Montag, 17. November 2025

Grund für eine etwas längere Einschlafphase

 
Der deutsch-amerikanische Schriftsteller Oskar Maria Graf (1894 – 1967) hat im Jahre 1947 in seinem Exil in New York City den Roman Unruhe um einen Friedfertigen geschrieben. Bei WIKIPEDIA kann man nachlesen, dass er „sich selbst als Provinzschriftsteller und mitunter als Bauerndichter bezeichnete“. Als Banater Schwabe fällt mir da spontan die Benennung Heimatdichter für Dialektschriftsteller aus der südosteuropäischen Region Banat, heute zu Rumänien gehörend, ein. Der kleine Unterschied liegt nur darin, dass die deutschen Banater Mundartautoren ein gebietsmäßig eng begrenztes Territorium mit einem kleinen Leserkreis als schöpferische Heimat betrachten konnten, während Oskar Maria Graf zu den zahlreichen deutschen Exilliteraten gezählt wird, auch wenn seine Werke zum Teil auf ländlichen Räumen (wie das der Banater Heimatschriftsteller) fußen.

Wie bodenständig solche Literatur sein kann, zeigt der Rückgriff heutiger Medien auf einige dieser literarischen Werke, obwohl Jahrzehnte seit ihrer Entstehung vergangen sind. Ein solches Beispiel hat das ZDF am 10. November dieses Jahres in seinem Abendprogramm ausgestrahlt. Sturm kommt auf heißt der aus Unruhe um einen Friedfertigen inspirierte Zweiteiler, der nur kurz von einem HEUTE JOURNAL unterbrochen wurde. Dass dieser Film mich von 20:15 Uhr bis 23:30 Uhr vor dem Bildschirm hielt, kann man ruhig als Qualitätsmerkmal betrachten. Ja, ich kann mir vorstellen, dass es auch anderen Filmliebhabern so ergangen ist. Und so mancher wird vielleicht an die Trilogie Heimat von Edgar Reitz oder an den Streifen Wiedersehen mit einem Fremden von Niki Stein oder Club der singenden Metzger von Uli Edel oder ... gedacht haben.

Schuster Julius Kraus (Josef Hader) 

ZDF Fabio Eppensteiner [M] 
Claussen+Putz Filmproduktion 
Screenshot: Anton Delagiarmata
Sturm kommt auf wird als deutsch-österreichische Koproduktion des Regisseurs Matti Geschonneck im Programm angekündigt. Als Hauptdarsteller fungiert Josef Hader. Und die Gattung wird nicht als Heimatfilm sondern als Historienfilm benannt. Natürlich ist es beides. Denn wir werden als Zuschauer sowohl von den Bildern der oberbayerischen Heimat, als auch von der politischen Entwicklung der Zwischenkriegszeit gefesselt. Die Hauptfigur des Dramas - ja, auch das ist der Film - ist der Schuster Julius Kraus (J. H.), ein zurückgezogen lebender Single, dessen Wurzeln im fernen Galizien liegen. Sein jüdischer Glaube bleibt unentdeckt bis im Dorf langsam, aber erbarmungslos die Nazis die Herrschaft übernehmen. Das wird ihm zum Verhängnis … und verschuldet vielleicht bei so manchem Zuschauer eine etwas längere Einschlafphase als an gewöhnlichen Fernsehabenden. 

Anton Potche


Sturm kommt auf (Film, 2 x 90 Minuten); Regie: Matti Geschonneck; Drehbuch: Hannah Hollinger; Musik: Boris Bojadzhiev; Besetzung: Josef Hader als Jiulius Kraus, Sigi Zimmerschied als Silvan Heingeiger sen., Frederic Linkemann als Silvan Heingeiger jun., Verena Altenberger als Elies Heingeiger, Sebastian Bezzel als Ludwig Allberger u. a.

