Montag, 20. Oktober 2025
Jahrmarkt vor 100 Jahren – 4
1925
fand im Komitat Temesch=Torontal eine Verwaltungsreform statt. Von 11
wurde die Anzahl der Bezirke auf 14 angehoben. Das ging natürlich
nur mit einer Neuaufteilung der Ortschaften. Jahrmarkt
und Csernygehaz (heute Cerneteaz, von den Deutschen Zorn genannt)
gehörten ab sofort zusammen mit 18 anderen Ortschaften zum
Zentralbezirk mit der Verwaltung in Temeswar. Diese 20 Dörfer hatten
damals zusammen 42.483 Bewohner. Das kann man nachlesen in der
DEUTSCHEN BANATER ZEITUNG vom 28. Mai 1925.
Menschen waren
schon immer auch behördlicher Willkür ausgesetzt. Der aus Altringen
stammende und in Jahrmarkt arbeitende Riemermeister Josef
Zimmermann klagte bei der Zeitung, dass drei Gendarmen sich in
seinem Haus in Altringen, das von einem alten Ehepaar bewohnt und
gepflegt wird, breitgemacht hätten. Die Deutsch-Schwäbische
Volksgemeinschaft hat den Fall dem stellvertretenden Präfekten
Kornel Bejan gemeldet und der hat Abhilfe versprochen. „Darf
sich so etwas in einem Staat mit geordnetem Rechtsverhältnis
zutragen?“, stellt die DBZ vom 2. August 1925 zum Schluss des
Artikels die Frage.
Nicht immer
wurden die Rekruten (Einberufungsjahrgang) in Jahrmarkt mit Blasmusik
(manchmal sogar mit zwei konkurrierenden Kapellen) zum Bahnhof
begleitet, um mit dem Frühzug ins Temeswarer
Militärkreiskommissariat zu fahren und dort eine Musterung
(Militärtauglichkeit) über sich ergehen zu lassen, wie das in den
1960 und -70er Jahren noch üblich war. Vor 100 Jahren, also ca. acht
Jahre nach dem I. Weltkrieg, hieß es in der BDZ vom 28. Oktober 1925
diesbezüglich so: „Wir meldeten bereits, dass mit dem 1. November
die Vidierung des Militärbüchleins der in den Jahren 1878 bis 1900
geborenen Männer (Reservisten, gewesene Kriegsgefangene, Enthobene,
frühere Invalide, die bei der letzten Überprüfung für Militär=
oder Hilfsdienst tauglich befunden wurden), ferner die Überprüfung
der Enthebungen beginnen werden. […] Die Kontrollversammlung der im
Zentralstuhlbezirke wohnenden Männer findet in Temesvar,
Elisabethstadt, im Michelsschen (früher Novotny) Gasthause in
folgender Reihenfolge statt: [...] 11. - 12. Nov. Csernegyhas (damals
gehörte dieses Dorf noch nicht zu Jahrmarkt, aber heute schon), […]
16. - 19. Nov. Jahrmarkt.“
Montag, 13. Oktober 2025
Poesiewurzelgrund
Harald Grill: Hinter drei Sonnenaufgängen – Balkan-Streifzüge durch Rumänien und Bulgarien bis Odessa; lichtung verlag GmbH, Viechtach, 2018; ISBN 978-3-941306-81-3; 463 Seiten, 22,00 EURO [D].
Harald Grill (*1951) ist ein bayerischer Dichter, Romancier, Dramaturg (Theater, Hörspiel, Radio-Futures, Hörbücher) und nicht zuletzt Reiseschriftsteller - und noch dazu ein guter, denn er kann vor allem spannend schreiben, was man zum Beispiel bei Reiseberichten ja nicht immer erlebt.
Harald Grill verheddert sich
nicht im Beschreiben. Er drängt vorwärts. Und trifft immer auf
Menschen. Nicht unbedingt zufällig, denn diese Reise über mehrere
Monate war minuziös vorbereitet – trotz aller Wegabschweifungen.
Diese Fahrt Richtung Südost findet
im Jahr 2015 statt, also zu einer Zeit, als Putin längst mit
seinen verbrecherischen Schandtaten begonnen hatte. Und das in einem
Auto, das „immerhin 200.000 Kilometer auf dem Buckel“ hat. In
fünf großen, fettgedruckten und unzähligen kursiv geschriebenen
Titeln hat Harald Grill das auf dieser Reise ins
Unbekannte Festgehaltene und danach Erinnerte skizziert und so dem
Erlebten vorweggenommen – aber nicht unbedingt zu dessen Nachteil.
