Montag, 30. Juni 2025

Juni 2025 – Giarmata in den Medien


Luzian Geier würdigt Julia Schiff mit einer Buchrezension
aus ADZ.ro – BANATER ZEITUNG; Timișoara / Temeswar; 02.06.2025
Die aus Detta / Deta stammende und in München lebende Schriftstellerin Julia Schiff wurde im März dieses Jahres 85 Jahre alt. Der aus Jahrmarkt stammende und in Augsburg lebende Journalist und Heimatkundler Luzian Geier würdigt die Schriftstellerin mittels einer Rezension des Romans Nirgendwo Europa, der vor zwei Jahren im POP Verlag Ludwigsburg erschienen ist. „Aus der Dettaer Erlebnisgeneration gibt es keine bessere Zeitzeugin als die Schriftstellerin und verdienstvolle Übersetzerin Julia Schiff“, schreibt Luzian Geier.
+ + + Alles Gute zum 85. Geburtstag! + + +

Ende mit Niederlage
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 07.06.2025
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 30. Spieltag
CSC Millenium Giarmata – CSM Lugoj 1:4 (0:1)
Torschützen: Für Giarmata war[en] Sebastian Stoica (Min. 66) erfolgreich, für die Lugojer Ioan Mihoc (Min. 41), Adrian Rus (Min. 49), Beniamin Dobra (Min. 58) und Alexandru Petresc (Min. 78).
Aufstellung CSC Millenium Giarmata: Mario MateiSofronea, Oneţ, Vida, PopeciPefoura, Popovici, Tiberiu Matei, StoicaBurkan, Onosă.
Eingewechselt wurden: Kormany, Balint, Semco, Glujdea.
Trainer: Daniel Moraru
Tabellenplatz:  9  CSC Millenium Giarmata  37
+ + + Das war der letzte Spieltag der Saison 2024 / 2025. 16 Mannschaften waren beteiligt. Ab Herbst sollen es 18 sein. CSC Millenium Giarmata hat von 29 ausgetragenen Spielen 10 gewonnen, siebenmal unentschieden gespielt und 12 verloren. Das hat ein Torverhältnis von 49:62 ergeben. Die Lugojer haben die Serie gewonnen und spielen in der Relegation für die Liga III gegen CSM Târgu Jiu Hin- und Rückspiel. + + +

See bei Cerneteaz
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 10.06.2025
Die Firma SC GIARMATA MINERALE S.R.L beabsichtigt am Lauf des Baches Măgheruș, ca. 2,1 km Nordwest des zu Giarmata gehörenden Dorfes Cerneteaz, einen Baggersee anzulegen.

Markierungen auf der Autobahn
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 10.06.2025
Auf der Westautobahn A1 werden zwischen Giarmata und Remetea Mare neue Fahrbahnmarkierungen vorgenommen.

Elektronischer Katalog
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 13.06.2025
50 Schulen im Kreis Timiș / Temesch benutzen elektronische Kataloge. Auch die Schule in Giarmata. Alle Schulen in Rumänien dürfen dieses System zum Eintragen von Noten nutzen. Unter einer Bedingung: Die Beschaffung der entsprechenden Geräte darf nicht von den Eltern der Schüler finanziert werden, sondern von der Schule oder aus anderen Geldquellen.

Verkehrsunfall zwischen Giarmata un Dumbrăvița
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 14.06.2025
Ein Motorrad und ein Auto sind zusammengeprallt. Die 27-jährige Motorradfahrerin und der 26 Jahre alte Kfz-Fahrer wurden einem Alkoholtest unterzogen, beide Proben waren negativ. Die Frau wurde mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Schluss auch für die Liga V
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 15.06.2025
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 30. Spieltag
AS Unirea Cerneteaz - AS Avântul Jamu Mare  4-2 (1:1)
Torschützen: Răzvan Plopeanu, Daian Jivan, Răzvan Popovici und Bogdan Andriucă bzw. Denis Pincovai und Cristian Tjiriti.
Tabellenplatz:  5  AS Unirea Cerneteaz  55
Und das ist die Bilanz der beendeten Saison: Von 29 ausgetragenen Spielen haben die Cerneteazer 17 gewonnen, vier unentschieden gespielt und acht verloren. Das Torverhältnis ist das zweitbeste der Liga-Serie: 114:56.
+ + + Besser waren nur die Sackelhausener von CSC Săcălaz. Die haben auch die Serie II in der Liga 5 - eigentlich die Kreismeisterschaft des Kreises Timiș / Temesch - gewonnen und werden nächste Saison in der D-Liga spielen, also auch gegen CSC Millenium Giarmata.