Montag, 10. November 2025

Jahrmarkt vor 100 Jahren – 5

 
Die Vorkommnisse in einem Dorf sind je vielfältiger, je größer die Ortschaft ist. Und Jahrmarkt gehörte schon vor hundert Jahren zu den großen Dörfern des Banats. Es gab damals Vorfälle, auf die man nicht unbedingt stolz sein konnte.

Am 4. Juli 1925 veröffentlichte die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG (BDZ) einen in Erzählungsform (mit Dialog) geschriebenen Leserbrief, der den Titel trug Das Nachtquartier auf der Steintreppe und mit H. Bbr. signiert war. Der Autor berichtet von einer abendlichen Begegnung auf den Treppen eines Temeswarer Klosters mit einer obdachlosen Frau im ungefähren Alter zwischen 40 – 45 Jahren. „Die Arme erzählte mir“, schreibt er, „daß sie aus Jahrmarkt sei und keinen Dienst habe. Sie schläft bei Quartiersfrauen.“ Zum Schluss des Artikels oder Leserbriefes macht der Verfasser einen sozialpolitischen Exkurs in die Verhältnisse jener Zeit. Er schreibt von „massenhaft nach Temesvar kommenden schwäbischen Dienstmädchen“, die ein „willkommenes Ausbeutungsobjekt so mancher gewissenlosen »Gnädigen«“ geworden sind. Diese Mädchen vom Dorf sind „billig, fleißig und rein.“ Bei fortgeschrittenem Alter „verproletarisieren sie in der großen Stadt Temesvar. [...] Was geschieht dann mit ihnen?“, fragt sich der Autor des Textes zum Schluss.

Am 4. November 1925 hätte eine Jahrmarkter Witwe gerne ihrer Kuh ein Obdach geboten. Wenn … ja wenn die nicht weggelaufen wäre. Frau Roth hat daher eine Suchanzeige in der Zeitung veröffentlicht: „Seit 28. Oktober l. J. hat sich auf der Jahrmarkter Weide eine 6 jährige Kuh verlaufen. Bei Auffindung derselben wolle man dies Witwe Roth, Jahrmarkt, mitteilen.“ 

Am 19. November hatte die gute Frau ihre Kuh noch immer nicht gefunden und ihre etwas nebulöse Anzeige vom 4. November deutlicher formuliert. Hier scheint die Reaktion der BDZ behilflich gewesen zu sein, denn die Vermisstennachricht erschien nicht als bezahlte Anzeige, sondern in einer Kurzmitteilungsrubrik. Und zwar so: „Rotweiße Kuh verloren. Wer etwas weiß, wolle dies freundlichst mitteilen an Witwe Johann Roth, Jahrmarkt, Nr. 464.“ Ob die Frau ihre Kuh gefunden hat, ist bis heute in keiner Geschichtspublikation über die Gemeinde rund um den Großen Brunnen vermerkt.

Liebesräusche hat es in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Genüge gegeben. Nicht nur im mondänen Berlin, sondern auch in Jahrmarkt. Zumindest waren sie gut für eine Kolportage. Die BDZ berichtete am 28. November 1925 von Frau Sofia Pancia, dass sie die „nahezu 60 Lenze zählende“ Witwe Nr. wegen Liebedienerei angeklagt habe. Frau Nr. habe sich „glühende Liebesdienste“ mit Schnaps von „jungen Männern“ erkauft. Wahrheit oder nur Verleumdung? Die Geschichte landete vor dem Temeswarer Bezirksgericht. Bezirksrichter Dr. Fiala sah Verleumdung im Spiel und bestrafte Sofia Pancia mit einer Zahlung von 1000 Lei. Die Zeugen hatten sich für die Unschuld von Nr. ausgesprochen.