Schon die Haupttitel (Etappen) geben aneinandergereiht eine Vorahnung
auf das vom Autor Erlebte: „Von der ungarischen Grenze durchs
rumänische Banat zur Donau“, „Mit der Fähre von Rumänien
nach Bulgarien, am Iskar entlang ins Balkan-Gebirge, auf Umwegen nach
Veliko Tarnovo und an der Jantra zurück zur Donau“, „Wieder
in Rumänien: Am Olt entlang durch die Kleine Walachei nach
Siebenbürgen und durch die Große Walachei zurück zur Donau“,
„Von Russe durch die Dobrudscha nach Odessa – eine
Hängepaertie“ und „Rückfahrt zur Donau, weiter entlang
der Küste des Schwarzen Meeres, an der türkischen, griechischen,
serbischen Grenze und durchs Struma-Tal zurück zur Donau und zum
Eisernen Tor“. Die Kapitelüberschriften kann man in Farbe auf den Innenseiten der jeweils doppelten Buchdeckel auf zwei Landkarten nachvollziehen. Rot die Hinfahrt und grün die Rückfahrt.
Auf beiden Routen gibt es viel zu
sehen und besonders viele Erkenntnisse zu sammeln, die man dann auch
lange nach dieser Reise ins Unbekannte noch verarbeiten kann. Wie,
das zeigt uns Harald Grill in diesem Reportagenbuch. Auch lyrisch.
Immer wieder streut der Autor ein Gedicht ein, das seinen gesammelten
Impressionen entspringt. Ein Beispiel gefällig? „unser raster
// hier in unserer nähe wächst nichts / als fels und dorniges
gestrüpp / zwischen den standpunkten // nur aus größerer
entfernung / gewinnen wir gestalt voreinander / nehmen wir im gesicht
des anderen / sogar ein lächeln wahr“. Wo solche Gedichte
entstehen könnten? Der Dichter wird es wissen. Das Unterkapitel, in
dem es in diesem Buch platziert ist, trägt den Titel „Donau,
unnahbare Mutter“ und das
folgende „Durchs verrufene Oltenien“.
Harald
Grill spart in
seinem Reisebuch nicht mit Anekdoten, die ihm die Menschen erzählen,
sofern sie sich sprachlich verständigen können. Mit Eginald
Schlattner
funktioniert das natürlich vortrefflich. In Roșia
/ Rotberg, ca. 20 km
südöstlich von Hermannstadt, wundert der Bayer
Grill
sich über eine geteerte Dorfstraße, die zur Kirche führt. Und der
Siebenbürger Sachse Schlattner
weiß, warum die so ist: „Als
Otto Schily hier war, der damalige deutsche Innenminister, wollte er
eine Kirche sehen, die älter ist als Berlin. […] Über Nacht hat
die Gemeinde noch die Straße geteert bis hierher zu meiner Kirche.
Wir rollten also über den frisch gegossenen Asphalt. Mir vis-à-vis,
so wie Sie jetzt, saß der Otto Schily, daneben eine wunderschöne,
blonde, schlanke, gut riechende Staatssekretärin, Aufgabengebiet
Mitteleuropa, neben mir der rumänische Innenminister und auf dem
Bock, in rumänischer Tracht, ein verkleideter Obrist vom
Sicherheitsdienst mit dick ausgebeulter Jackentasche – da war
natürlich seine Pistole drin.“
Solche
Dialoge gibt es mehrere in diesem Buch. Beim dritten Versuch gelingt
es Harald Grill,
auch Mircea Dinescu
zu interviewen. Lockere, unterhaltsame Gespräche. Leider ist das
nicht immer so. Aber Grill
schafft es tatsächlich auch bis „Odessa – die schönste Stadt
der Welt“, so ein Untertitel. Hier wird die Stimmung bedrückt. Der
Krieg ist nahe. Und man hat bei manchen Geschichten, die Grill
von seinen Gesprächspartnern erfährt, das Gefühl, dass er, der
Krieg, schon immer in dieser Gegend irgendwie präsent war. So etwa
in der Erzählung über die „banduristi“, Musikanten,
die auf der Bandura, ein Saiteninstrument, vorwiegend kosakische
Lieder spielen. 1935 haben die Sowjets in Charkiv eine Veranstaltung
für „banduristi“ organisiert und alle Gekommenen hingerichtet.
Das erinnert doch an den walachischen Fürsten Vlad
Țepeș,
der Pfähler,
dem der Autor auch
einige Zeilen widmet.