Altkleidersammlung
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 25.06.2025
Die in Partnerschaft arbeitenden Firmen RETIM und ADID organisieren für die Zone 1 um Timișoara eine Altkleider- und Textiliensammlung. Die Aktion ist kostenlos. Für Giarmata wurde folgender Termin festgelegt: 10. September, 11:00 bis 18:00 Uhr, im Gemeindezentrum.

Gäste in der Gemeinderatssitzung
aus PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata / Jahrmarkt, 26.06.2025
- Giarmata pflegt seit vielen Jahren eine Zusammenarbeit mit dem Verein Asociația Colinele Recaș. Dieser Verein ist aktiv sowohl im Bereich sozial benachteiligter Kinder als auch für Problemfälle bei Erwachsenen angedacht. Herr Tiuch hat einige Projekte des Vereins erläutert. Vor allem ging es um die Errichtung zweier Zentren für sozial Schwache: Centrul Respiro Giarmata (für Erwachsene) und Centrul Respiro Cerneteaz (für Kinder – besonders aus der ortsansässigen Romagemeinschft). Die Geschichte soll über 2.100.000 Euro kosten. Man hofft natürlich auch auf einen Beitrag der Gemeinde Giarmata.
- Die drei Gebäude der ehemaligen IAS im Gemeindezentrum waren bisher je in einem eigenen Grundbuch eingetragen. Und siehe da, schon gab es dubiose Ansprüche auf diese Gebäude, die die Gemeinde eigentlich demolieren will. Jetzt wurden alle drei Gebäude in ein einziges Grundbuch eingetragen und man kann laut Bürgermeister Mihălceanu „problemlos mit den Arbeiten beginnen.“ 
- Es gibt in einer Gemeinderatssitzung natürlich auch mal aufheiternde Momente. Ein Beispiel aus dieser Sitzung vom 26. Juni: Herr Bunescu, Exbürgermeister und nicht mehr der Jüngste im Kreise der Giarmataer Gemeinderäte, hatte sich an diesem heißen Junitag per ZOOM zuschalten lassen. Die Sitzung leitete eine junge, hübsche Dame. Bei solchen Online-Präsenzen gibt es oft irritierende Situationen wie etwa Bild- oder Tonstörungen. Bei einer Abstimmung kam es dann zu folgender Situation. 
SITZUNGSLEITERIN: Herr Bunescu?
(Bunescus unsicheres Handzeichen und ein unklarer Ton führten zu folgender Reaktion.)
SITZUNGSLEITERIN: Sie überraschen uns.
BUNESCU: Bei diesem Alter kann ich Ihnen keine Überraschung mehr machen.
(Allgemeine Erheiterung.)
+ + + Radio Timișoara meldete in den Mittagsnachrichten des 26. Juni 2025 Temperaturen von gefühlt 42° C. + + +