Da schickten im Dezember 1925 Leute Geld nach Hause und ein 30 Jahre alter Postbeamte konnte seinem Drang nach leicht erworbenem Weihnachtsgeld nicht widerstehen. Aurel Marinescu hieß der Postbeamte, und die Summen, die er unterschlagen hat, lagen bei 226 Doller und 130.000 Lei. Dazu kamen noch „größere Geldbeträge aus den Geldbriefen des Friedrich Sehl (Jahrmarkt), der Anna Sandu (Feheregyhaza) und des Anton Martin (Blumenthal)“. Die Geschichte mit dem Krug und dem Brunnen kennen wir ja. So war es auch hier. Aurel Marinescu wurde bei seiner „diebischen Manipulation“ ertappt und landete für ein Jahr im Gefängnis. Ich aber war neugierig – nicht damals, sondern jetzt – wer mein Landsmann Friedrich Sehl war. Das Ortssippenbuch Jahrmarkt nennt bloß einen Mann mit diesem Namen, der mit zwei Frauen 14 Kinder gezeugt hat und im Juli 1926 im gesegneten Alter von 80 Jahren verstorben ist – in Jahrmarkt. Das sagt mir, dass sein „Geldbrief“ wohl kaum aus den Vereinigten Staaten vom Amerika gekommen war wie einige der vom betrügerischen Postmitarbeiter unterschlagenen Sendungen. Aber g‘wiss ist nichts.

Für die Weihnachtszeit war das eine ganz schlechte Nachricht. Am 15. Dezember 1925 veröffentlichte die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG einen ausführlichen Bericht über die Folgen der in Bessarabien ausgebrochenen Hungersnot. Dort lebten viele Deutsche, und das ließ die Banater Schwaben nicht unberührt. Dörfer wie Kneß, Warjasch, Lenauheim haben Abgesandte nach Bessarabien geschickt, um von der Armut bedrohte Bessarabiendeutschen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft im Banat anzubieten. Auch viele andere Ortschaften planten solche Hilfsmaßnahmen, unter ihnen auch Jahrmarkt. Ohne beidseitigen politischen und administrativen Einsatz ging das natürlich nicht. Wortwörtlich hieß das laut BDZ: „Diese Hilfsaktion leitet im Banate die Hauptstelle der Deutsch schwäbischen Volksgemeinschaft, während der Deutsche Volksrat in Tarutino unsere Entsendeten, die hauptsächlich die Gemeinden des Hungergebietes aufsuchen müssen, mit Rat und Tat unterstützt. […] Die Kneßer erzählen, daß die bessarabischen Schwaben trotz aller Not sich nur schwer zum Verlassen ihrer Heimat entschließen.“ Ja, ja, so ist das mit der Heimat!

Noch kurz vor Weihnachten wurden die Sitze der Bezirksgerichte und die zu ihnen gehörenden Gemeinden und Dörfer in der BDZ am 20. Dezember veröffentlicht. Die Beisitzer der Bezirksgerichte befanden sich in den Ortschaften Billed, Lugosch, Detta, Hatzfeld, Lippa, Rekasch, Großsanktnikolaus, Temesvar und Vinga. Jahrmarkt gehörte zum 2. Bezirksgericht der Stadt Temesvar. Dazu gehörten ferner „die in der Umgebung der Stadt liegenden Dörfer“. Zum ersten (1.) Bezirksgericht gehörte nur Temesvar.
Und weil dieses Jahr für Jahrmarkt irgendwie nicht mit einer guten Nachricht ausklingen wollte, sei noch erwähnt, dass die gleiche Nummer der BANATER DEUTSCHEN ZEITUNG unter der Rubrik Fern von der Heimat gestorbene Banater folgende Botschaft veröffentlichte: „Aus Chikago wird berichtet: Am Freitag, den 13. November, starb nach achtwöchentlichem schweren Leiden, das er sich durch einen Unfall zugezogen hat, der aus Jahrmarkt stammende Johann Loriß. Der Verstorbene stand im 47. Lebensjahre. Er wird von seiner Gattin und vier Kinder betrauert.“

