Montag, 2. Dezember 2024

Aufatmen bei den Parlamentswahlen in Rumänien


Dieses Szenario war nach der verheerenden Präsidentschaftswahl in Rumänien für die gestern in diesem Land über die Bühne gegangene Parlamentswahl nicht ausgeschlossen: Die rechtsradikale Partei AUR (Allianz zur Vereinigung der Rumänen) des Großmauls und Raufbolds George Simion gewinnt die Wahl. Die ersten Prognosen (21 Uhr MEZ) zeigten dann zwar kein Glück verheißendes Bild, ließen aber trotzdem aufatmen, denn eine Katastrophe wie bei der Präsidentschaftswahl schien (vorläufig) abgewendet zu sein. Das Zwei-Kammern-Ergebnis sah so aus: PSD (25,5%), AUR (19,3), PNL (15,3), USR (15,7), POTPartei der jungen Menschen (5,5), UDMR (5,0), SOSRO (5,5) - eine rechtsextreme Gruppierung mit Abgeordneten im EU-Parlament, die sich S.O.S. Rumänien nennt - für die Abgeordnetenkammer und PSD (25,7), AUR (19,5), USR (15,7), PNL (15,6), SOSRO (5,5), POT (5,3) (eine Partei, die erst seit einigen Wochen in der politischen Landschaft Rumäniens aufgetaucht ist – mit einem rechtsextremen Programm) und UDMR - Demokratische Union der Magyaren aus Rumänien (5,0) für den Senat. Die Eintrittsmarge in die zwei Legislativorgane liegt bei 5,0 Prozent.

Bei den Interviews mit den EU-orientierten Politikern konnte man die Erleichterung spüren. Zum Jubeln war es trotzdem noch keinem zumute, denn man hat noch die Nacht der Auszählung bei der ersten Tour der Präsidentschaftswahl in erschreckender Erinnerung. Also könnte auch hier am folgenden Morgen alles anders aussehen. Auch der unheimliche Präsidentschaftsanwärter Călin Georgescu ist im Rennen um einen Platz im Repräsentantenhaus oder im Senat – auf der Liste von POT. Wenn vielleicht nicht Präsident dann wenigstens Abgeordneter …

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Heute Morgen (10 Uhr MEZ) sehen die Zahlen nach der Auszählung von 99,87 Prozent der Stimmzettel dann so aus: Senat – PSD (22,40%), AUR (18,25), PNL (14,32), USR (12,22), SOSRO (7,71), UDMR (6,41) und POT (6,35); Abgeordnetenkammer – PSD (22,05%), AUR (17,96), PNL (13,26), USR (12,35), SOSRO (7,31), UDMR (6,41) und POT (6,36). 

Das wären dann in beiden Kammern Mitglieder von je sieben Parteien und die könnte man, von ihren ideologischen Richtlinien her betrachtet, einteilen in Demokraten und Rechtspopulisten – natürlich mit den entsprechenden Sympathien für die andere Seite oder heimliche Antipathien für das eigene Lager. So ist nun mal Politik. Zu den Demokraten kann man folgende Parteien zählen: PSD, PNL, USR und UDMR. Die anderen drei bewegen sich im rechtspopulistischen Bereich.

So hätten die Rumänen also auch die zweite Herbstwahl hinter sich gebracht. Steht ihnen noch die dritte bevor: die zweite Tour der Präsidentschaftswahl. Wenn … ja, wenn das Verfassungsgericht den ersten Wahlgang für die Präsidentenwahl überhaupt legalisiert. Diese Wahl wurde beim höchsten Gericht beanstandet und die Richter haben eine neue Zählung der Millionen von Stimmzetteln angeordnet. Heute wollen die Verfassungsrichter entscheiden, ob der erste Wahlgang gültig ist und am kommenden Sonntag, dem 8. Dezember, der zweite stattfinden kann. Sollten die hohen Richter den ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl annullieren, muss am 15. Dezember und eventuell, bei Stimmengleichheit, am 29. Dezember 2024 wieder gewählt werden. So könnte sich für die Rumänen zu den Herbstwahlen auch eine Winterwahl gesellen.
Anton Potche

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