Montag, 23. Juni 2025

Jahrmarkt vor 100 Jahren – 1

Jahrmärkte gab es schon viel länger als vor 100 Jahren. Auch „der“ vom Singular und einer (rein grammatisch gesehen) neutralen Artikel-Genus-Symbiose geprägte Jahrmarkt ist schon älter. So gesehen hat auch „das“ Jahrmarkt ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Franz Junginger, der Autor des Ortssippenbuches der katholischen Pfarrgemeinde Jahrmarkt / Banat und ihrer Pfarrfilialen 1730 – 2007, stellt sein Vorwort in diesem Buch (drei Bände à 728, 792 und 735 Seiten) unter die Frage: Was sagen uns die Jahrmarkter Kirchenbücher? Vor allem überliefern sie uns Namen und Zahlen, Daten über das Werden, Heiraten und Sterben aus zurückliegenden Jahrhunderten. Man kann sich so manches zusammenreimen, ohne aber viele Details aus dem Leben, dem Alltag der Bewohner von Jahrmarkt zu erfahren. Dazu muss man sich schon auf eine eventuell existierende Ortsmonographie verlassen können. Der Jahrmarkter Heimatkundler und Journalist Luzian Geier schreibt in einem weiteren Vorwort des Jahrmarkter Ortssippenbuches „über eine frühe ethnographisch-topographische Ortsbeschreibung“ aus den Jahren 1864, die von mehreren Personen „aufgrund eines für damalige Zeiten wissenschaftlich angelegten Fragebogens“ verfasst und von „Kaspar Ruttner, Richter, Johann Müller, Kassier, Peter Bauer, Geschworener, und dem damaligen Notar“ auch signiert wurde. Vom Alltag ihrer Vorfahren können interessierte Jahrmarkter aus zwei weiteren wertvollen Broschüren, Temesgyarmat – Ein Beitrag zur Geschichte der Entstehung und Entwicklung dieser Gemeinde (Innsbruck, 1913) von Pfarrer Franz Demele und Temesgyarmat während der Kriegszeit 1914 – 1918 (Temesvar, 1919) ebenfalls von Pfarrer Franz Demele, einiges erfahren. Als originellstes Dokument zur deutschen Geschichte von Jahrmarkt kann man wohl die Quellenedition (1996) Die deutsche Besiedlung der Banater Großgemeinde Jahrmarkt – Jarmatha – in den Banater Akten des Hofkammerarchivs Wien von Franz Urban betrachten. Vorwiegend zeitgenössische Beiträge (Belletristik, Erinnerungen) zum Leben der Deutschen in Jahrmarkt, heute Giarmata, eine Großgemeinde nordwestlich von Temeswar, haben auch andere ehemalige Bürger dieser Ortschaft in Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Spontan fallen mir ein Franz Frombach, Marianne Ebner, Peter Oberle, Josef Goschy, Peter Grosz, Johann Probst, Katharina Kilzer, Mathias Kaiser, Mathias Loris u. a.. Die in Deutschland aktive Heimatortsgemeinschaft (HOG) hat auch schon mehrere Bücher (Anthologien) veröffentlicht, in denen Menschen aus Jahrmarkt von ihrem Leben in der „alten Heimat”, wie sie ihr in der „Banater Hecke” zurückgelassenes Dorf nennen, erzählen. Das alles zusammen ergibt den gebündelten Fokus vieler Blicke von innen.

Um den Fokus eines oder eines Bündels von Blicken von außen zu erhaschen, muss man versuchen, herauszufinden, ob überhaupt jemand sein Augenmerk auf dieses Dorf geworfen hat. Die besten, wenn auch nicht immer zuverlässigsten Quellen für ein solches Vorhaben, waren und sind heute noch die Medien. Vor hundert Jahren waren das auch im Banat Zeitungen und Kalender. Durch die Digitalisierung und Veröffentlichung solcher geschichtsträchtiger Datenträger können wir auch heute Einblicke in das Leben unserer Vorderen in Jahrmarkt gewinnen. Was hat sich 1925 dort unten, wo auch wir später noch eine Zeit gelebt haben, zugetragen. Was war den auswärtigen Blicken überhaupt eine Berichterstattung wert? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden habe ich zwei damals in Temeswar erscheinende Zeitungen (digitalisiert) durchgeblättert (durchgeskrollt): die TEMESVARER ZEITUNG (erschien vom 15. Januar 1852 bis zum 24. April 1949) und die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG (15. Mai 1925 – 15. März 1941).

In der BANATER DEUTSCHE ZEITUNG (BDZ) erschienen im Jahr 1925, also vor 100 Jahren, 26 Beiträge mit Hinweisen auf die Ortschaft Jahrmarkt im rumänischen Banat. In der TEMESVARER ZEITUNG (TZ) waren es hingegen nur zwei. Am 27. Mai wurde auf Seite 4 dieser Tageszeitung eine Neue Bezirkseinteilung des Komitates veröffentlicht, worin es heißt, dass „dem Rekaser Bezirk noch die Gemeinden Jahrmarkt, Ghisoda, Mosnitza und Bruckenau“ angehören; „die drei ersten bleiben beim Zentralbezirk, die Gemeinde Bruckenau aber beim Vingaer weg.“ Dass diese auch aus „topographischer“ Sicht vorgenommene Änderung selbst in der Hauptstadt Bukarest gutgeheißen werden mussten, zeigt die folgende Information im Artikel: „Präfekt Dr. Iulius Coste richtete aus Bukarest an den Subpräfekten Cornel Bejan ein Telegramm, laut welchem der Präfekt wahrscheinlich erst morgen Mittag aus der Hauptstadt hier eintrifft und sogleich die letzte Ueberprüfung der projektierten neuen Bezirkseinteilung vornimmt, um dann das ganze Material dem Innenministerium zu unterbreiten.“ Schon vor 100 Jahren galt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Genau drei Monate später, am 27. August konnte man eine ebenfalls sozial-politische Nachricht in der TZ auf Seite 3 lesen. Der Artikel trägt den Titel Die Wahlen für die Ackerbaukammer. – Die Liste der Opposition durchgedrungen – Resultat bei der Temeswarer Sektion. Als der Präses der Temeswarer Sektion, Bezirksrichter Agrariu, die Wahlen in der Ackerbaukammer um 20 Uhr als abgeschlossen erklärte, verkündete er auch, „daß zehn Gemeinden“, unter ihnen auch Jahrmarkt, „wegen Zeitmangel nicht an die Reihe kommen konnten, weshalb die Wähler dieser Gemeinden von der Abstimmung enthoben wurden.“ Die Sektionen der Ackerbaukammer waren anscheinend nicht mit den Bezirken des Komitats Temes-Torontal (nach der Reform im Mai 1925) identisch. Daraus und aus einer nicht eindeutigen Differenzierung zwischen den Begriffen „Bezirk“ und „Sektion“ darf man schließen, dass bei dieser Wahl die Jahrmarkter nicht zu „Rekas“ gehörten, sondern zum Bezirk / Sektion „Temesvar und Zentralbezirk“. Nach der Auszählung, die „bis halb 2 Uhr nachts“ dauerte, standen unter anderem auch folgende Ergebnisse fest: Rekas – Kreuzliste 442, Pflugliste 861, Annulliert 128; Temesvar und Zentralbezirk – Kreuzliste 728, Pflugliste 1441, Annulliert 156. Wie auch immer, die Jahrmarkter hatten keinen Beitrag zu diesem Ergebnis geleistet. Schade, handelte es sich doch um eine landesweite Wahl und nicht wie vielleicht vermutet um eine Regional- oder gar Vereinswahl. Zum Schluss heißt es in dem Artikel: „Aus Bukarest wird telegraphiert: Die Wahlen in die Ackerbaukammern sind – soweit bisher bekannt – im ganzen Lande, abgesehen von einigen bedeutungslosen Zwischenfällen, ruhig verlaufen.“
Anton Potche