Freitag, 31. Oktober 2025

Oktober 2025 – Giarmata in den Medien

Kein Strom
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 06.10.2025
- In der Woche 6. - 12. Oktober wird in Temeswar und dem Kreis Timiș / Temesch die Stromzufuhr zwecks Instandhaltungsarbeiten unterbrochen. In Giarmata wird das am Montag (6. Okt.) von 9:00 bis 17:00 Uhr der Fall sein. Obwohl nicht die ganze Gemeinde betroffen sein wird, hat die Firma Rețele Electrice Banat keine Details angegeben.
+ + + Die Leit siehn jo, wann ’s Licht nemi brennt. + + +
- In einem ausführlichen Interview mit tion.ro sagte Alfred Simonis, Vorsitzender des Kreisrates Temesch, zu den Autobahnauf und -abfahrten im Landkreis: „Die Auffahrt bei Sânandrei wird nach 15 Jahren Autobahn nach Nădlac vierspurig über die Arader-Straße, nicht durch Remetea, nicht durch Giarmata und Dumbrăvița wie heute - eine Albernheit (o inepție) - ausgebaut. Wir arbeiten an zwei weiteren Anbindungen bei Remetea Mare und im Norden des Flughafens. Dann werden wir effektiv mit den Autobahnanbindungen sein. Spät, aber lieber später als gar nicht.“
+ + + Die Johrmarker werre ehre vierspurichi Zufahrt awwer bhalle, mit de Agase un em Krach. Mindestens so lang bis norr meh Elektroautos fahre. No werd ’s fleicht etwas ruhicher . . . Wann, ja wann dann net dauernd Fliegre ufsteie, forr em Wladimir sei Rakete abzuschieße. + + +

Vortrag von Katharina Kilzer

aus RADIO TIMIȘOARA - DEUTSCHE SENDUNG, Timişoara / Temeswar; 08.10.2025
20 Minuten dauerte der Vortrag über die Aromunen, den die Journalistin und Literaturkritikerin Katharina Kilzer im letzten Frühjahr bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza hielt, und den die Deutsche Sendung des Temeswarer Rundfunks jetzt ausgestrahlt hat. Die Referentin stützte sich dabei vorwiegend auf das Buch Aromunen, Vlachen, Makedo-Romanen – Geschichte und Ethnogenese von Yiani Mantsu, das 2024 im Berliner Verlag Frank & Timme erschienen ist. Das war ein sehr aufschlussreicher Essay über Geschichte und Gegenwart des Volkes der Aromunen, das keineswegs ein Nomadenvolk war und ist, sondern einen eigenständigen Volksstamm bildet. Leider wird er nicht als solcher überall dort anerkannt, wo seine Mitglieder heimisch sind. Wie zum Beispiel in Rumänien, was heißt, dass die Aromunen sich nicht der Minderheitenrechte (politisch & finanziell) wie andere Volksgruppen erfreuen. Es war ein angenehmes Erlebnis, Katharina Kilzer in ihrem getragenen Vortragsstil zu folgen. 
+ + + Un ich hun immer gemoont, Aromune un Zigeinre sin oon un desselwe. Wie so oft hun ich mol wedder denewer gelee. Forr des will ich mich do in aller Form bei alle zwaa Volksgruppe entschulliche.+ + + 

Auf reparierter Straße in den Kreis Arad
aus deBANAT.ro; Timişoara / Temeswar; 09.10.2025
Beim Kreisrat Timiș / Temesch wurde der Bauvertrag für die Instandsetzung der Kreisstraße DJ 691 von Giarmata bis zur Grenze zum Landkreis Arad unterzeichnet. 100 Millionen Lei soll die Neugestaltung dieser stark befahrenen Straße kosten und in 18 Monaten fertig sein. Die Straße führt durch Pișchia, Fibiș und Mașloc.
+ + + Wann alles gut geht, känne die Brikenaer uf ’re nei Stroß fahre, wann se die alt Heimat ufsuche. In Deitschland uf die Autobahn, in Johrmark runner uf die alt nei Landstroß un schwuppti wupp is merr de Hoom. + + +