Man
liest und liest und hat irgendwie das Gefühl, dass die Poesie den
Reiseschriftsteller auf seiner Südosteuropa-Reise nie loslässt. Sie
reist mit dem Dichter Harald
Grill. Ja, der Poet
auf Reisen gerät sogar kurz vor dem Schluss seiner
Reiseniederschrift - ich sagte schon – das ist mehr als ein
trockener Bericht – ins Schwärmen, wenn er schreibt: „Die
mitteleuropäische Kultur gründet mit ihren tiefsten Wurzeln in
Südosteuropa. […] In jüngerer Zeit verweisen nicht zuletzt
deutschsprachige Literaturnobelpreisträger wie Elias Canetti und
Herta Müller darauf, dass der Balkan ein hervorragender Wurzelgrund
für Poesie ist.“
Anton Potche
Mittwoch, 8. Oktober 2025
Dienstag, 30. September 2025
September 2025 – Giarmata in den Medien
Ruga
in Giarmata
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 05.09.2025
Zwischen
dem
6. und 9. September wird in der Giarmataer Sporthalle das Doppelfest
„Ruga und Die Tage der Gemeinde Giarmata“ gefeiert. Warum man
dieses zweigleisige Feiern eingeführt hat, ist vielen Dorfbewohnern
wahrscheinlich nicht bekannt. Es könnte etwas mit kirchlichem und
volkstümlichem Feiertag einerseits und mit modernem,
zeitgenössischem Feiern andererseits zu tun haben. Hier Gottesdienst
und Folklore und dort Manele, Pop, Rock u.s.w. Vier Tage Kerwei (wie
es bei den schon lange ausgewanderten Deutschen hieß) sollen mit
einem Auftritt Delia
Mataches
(eine bekannte rumänische Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin)
und einem Feuerwerk enden.
+
+ + Mer hun die Kerwei immer ingegrabt und noh me Johr wedder
ausgegraabt. Awwer des is schun sehr, sehr lang her. + + +
Parkplätze
für die Ruga
aus
ExpressDeBanat.ro, Timişoara
/ Temeswar; 05.09.2025
Start
in die Saison 2025 - 2026
aus
SportTim.ro, Timişoara
/ Temeswar; 06.09.2025
Fußball
– D-Liga – Timiș / Temesch - 3.
Spieltag
Flacăra
Parța
– CSC Millenium Giarmata 0:2
Tabellenplatz: 5 CSC
Millenium Giarmata 6
Rocker
seit 40 Jahren
aus
PressAlert.ro, Timişoara
/ Temeswar; 10.09.2025
Die
Rock-Band Cargo
ist in Giarmata beim Dorffest aufgetreten. Dabei war auch Ramon
Radosav,
angereist aus New York. Das ehemalige Mitglied der Formation erzählte
dem Reporter: „Es war ein sehr emotionsgeladenes Konzert für mich,
habe ich doch tiefe Wurzeln in Giarmata. Meine Mutter war dort mehr
als 25 Jahre lang Lehrerin und sowohl sie als auch mein Vater sind
dort aufgewachsen und waren Schüler in derselben Schule.“
+
+ + Es gibt auf YouTube einige Konzertmitschnitte mit
Cargo
&
Ramon
Radosav.
… Wahnsinn!
+ + + Bing-Video
Auch
in der Sechsten Liga wird wieder gespielt
aus
SportTim.ro, Timişoara
/ Temeswar; 16.09.2025
Fußball
- Promoţie Timiș - Seria III Municipal 1 Timişoara - 2. Spieltag
CSC
Millenium
2 Giarmata
–
Atletico
Timișoara 4:3
Torschützen:
Radu
Semco und
Florin Șipețan –
je
zwei
Tore
für
Millenium
sowie
zwei Tore von
Cristian
Boștină und
eins
von
Cristian
Condescu für
Atletico
Tabellenplatz: 3 Millenium II Giarmata 3
Zwei
umstrittene Themen
aus
PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata
/ Jahrmarkt, 25.09.2025
Heiß
diskutiert wurden in der September-Sitzung des Giarmataer
Gemeinderats der am Südrand der Gemeinde geplante Industriepark und
der Fahrradweg in der Strada Morii. Bürgermeister Cluadiu
Mihălceanu
gerät
bei seinen
Argumentationen aber nur selten in Schwierigkeiten. So war es auch in
dieser Sitzung, die sich wegen den zwei Themen, neben acht anderen
schnell abgearbeiteten, in die Länge zog und immerhin über zwei
Stunden dauerte. An dem geplanten Gewerbegebiet hatte man besonders
die eventuelle Lärm- und Umweltbelästigung (Staub & Abgase)
angeprangert. Die womöglich entstehende Asphalt- und Betonfirma,
muss mindestens 50 m von den Wohnbebauungen entfernt sein, und diese
Straßenbaustofffirmen unterliegen heute längst strengen
Umweltregeln, erklärte der Bürgermeister. Er selbst habe sich die
Arbeitsweisen beim Asphaltieren angesehen und könne keine
Umweltbelastungen wie vor Jahrzehnten erkennen.