Montag, 16. Juni 2025

Was heißt hier ... vergessen?


Ileana Vulpescu: De-amor, de-amar, de-inimă albastră - roman; Editura Tempus, 2005; ISBN 973-85140-6-1; 407 pagini, 25,-- lei.

Ein rumänischer Roman in der 1. Person. Die in Ich-Form geschriebenen Romane verleiten natürlich schnell zur Annahme, dass hier viel Autobiografisches in die Handlung eingeflossen ist, ja es sich sogar um eine camouflierte Autobiografie handeln könnte. So erging es mir auch mit diesem Buch von Ileana Vulpescu, mit dem umständlichen und schwer zu übersetzenden Titel Von Liebe, von Leid, von blauem Herz. Andere dem Deutschen mächtige Leser dieses Romans finden wahrscheinlich schnell einen anderen Titel. Mich hat das Buch nach den ersten zehn Seiten dazu veranlasst, zu schauen, wer diese rumänische Schriftstellerin überhaupt ist.

Ileana Vulpescu (1932 – 2021) war eine in Sachen Sprachen vielseitig gebildete Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie hat an der Philologiefakultät der Universität Bukarest französische Literatur studiert und am Linguistik-Institut der Rumänischen Akademie an zwei Standardwerken der rumänischen Sprache gearbeitet: Dicționarul limbii române (Wörterbuch der rumänischen Sprache) und Dicționarul explicativ al limbii române (Erklärendes Wörterbuch der rumänischen Sprache). Ich benutze besonders das zweite Sprachlexikon noch heute sehr gerne – online natürlich.

Ileana Vulpescu hat Prosa und Theater geschrieben. Ihr Sprachtalent hat sie in Übersetzungen aus dem Englischen, Französischen und Spanischen ins Rumänische zur Geltung gebracht. Obwohl sie als Literatin ziemlich spät gestartet ist (1966), hat sie ein ansehnliches Œvre hinterlassen: 15 Prosabände (meistens Romane), 26 Übersetzungen, sechs Theaterstücke (Die Kunst der Konversation – mit über 1000 Aufführungen) und viele andere Beiträge in Zeitschriften und Anthologien.

Alles klar nach 10 Seiten: Dieser Roman ist ein Roman und keine schön geschriebene Vita. Und er liest sich auch fließend, obwohl die Sprache ziemlich archaisch daherkommt, so als wären die Sätze in der Zwischenkriegszeit entstanden und nicht erst kurz nach der Jahrtausendwende.

„E timpul timp și este și un timp al fiecăruia. Ultimul are și început și sfârșit.” („Die Zeit ist Zeit und ist auch die Zeit jedes Einzelnen. Letztere hat auch Anfang und Ende.“) Wie wahr! Die von Seite zu Seite sympathischer werdende Hauptfigur dieses Romans stellt sich so vor: „În actul de naștere mă numesc Boboc Argentina. În cel de botez – Adelina.” („Im Geburtsschein heiße ich Boboc Argentina. Im Taufschein – Adelina.“) Das war im Jahr 1932 in einem oltenischen Dorf. Sein Name: Brăteasa. Und seine Einwohner teilweise noch Analphabeten. 