Sieg in Perjamosch
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 11.10.2025
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 8. Spieltag
CS Avântul Periam - CSC Millenium Giarmata 2:3 (1:1)
Torschützen: Alexandru Ghiuruțan (Min. 4) und Alex Baranyi (Min. 85) für die Heimmannschaft sowie Alexandru Popovici (Min. 44, 55, 90+3) für die Gäste aus Giarmata.
Aufstellung CSC Millenium: VlasciciDofronea, Iordan, Vida, Angheli, Popovici, Pefoura, Tudosie, Semco, Mesaroș, Gînju.
Trainer: Daniel Moraru
Reservespieler: Domșa, Popeci (eingewechselt) 
Tabellenplatz:   10  CS Millenium Giarmata  9

DN 69A
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 13.10.2025
Die Autobahnanbindung bei Sânandrei ist ab dem 13. Oktober befahrbar. Die Zufahrtsstraße – vier Bänder – vom Norden Temeswars (Arader Straße) bis zur Autobahn A1 ist 10 km lang und wird mit DN 69A benannt.
+ + + Jetz känne net norr die Johrmarker uf der Autobahn bis in die alt Heimat fahre, sondern aah die Andreser. Do kann merr norr e guti Fahrt winsche. + + +

Die Gemeinde schickt hier zwei Mannschaften ins Rennen
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 14.10.2025
Fußball - Promoţie Timiș - Seria III Municipal 1 Timişoara - 6. Spieltag
Gruppo Select - CSC Millenium 2 Giarmata  1:3
Unirea Cerneteaz - Gloria 3 Moşniţa Nouă   2:3
Tabellenplatz:  2  Unirea Cerneteaz   12
6  Millenium 2 Giarmata  9
+ + + Zorn besser wie Johrmark. + + +

Bravo!
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 18.10.2025
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 9. Spieltag
ACS Kids Sânmihaiu Român CS Unirea Cerneteaz  1:4
Tabelle:  10  Unirea Cerneteaz  11
+ + + 16 Mannschaften spielen in dieser Gruppe. + + +

Eine Jahrmarkterin auf der Buchmesse

aus ADZ.ro; București / Bukarest; 24.10.2025 
Die aus Jahrmarkt / Giarmata stammende Ex-Journalistin Katharina Kilzer war auf der Frankfurter Buchmesse. Und sie schreibt dazu: „Die Frankfurter Buchmesse hat sich in all den Jahren, seitdem ich sie regelmäßig als Gast oder Moderatorin und Übersetzerin besuche, sehr verändert.“ Hier äußert sich also ein Stammgast. Und wer in der Buchmessewoche das deutsche Feuilleton verfolgt hat, wird sich auch hier nicht wundern, dass die Literaturexpertin in ihrem ausführlichen Artikel in der ADZ nicht gerade in Begeisterung schwelgt. Wie auch immer: Es kann ja nur besser werden, denn Katharina Kilzer lässt die ADZ-Leser wissen: „Wie mein Mann, Aufbauingenieur und -techniker der Buchmesse, mir mitteilte, wurde für die nächste Buchmesse ein neues Konzept angekündigt. Wir lassen uns überraschen.
+ + + Ich sin aah neigeerich, aah wann ich schun zu alt sin, wegen e paar Bicher bis uf Frankfurt zu fahre. + + +

Pleite auswärts
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 25.10.2025
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 10. Spieltag
CSO Deta - CSC Millenium Giarmata  3:0 (2:0)
Tabellenplatz:  13  CS Millenium Giarmata  9
+ + + Das geht aber steil abwärts. + + +

Besser als die höherklassig spielenden Giarmataer
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 25.10.2025
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 10. Spieltag
ACS Galaxy CS Unirea Cerneteaz  1:3
Tabelle:  8  Unirea Cerneteaz   14
+ + + Im vorläufig beruhigenden Mittelfeld. + + +