+
+ + Also kann es bald mit der Bebauung losgehen ... Fehlen nur noch
die Investoren ... Ob
der Bürgermeister vielleicht was weiß, das noch nicht für
Bürgerohren gereift ist? Bei seinen Abschlussworten hat er das
Mikrofon weggedreht. Wie gerne hätte ich doch mit meiner angeborenen
Neugierde Mäuschen gespielt. +
+ +
Unterlegen
aus
SportTim.ro, Timişoara
/ Temeswar; 27.09.2025
Fußball
– D-Liga – Timiș / Temesch - 6.
Spieltag
Universitatea
de Vest din Timișoara
– CSC Millenium Giarmata 3:2
Tabellenplatz: 12 CSC
Millenium Giarmata 6
Montag, 15. September 2025
Jahrmarkt vor 100 Jahren – 3
Wie schnell
aus einer landesweit aktiven Landwirtschaftsorganisation, man nannte
sie damals Kammer, ein Politikum wird, konnte man aus Artikeln in der
BANATER DEUTSCHEN ZEITUNG erfahren. Landwirtschaft und Politik
gehören besonders in einem Agrarstaat, wie Rumänien vor 100 Jahren
einer war, zusammen.
Am
22.
August erschien in der BDZ ein Aufruf zu den
Landwirtschaftskammerwahlen. Sie waren anberaumt für den 25. August
im Konzertsaal der städtischen Musikschule. „Nachmittag von 1 bis
6 Uhr waren [neben anderen Ortschaften] Csernegyhaza und Jahrmarkt
programmiert. Die Wahlberechtigten mussten
nach „Feststellung der Identität“ ihre von der Gemeinde
ausgestellte Wahllegitimation vorlegen. Sollte jemandem seine
Wahllegitimation abhandengekommen sein, so konnte
er im Eilverfahren beim „zuständigen Gemeinderichteramte oder vom
Temesvarer
Bezirksgericht ein
Duplikat erhalten“. Weiter heißt es: „Die Gemeinderichter und
Notäre haben bei der Wahl anwesend zu sein, um eventuelle
Mißbrauchversuche zu verhindern und die Wähler zu legitimieren.“
Also ich würde sagen, ein ganz schöner Aufwand für eine
Bauernorganisation.
Vier
Tage später
konnte man in dieser
Zeitung einen ausführlichen Bericht zu den
Wahlen mit der Überschrift lesen: Die
Landwirtschaftskammerwahlen in Temesvar – Ruhiger Wahlvorgang –
Starke Beteiligung der Wähler – Mißbräuche in Rekasch – Die
Deutsch-Bentscheker Wähler dürfen nicht abstimmen.
Aus dem
Text konnte man dann schließen,
dass ein „ruhiger Wahlvorgang“ durchaus auch als „ziemlich
langsam“ verstanden werden kann. So gesehen „muß die Wahl
voraussichtlich um 2
Stunden verlängert werden
und die Abstimmung kann erst
abends 8 Uhr abgeschlossen werden.“ Auch
die Csernegyhazaer
und Jahrmarkter waren für den
Nachmittag vorgesehen. Und
die Bentscheker? Die sollten in Rekasch ihre Stimmen abgeben, wurden
aber von einem „Gendarmeriekordon“ daran gehindert. Wohlgemerkt:
nur die Deutsch-Bentscheker nicht auch die Rumänisch-Bentscheker.
Aus der Geschichte wurde ein politischer Skandal. Die
„Schwäbische
Volksgemeinschaft“ hat
sich eingeschaltet. Bis zum
Redaktionsschluss war noch nicht klar, ob die Deutsch-Bentscheker von
ihrem Wahlrecht Gebrauch machen konnten.