Was folgt, ist die Lebensgeschichte einer Frau mit viel Liebe, aber keiner festen Bindung, mit immer wiederkehrenden Gemütsschwankungen ob der eigenen Unfruchtbarkeit, mit einer Berufslaufbahn in der Medizin, und mit vielen Verwandten, die sie durchs Leben begleiten. Das heißt, auch durch den Kommunismus und die ihm folgende Transformation der rumänischen Gesellschaft.

Ich habe mich regelrecht in dieses harmlose, ja, triviale Geschehen hineingelesen, vertieft. Auch weil ich so vielen Wortarten begegnete, die mich zurück in meine Jugendzeit führten. Als ich zum Beispiel las: „Ochii care nu se văd se uită. Was heißt hier ... vergessen? Plötzlich war alles wieder da. Wie gerne würde ich wissen …

Ich habe das Buch dann weggelegt und erst nach einem Monat wieder hervorgenommen, um es bis zum letzten Satz zu lesen, der dort lautet: „Mă uit pe fereastră la frunzele pe care toamna le eliberează din copaci și la stolul de vrăbii din teiul rotat, în rînd cu balconul. Ele în ce ‘Anotimp’ s-or afla? Timpul lor oare cînd o fi? Poate mereu, poate niciodată.” („Ich betrachte durchs Fenster die Blätter, die der Herbst aus den Bäumen befreit, und die Sperlingschar aus der mit dem Balkon aufgereihten Linde. In welcher 'Jahreszeit' werden sie sich wohl befinden? Wann wird ihre Zeit sein? Vielleicht immer, vielleicht nie.“)

Ein in Rumänien bekannter Psychologe, Buchhändler und Blogger, Sever Gulea, beendete eine im Jahre 2017 verfasste Rezension zu diesem Buch mit folgendem Fazit: „Și acest volum [...] oferă o experiență de lectură aparte pentru cititorul contemporan: un popas într-o lume a scriiturii frumoase, care reușește să te echilibreze, pe alocuri poate sentimentală, ușor etnocentristă, dar cu siguranță rodul unui talent capabil să recreeze o atmosferă și să amprenteze caractere durabile și povești de viață ce pot atinge, prin sensibilitate și adâncime psihologică, cititorii oricărei generații.“ (https://blog.libris.ro/2017/09/20/de-amor-de-amar-de-inima-albastra-ileana-vulpescu-recenzie/) („Auch dieses Buch [...] gewährt dem zeitgenössischen Leser eine außergewöhnliche Erfahrung: Eine Rast in der Welt der schönen Schrift, die dich ausgleichen kann, teilweise vielleicht sentimental, leicht ethnozentrisch, aber sicher die Ernte eines Talents ist, fähig, eine Atmosphäre wiedererstehen zu lassen und bleibende Charaktere zu prägen wie auch Lebensgeschichten, die durch Sensibilität und Tiefenpsychologie die Leser jedweder Generation berühren können.“) Wo er Recht hat, hat er Recht.

Anton Potche

Freitag, 6. Juni 2025

Seppi und Peppi reden über Friedrich der Lange und Donald der Geschwätzige

Seppi und Peppi unterhalten sich im Mohrenkopf über eine Fernsehsendung.

- Und, wie war‘s?
- Normal.
- Was heißt normal?
- Donald hat geredet.
- Und Friedrich?
- Hat zugehört.
- Und was hat Donald gesagt?
- Blödsinn.
- Nur?
- Nicht nur, aber viel.
- Ein Beispiel?
- Der Wolodymyr und der Wladimir sind wie Dreijährige auf dem Spielplatz, wenn sie sich in die Haare geraten.
- Wortwörtlich?
- So ähnlich.
- Und dann?
- Muss man sie sich eine Weile verkeilen lassen, bevor man sie voneinander trennt. So ist es auch beim Fußball.
- Nennt man das die hohe Kunst der Diplomatie?
- So spricht man eben im berühmt berüchtigten Oval Office in Washington.
- Waren andere Leute auch noch dabei?
- Na klar: Politiker und Journalisten.
- Und mehr gibt es nicht zu erzählen von diesem Treffen?
- Eigentlich nicht. Ich denke, wir sollten uns lieber …
- Du hast recht. Bedienung …

Was wird das nur, wenn die erste Hitzewelle über das Weiße Haus schwappt?