Feuer
aus RENAȘTEREA.ro, Timişoara / Temeswar, 26.10.2025
Um 6:45 Uhr ist in einem Anbau eines Anwesens in Giarmata ein Feuer ausgebrochen. In dem zweistöckigen Bau waren Holz und einige Maschinen zur Holzbearbeitung gelagert. Aus Timișoara und Pișchia herbeigeeilte Feuerwehrmannschaften haben gemeinsam mit der ortseigenen freiwilligen Feuerwehr das Feuer bis 7:25 Uhr gelöscht. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.

Wieder Strom weg
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 27.10.2025
Am 28. Oktober wird in einigen Teilen von Giarmata zwischen 9:00 und 17:00 Uhr der Strom zwecks Instandhaltungsarbeiten unterbrochen. Wo genau wird nicht mitgeteilt.

Gekränkte Ehre
aus PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata / Jahrmarkt, 29.10.2025
- Die Sitzung des Gemeinderates von Giarmata fand am Mittwoch, dem 29. Oktober statt und dauerte eine Stunde und 50 Minuten. Alle 15 Gemeinderäte waren anwesend. Nur zwei online.
- Eigentum von Grund und Boden spielte auch diesmal eine erhebliche Rolle. Es ging gleich los mit einem Eigentumsverzicht mehrerer Personen an die Gemeinde, die das Grundstück für den Bau eines Weges benötigt.
- Zum wiederholten Mal wird das Geothermal-Projekt angesprochen und auch vorsichtig angestoßen. Es handelt sich um eine Investition von ca. 5 Millionen Euro. Dazu meinte Bürgermeister Claudiu Mihălceanu: „Momentan kann diese Gemeinde sich eine solche Investition nicht leisten.“ Trotzdem will man eine neue Ausschreibung für entsprechende Bohrungen nicht verpassen. Sollte man gewinnen … wird man weitersehen. Fünf Jahre sind für die Bohrungen vorgesehen. Und wer weiß, vielleicht kann man dort ein Thermalbad errichten, meint der Bürgermeister.
- Es gibt in Giarmata viele Halter von Grundstücken, die nach dem Gesetz 15/2003 erworben wurden und leider seit Jahren brach liegen. „Man müsste mit diesen Leuten ins Gespräch kommen“, meinte der Bürgermeister, „um sie zu Konzessionen oder Erbpacht zu bewegen“.
- Auch die Müllentsorgung in der Gemeinde war wieder ein zum Teil kontrovers diskutiertes Thema. Es gibt jetzt eine neue Entsorgungsstelle zwischen Giarmata und Cerneteaz. Man unterhielt sich lebhaft darüber, ob die Leute ihre Abfälle selber dorthin bringen müssen, oder ob der Kommunalbetrieb sie von jedem Haus abholt. Kosten soll das alles aber nichts.
- Auch die Maut für schwere Fahrzeuge in den Straßen Giarmatas war ein Diskussionspunkt. Ein Vorschlag lautete 8000 Lei pro Jahr. Das ist zwar nachvollziehbar für Fahrzeuge ortsansässiger Firmen. Aber fremde durchfahrende Fahrzeuge? Da sind noch einige Fragen offen geblieben.
- Die Gemeinde hat der Sekretärin des Rathauses, Frau Gherman Sorina-Ana, eine Wohnung in der Hauptgasse zur Verfügung gestellt, „denn wir wollen sie ja nicht verlieren“. Da waren sich alle im Raum einig.
- Der Haushalt wurde korrigiert. Es ging da um die ansehnliche Summe von ca. 1 Million Lei.
- Für den Punkt Diverse hatte Altbürgermeister Virgil Bunescu die Ratshauspostille dabei. Mit der war er nicht ganz zufrieden. Aus zwei Gründen: 1.) Auf dem Deckblatt war Bürgermeister Mihălceanu abgebildet – „Wir hatten schon einmal jemand, der immer auf der ersten Seite war.“ - und 2.) die Ex-Bürgermeister werden nicht entsprechend gewürdigt.
- Der Gemeinderat Martin Iulian hat das Gremium darüber informiert, dass die Friedhöfe mit Kunststoffkränzen zugemüllt seien. Er wandte sich bei dieser Gelegenheit an alle Bürger, die Friedhöfe zu pflegen und auch zu berücksichtigen, dass es bereits seit zwei Jahren gesetzlich verboten ist, Grabschmuck aus Kunststoff auf den Gottesäckern liegen zu lassen. Der orthodoxe Pfarrer von Giarmata, hat versprochen, am 1. November dieses Thema bei seinen Friedhofsbesuchen anzusprechen.
+ + + Die Zeide, wu die Schwowe an Allerheiliche nunner gfahr sin, scheine aah zu Enn zu gehn. + + +

