Montag, 29. Juli 2024

Cembali im Vordergrund

 
Feiern wir, auch im 35. Jahr, die Institution Orgelmatinee um Zwölf und wünschen, dass sie lebe und wachse.“ Das schreibt Franz Hauk, einer der Initiatoren dieser Konzertveranstaltung (21. April bis 29. September, sonntags von jeweils 12:00 bis 12:45 Uhr) im Programmheft für 2024. Dieser Wunsch wird sich anscheinend nur zum Teil erfüllen. An ihrem Fortleben wird wohl niemand zweifeln, aber das Wachsen dieser Institution stößt bereits jetzt an physische Grenzen, gibt es im Ingolstädter Rokokojuwel Maria de Victoria doch nur ca. 400 Sitzplätze und nur einen zweiten provisorischen Fluchtweg. Das wird insoweit niemand wundern, stammt die Kirche doch aus den Jahren 1732 – 1734. Und die Konzerte, bei denen nicht alle Besucher noch einen Sitzplatz finden, sind wahrlich nicht selten.

Cembali nach dem Konzert
Fotos: Anton Potche
So auch gestern. Nicht alle Konzertbesucher konnten in den Kongregationssaal. Zwei Musikstücke standen auf dem Programm – eins von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) und das andere von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791). Für ein klassisches Konzert ist da nichts ungewöhnlich dran . . . bis auf die Instrumente und besonders deren Anzahl, für die die Stücke geschrieben wurden. Beide Werke wurden von ihren Schöpfern für jeweils drei Cembali komponiert. An den Klaviaturinstrumenten spielten Evi Weichenrieder, Stefanie Geith und Franz Hauk, der auch das unterstützende Orchester Concerto de Bassus, das auf authentischen Instrumenten spielte, dirigierte.

Von J. S. Bachs Concerto C-Dur für drei Cembali, Streicher und Basso continuo BWV 1064 erklang nur das Allegro. Aber das reichte aus, um zu ahnen, dass diese Musik im 18. Jahrhundert so etwas wie eine gehobene Café-Atmosphäre schaffen konnte. W. A. Mozarts Concerto F-Dur für drei Cembali und Orchester KV 242 hat einen melodisch wunderschönen Mittelsatz im Adagio, eingerahmt von einem flotten Allegro und einem tänzelnden Rondeau im Tempo di Menuetto. Im Programmheft kann man zu diesem Musikstück lesen: „In breiteren Schichten bekannt wurde das Konzert, als der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt bei einigen öffentlichen Aufführungen als Solist mitwirkte, zusammen mit Justus Franz und Christoph Eschenbach.“

Konzertende
Man sieht auch hier, dass so manches Kunstwerk – unabhängig von der Sparte – früher lange auf Anerkennung warten musste . . . und auch heute noch muss. In Ingolstadt wurde der künstlerische Wert dieser Bach- bzw. Mozart-Kreationen zusammen mit der interpretativen Leistung der Musiker mit Standing Ovation gewürdigt. Und die Draußengebliebenen kann man nur auf den nächsten Sonntag vertrösten. Dann gibt es wieder ein Konzert . . . und das weiter so bis zum letzten Septembersonntag.
Anton Potche

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