zweikämpfen in den
Eins-zu-Eins-Situationen nichts zu spüren. Sie blieben stets zweite
Sieger. Trotzdem sprachen der
Fernseh-Kommentator und Co-Kommentator, auch noch Spezialist genannt,
von einem „rassigen Duell“ und einem „klasse Auftritt der
Männer in Gelb“ … und meinten die Rumänen. Dieser Eindruck war
bestimmt nicht falsch, denn das Spiel lebte von seiner Schnelligkeit
und den daraus resultierenden Torszenen, die allerdings erst in der
79. Minute zum Erfolg führten, als Kevin
De Bruyne einen Wimpernschlag vor dem
heranfliegenden rumänischen Torwart Florin
Niță, spielt bei
Gaziantep FK
in der
Türkei, den
Ball ins Tor beförderte. Damit war das 2:0 für Belgien besiegelt
und die Punktegleichheit in der Gruppe vor dem letzten Spieltag am
26. Juni um 18 Uhr (Slowakei – Rumänien sowie Ukraine – Belgien)
hergestellt.
Gestern
Abend spielte die Pianistin Yuja
Wang,
begleitet von den Berliner
Philharmonikern
unter Kiril
Petrenko,
in der Berliner Waldbühne Sergej
Prokofjew Klavierkonzert
Nr. 1 Des-Dur op. 10. Wer
diese
chinesische Künstlerin schon mal in ihrem aufreizenden Outfit
gesehen und ihr Klavierspiel gehört hat, wird ihren Auftritt nicht
so schnell vergessen – besonders Männer. Die Moderatorin dieses
Freilichtkonzertes erwähnte, dass Kritiker
Prokofjews
Klavierkonzert „einen
gewissen
Fußballcharakter
bescheinigt“
hätten.
Sie werden
damit wohl das zauberhafte gleiten der Finger beider Hände über die
Tastatur gemeint haben. Oder
den Rhythmus, das Tempo … Auch
wenn wir ein weitgehend faires Spiel gesehen haben, muss man doch
zugeben,
dass es auf dem Rasen in der Regel etwas rustikaler als auf einer
Klaviertastatur (zumindest bei klassischer Musik) zugeht.
Mannschaften
Belgien:
Casteels –
Faes,
Vertonghen,
Theate (77.
Debast)
–
Tielemans (72.
Mangala),
Onana,
Castagne,
Doku (72.
Carrasco)
–
De Bruyne –
Lukebakio (56.
Trossard),
Lukaku.
Rumänien:
Niță
-
Rațiu (90.
Sorescu),
Drăgușin,
Burcă,
Bancu,
Marius Marin (68.
Olaru)
–
Man,
Răzvan Marin,
Stanciu,
Mihăilă (68.
Hagi)
–
Drăguș (81.
Alibec).
Anton
Potche
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