Montag, 20. Oktober 2025

Jahrmarkt vor 100 Jahren – 4

1925 fand im Komitat Temesch=Torontal eine Verwaltungsreform statt. Von 11 wurde die Anzahl der Bezirke auf 14 angehoben. Das ging natürlich nur mit einer Neuaufteilung der Ortschaften. Jahrmarkt und Csernygehaz (heute Cerneteaz, von den Deutschen Zorn genannt) gehörten ab sofort zusammen mit 18 anderen Ortschaften zum Zentralbezirk mit der Verwaltung in Temeswar. Diese 20 Dörfer hatten damals zusammen 42.483 Bewohner. Das kann man nachlesen in der DEUTSCHEN BANATER ZEITUNG vom 28. Mai 1925. 

Menschen waren schon immer auch behördlicher Willkür ausgesetzt. Der aus Altringen stammende und in Jahrmarkt arbeitende Riemermeister Josef Zimmermann klagte bei der Zeitung, dass drei Gendarmen sich in seinem Haus in Altringen, das von einem alten Ehepaar bewohnt und gepflegt wird, breitgemacht hätten. Die Deutsch-Schwäbische Volksgemeinschaft hat den Fall dem stellvertretenden Präfekten Kornel Bejan gemeldet und der hat Abhilfe versprochen. „Darf sich so etwas in einem Staat mit geordnetem Rechtsverhältnis zutragen?“, stellt die DBZ vom 2. August 1925 zum Schluss des Artikels die Frage.

Nicht immer wurden die Rekruten (Einberufungsjahrgang) in Jahrmarkt mit Blasmusik (manchmal sogar mit zwei konkurrierenden Kapellen) zum Bahnhof begleitet, um mit dem Frühzug ins Temeswarer Militärkreiskommissariat zu fahren und dort eine Musterung (Militärtauglichkeit) über sich ergehen zu lassen, wie das in den 1960 und -70er Jahren noch üblich war. Vor 100 Jahren, also ca. acht Jahre nach dem I. Weltkrieg, hieß es in der BDZ vom 28. Oktober 1925 diesbezüglich so: „Wir meldeten bereits, dass mit dem 1. November die Vidierung des Militärbüchleins der in den Jahren 1878 bis 1900 geborenen Männer (Reservisten, gewesene Kriegsgefangene, Enthobene, frühere Invalide, die bei der letzten Überprüfung für Militär= oder Hilfsdienst tauglich befunden wurden), ferner die Überprüfung der Enthebungen beginnen werden. […] Die Kontrollversammlung der im Zentralstuhlbezirke wohnenden Männer findet in Temesvar, Elisabethstadt, im Michelsschen (früher Novotny) Gasthause in folgender Reihenfolge statt: [...] 11. - 12. Nov. Csernegyhas (damals gehörte dieses Dorf noch nicht zu Jahrmarkt, aber heute schon), […] 16. - 19. Nov. Jahrmarkt.“