Am
Folgetag hieß es dann in der
BANATER DEUTSCHEN ZEITUNG schwarz auf weiß:
„Die gestrigen
Landwirtschaftskammerwahlen endeten im Banate mit einer Niederlage
der liberalen Liste. Trotz allen Terrors, trotz aller Drohungen und
Versprechungen siegte die
vereinigte Liste des Schwäbischen Landwirtschaftsvereines und des
‚Sindicatul Agricol‘ mit einer mehr als doppelten Mehrheit. Dabei
ist zu erwähnen, daß im Zentralbezirke sechs von den besten unserer
Gemeinden (Sackelhausen, Jahrmarkt, Schag, Sanktandres,
Deutsch=Sankt=Michael und Kovatschi) infolge der vorgeschrittenen
Zeit überhaupt nicht mehr abstimmen konnten, da die Gemeinden
zufälligerweise
unter den letzten eingereiht
waren.“ Es
gab nur zwei Wahllisten: die Pflugliste (Schwäbische Landwirteverein
& Sindicatul
Agricol) und die Kreuzliste
(regierende Liberalen). Auch ohne die Stimmen der nicht zur Wahl
gelangten Gemeinden haben die „landwirtschaftlichen
Berufsorganisationen“ die Wahl für sich entschieden. Für
die Pflugliste haben 13.653 Personen gestimmt, während sich die
Liberalen auf der Kreuzliste mit 6.285 Stimmen zufrieden geben
mussten. Der ausführliche Beitrag in der BDZ zeigt eindeutig, dass
dieses Blatt eine oppositionelle Stimmungsmache gegen die in Bukarest
regierenden Liberalen fuhr, wenn es z.B. hieß: „Dieser
Wahlsieg hat in mehrfacher Beziehung große Bedeutung. Vor allem hat
unser Volk durch diese Wahl wieder einmal eine Feuerprobe seiner
Einmütigkeit und Diszipliniertheit erwiesen. Es hat den Beweis
wieder einmal dafür geliefert, daß es ein Einheitsvolk ist, als
solches fortleben und behandelt werden will.“ Im Sinne dieses
Banater Deutschtums klingt eigentlich auch der auf der gleichen Seite
dieser BDZ-Ausgabe erschienene Nekrolog, verfasst von Robert
Reiter zum Tode von Ioan
Slavici. Und
was die „Einmütigkeit
und Diszipliniertheit“ der
Banater Schwaben jener Zeit betrifft, … dazu kann man in
Geschichtsbüchern auch andere Meinungen lesen.
Am
28. August titelte dann die gleiche Zeitung: Voraussichtlicher
Sieg der Opposition bei den Landwirtschaftskammerwahlen – Die
endgültigen Ergebnisse in Temesch=Torontal – Teilergebnisse aus
dem ganzen Lande. Und da erfährt
man wieder, „dass in unserem Komitate [...] Gemeinden infolge
Zeitmangel nicht mehr zur Abstimmung zugelassen werden konnten.“
Dazu gehörte aus dem Zentralbezirk auch Jahrmarkt.
Am
29. September 2025 hat die Erste Jahrmarkter Sparkasse
Akt.-Ges. ihre Aktionäre zu
einer ausserord. Generalversammlung für
den 18. Oktober 1925, nachmittags 3 Uhr in die
Institutslokalitäten höflichst eingeladen.
Inseriert wurde folgende Tagesordnung: 1.)
Wahl eines Präses ad hoc, 2.) Eröffnung der Generalversammlung
durch den Präses, 3.) Wahl des Schriftführers, 4.) Abänderung der
Statuten (§§ 17, 21).
Im
Herbst waren Landwirtschaft und Politik dann in einigen Artikeln der
BDZ schön säuberlich getrennt und man konnte am 6. Oktober auf
Seite 6 lesen:
Volkswirtschaft – Prämiierungen in der
Landesviehausstellung. Die
Auszeichnungen wurden in fünf Gruppen (mit verschiedenen
Untergruppen) vergeben: Pferdegruppe, Rindergruppe, Schafgruppe,
Schweinegruppe und Kleintierzuchtgruppe. Auch
zwei Jahrmarkter wurden ausgezeichnet: In der Kategorie Zuchtstuten
ohne Fohlen hat Anton
Loris eine Bronzemedaille
bekommen und in der Schafgruppe konnte
Baron Ambrozy
sich über eine Silbermedaille freuen.
Um
Politik ging es zum Jahresausgang, und zwar um Volkstumspolitik. Die
BDZ vom 16. Dezember 1925 berichtete vom Besuch einiger Mitglieder
des Deutsch-Schwäbischen Volksrates in Jahrmarkt und Bruckenau. In
beiden Ortschaften standen Wahlen auf der Tagesordnung der jeweiligen
Volksgemeinschaften. Zu Jahrmarkt hieß es: „In Jahrmarkt wurde an
Stelle des bisherigen Ortsobmannes Schuldirektor Andreas
Willwerth, der mit viel
Umsicht und Arbeitsfreudigkeit das schwierige Amt des Ortsobmannes
drei Jahre hindurch führte, von der Volksversammlung einstimmig und
mit Begeisterung der beliebte Ortsgeistliche, Konsistorialrat
Nikolaus Anton
erwählt.“
Abonnieren
Kommentare (Atom)